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Wir müssen Brücken bauen

Dresden/Bad Schandau. Einstürzende Brücken und marode Infrastruktur. Sachsen muss jetzt Brückenbauer werden.

Sachsen, aber auch andere Teile der Bundesrepublik, haben ein Brückenproblem. Um das Bauen und Pflegen von Brücken scheint es hierzulande nicht gut bestellt zu sein. Erinnern wir uns an die Diskussionen um die Waldschlösschenbrücke oder den maroden Zustand vieler Autobahnbrücken.

Brücken verbinden – aber nicht nur Flussufer, Länder und Kontinente, auch Nationen, Gedanken, politische Lager, Zeitläufe und Menschen allgemein. Dies scheint in der heutigen Zeit, zumindest in unseren Breitengraden, in Vergessenheit geraten zu sein. Am 11. September 2024 erlebte Dresden seinen »Nine-Eleven-Moment«, als Teile der Carolabrücke in die Elbe stürzten. Damit hatte wohl keiner gerechnet, zumindest vom Laien. Den Stadträten, allen voran Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne), war der marode Zustand der Brücke lange bekannt. Jetzt kann es noch Jahre dauern, bis eine neue Elbquerung an dieser Hauptpulsader neu errichtet werden kann.

Aktuelle Gutachten gehen von einem kompletten Abriss, also aller drei Brückenzüge, der Carolabrücke aus. Viele weitere Brücken in Dresden und ganz Sachsen gerieten im Anschluss auf den Prüfstand und wiesen teilweise erhebliche Schäden auf.

 

Bad Schandau

Anfang November folgte auch für die wichtige Elbbrücke in Bad Schandau die Hiobsbotschaft, dass man nach einer kurz zuvor durchgeführten Prüfung neben Rissen auch eine Absenkung der Brücke sowie austretendes Rostwasser feststellte. Wie bei der Carolabrücke in Dresden wurde auch in Bad Schandau spannungsrisskorrosionsgefährdeter Hennigsdorfer Spannstahl verbaut, der zu spontanem Versagen neigt.

Es folgte die komplette Sperrung der Elbbrücke und damit der bis nach Tschechien führenden Bundesstraße 172 und der Elbe als internationale Wasserstraße. Nach umfangreichen Untersuchungen und Materialentnahmen an der Elbbrücke Bad Schandau, welche seit Ende November laufen, kommt man aktuell (Stand 17. Dezember 2024) zur Einschätzung, dass man mit der Sperrung der Brücke den richtigen Schritt gegangen ist.

»Zwar weist die Brücke erhebliche Schäden auf, jedoch bleibt sie nach dem aktuellen Prüfstand standsicher, solange sie nicht belastet wird – das bedeutet, solange kein Verkehr über sie führt«, heißt es aus dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Für weitere Untersuchungen der Brücke, welche voraussichtlich bis Juni 2025 andauern werden, wird die Brücke gesperrt bleiben. Danach soll über die Zukunft des Bauwerks entschieden werden. Anderslautend einer missverständlichen Aussage des Dresdner Baubürgermeisters Kühn am 11. Dezember, ist nicht mehr mit einer Wiederfreigabe der Bad Schandauer Elbbrücke zu rechnen. Daher ist bereits jetzt mit der Planung einer Behelfsbrücke begonnen worden, welche als Voraussetzung für den späteren Ersatzneubau der Elbbrücke dienen soll.

Jetzt heißt es also Brücken zu bauen, über unsere Flüsse, über politische Lager, über Länderblöcke und Wertesysteme, hinein ins neue Jahr. Für eine friedliche und die Menschen verbindende Zukunft.


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