

Was verbinden Sie selbst mit Ostern im Spreewald?
Die zahlreichen Osterfeuer sind ein beeindruckendes Merkmal verbliebener Spreewälder Ostertraditionen, ebenso, wie die zahlreichen Dekorationen an Häusern und in Vorgärten. War es früher das Wiedererwachen der Natur, ist es heute eher ein Startschuss in die Tourismussaison.
Der Spreewald ist eng mit den Sorben/Wenden verwurzelt. Was zeichnet ein traditionelles Osterfest im Spreewald aus?
Das traditionelle Ostern, wie es vielleicht vor 100 Jahren stattfand, hat sich stark gewandelt. Das einstige Pingelholen beim Paten, die Ostersemmel, das Waleien, das Osterwasserschöpfen und Ostersingen finden kaum oder nur noch sehr vereinzelt statt, wie etwa das Ostersingen in Burg und in Werben. Heute ist Ostern ein Fest der Familienbegegnung und der Kindergeschenke geworden. Das einst einfache Färben der Eier mit Naturfarben ist bei manchen durch eine kunstvolle Gestaltung, in Anlehnung an Oberlausitzer Traditionen, erweitert worden.
Aus welcher Motivation heraus haben Sie sich diesem Thema angenommen?
Nach meinem Büchlein »Weihnachten im Spreewald – ein Rückblick« musste der Logik folgend auch über das eigentlich wichtigere Fest das Büchlein »Ostern im Spreewald – ein Rückblick« folgen. Während die heidnischen Vorfahren eher die Auferstehung der Natur feierten, feiern die Christen die Auferstehung Jesu. Ostern hat daher in den Augen der Sorben/Wenden eine besondere Symbolkraft.
Wie haben Sie sich dem Thema genähert und woher haben Sie Ihre Informationen bezogen?
Glücklicherweise verfüge ich über ein ausgezeichnetes Netzwerk. So mancher kramte im Familienalbum und förderte beeindruckende Zeitdokumente hervor, so mancher erinnerte sich an die Erzählungen der Großeltern. In der frühen Spreewaldliteratur fand sich reichlich Nachlesenswertes, sodass ich über einen gewissen »Osterfundus« verfügen durfte. Sicher gäbe es noch das eine oder andere zu berichten, aber manches ist auch sehr speziell und nur in einzelnen Familien etabliert gewesen.
Welches Fazit ziehen Sie nach Abschluss Ihres Buches: Wie unterscheidet sich das Osterfest im Spreewald von anderen Regionen Deutschlands?
Heute gibt es wohl sicher regionale Unterschiede im gelebten Brauchtum, als Begegnungsfest scheint es sich überall etabliert zu haben – ähnlich dem Weihnachtsfest. Im Spreewald fällt eher auf, dass sich hier traditionelles Brauchtum noch länger gehalten hat, als vielleicht anderswo.
Gibt es bestimmte Bräuche oder Rituale, die vom Aussterben bedroht sind oder durch neue Gepflogenheiten abgelöst werden?
Wie bereits erwähnt, findet das einst so wichtige Osterwasserholen nicht mehr statt – von einzelnen familiären Ausnahmen einmal abgesehen. Auch Walein findet bestenfalls nur noch in sorbisch/wendisch geprägten Kindereinrichtungen statt. Doch Traditionen dürfen sich auch ändern: Aus der Asche des Osterfeuers kann Terra Preter gewonnen werden, im Osterfeuer werden keramische Brände mit Glück- und Segenswünschen geschaffen – diese ganz neuen Entwicklungslinien könnten sich etablieren. Und seit 20 Jahren gibt es auch im Spreewald ein Osterreiten – nicht nur in der Oberlausitz.
Was ist für Sie selbst das Schönste an den Ostertagen im Spreewald?
Mit etwas Glück kann man die aufblühende Natur erleben, die dem Fest einen passenden und wunderschönen Rahmen liefert. Viele haben ihr Grundstück österlich dekoriert, wobei ich den mit bunten Plastikeiern vollgehangenen Forsythienstrauch eher nicht so gut finde, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Sie sind selbst Spreewälder, leben in Raddusch. Wie sieht bei Ihnen zu Hause das Osterfest aus und welche Traditionen pflegen Sie dabei?
Wir pflegen keine besonderen Traditionen, die Kinder sind aus dem Haus, wir genießen die Feiertage wie jeder andere auch. Allerdings werden wir am Sonn- oder Montag mit Möberts in der Asche wühlen und unsere Keramikarbeiten ans Tageslicht befördern – eine Erinnerung an Ostern 2025.
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