Der Pfarrer, der Blitzableiter baute
Nicolai wurde am 26. November des Jahres 1739 in Berlin als Sohn eines Schuhmachers geboren. Nach seiner Tätigkeit als Dorfschullehrer war er 34 Jahre lang in Dresden als Lehrer und später erster Direktor des Lehrerseminars in der Friedrichstadt tätig. Er befasste sich mit sehr vielen, unterschiedlichen Dingen, die ihn umgaben. Sein Interesse galt auch den Naturwissenschaften. Weniger bekannt ist, dass er Verfasser mehrerer Bücher war, die sich mit diversen Themen verschiedener Wissenschaftszweige beschäftigten. So schrieb er beispielsweise über das Kalenderwesen, über die Himmelskunde und die Benutzung eines Blitzableiters, ja sogar über Hunde und Seidenraupen. »Wo der denkende Mensch hinsieht, trifft er auf Gegenstände, die ihn – wenn er sie genau betrachtet und darüber nachdenkt – in Verwunderung setzen«, schrieb er in einem seiner Bücher.
Erkenntnisgewinn durch die Beobachtung der Natur
Der Wechsel der Jahreszeiten, die Veränderungen bei den Tieren und Pflanzen, die ihn im Jahreslauf umgaben und die Anpassungsfähigkeiten des Lebens – all das war für ihn Ursache zu Neugier und Erkenntnisgewinn. Nicolai hat sich auch mit der Himmelskunde, der Astronomie, beschäftigt und darüber zwei überaus lesenswerte Büchlein verfasst. Er beschreibt darin, wie man sich, nur mit einer Sternenkarte ausgerüstet, den nächtlichen Himmel erschließen kann. Er charakterisiert die Himmelskörper, erklärt dem unkundigen Laien Sonne, Mond, Planeten und Sterne und lädt dazu ein, selbst zu schauen und zu beobachten. Nicolai schien vom Sternenhimmel fasziniert zu sein.
Carl Heinrich Nicolai wollte mit seinen Büchern dazu anregen, dass sich möglichst viele Menschen mit der Beobachtung der Natur und den sie umgebenden Wundern beschäftigen. Er hatte als Lehrer und später als Pfarrer viel mit Menschen zu tun und konnten so direkt auf sie einwirken.
Im fortgeschrittenen Alter als Pfarrer tätig
Im Alter von 58 Jahren legte Nicolai eine Prüfung in Theologie ab und übernahm die frei gewordene Pfarrstelle in Lohmen. Hier versuchte er, den Schmerz über den Tod seiner ersten Frau zu überwinden, mit der er seit 1769 verheiratet war. Im Jahr 1799 heiratete er dann erneut. Da Nicolai von der Schönheit der Landschaft um Lohmen fasziniert war, gab er im Jahre 1801 den ersten »Wegweiser durch die Sächsische Schweiz« heraus. Bis 1825 erschien das Büchlein in fünf Auflagen und machte den Autor relativ bekannt. Sein Pfarrhaus in der Gemeinde war dadurch erste Anlaufstelle für Reisende in die Sächsische Schweiz. Der Ort Lohmen war zur damaligen Zeit das Tor zur Sächsischen Schweiz, da die Anreise noch nicht – wie heute üblich – über Pirna mit der Bahn oder über die Straße erfolgte. Nicolai führte persönlich zahlreiche Reisende durch die »Schweiz«.
In einer Denkschrift zum Thema Blitzableiter veröffentlichte Carl Heinrich Nicolai seine persönlichen Erfahrungen mit dem Bau und dem Betrieb derartiger Einrichtungen. Er hatte an Pfarrhaus und Kirche Blitzableiter selbst angebracht. Zuletzt verfasste Nicolai noch seine Autobiografie.
Carl Heinrich Nicolai starb am 18. September 1823 in Lohmen. Er hinterließ fünf Töchter und vier Söhne. Das 1973 restaurierte Grab Nicolais ist in unmittelbare Nähe der Kirche auf dem Lohmener Friedhof zu finden. Außerdem erinnern der nach im benannte »Nicolaiweg« und eine Steintafel in der Nähe der Basteibrücke an das Wirken des Pfarrers Nicolai in der Sächsischen Schweiz.