Garrenchen hat sein Steinkreuz zurück
Wie Gerald Lehmann, Bürgermeister der Stadt Luckau, sagt, ist es ein sagenumwobenes Steinkreuz. Einer Sage nach habe ein Fuhrmann einen anderen Fuhrmann bei Garrenchen erschlagen. Das Gericht in Luckau habe dem Mörder ebenfalls zum Tode verurteilt. Er sei auch erschlagen worden. Das Steinkreuz soll an den Vorfall und an die beiden Fuhrmänner erinnern. „Das berichtet die Sage über die Entstehung des Kreuzes“, erzählt Lehmann. „Doch bis heute ist nicht geklärt, wie und wann das Kreuz aus Garrenchen verschwand.“
Steinkreuzsammler Helmut Zehl aus Freital gehörte zu den ersten Menschen, denen das aufgefallen ist. Er suchte im September und im Oktober 2011 das Steinkreuz bei Garrenchen: „Doch ich habe es nicht gefunden. Es war verschwunden.“ Zehl hat bis heute 1.200 Steinkeuze dokumentiert.
Das Brandenburgische Landesdamt für Denkmalpflege wurde eingeschaltet. Doch dessen Nachforschungen und die der Polizei blieben erfolglos. Im Jahr 2015 entdeckte ein aufmerksamer Bürger das gesuchte Kreuz zufällig auf einem Grundstück in einer zirka 80 Kilometer entfernten südbrandenburgischen Kleinstadt. Der Besitzer habe das Kreuz angeblich auf einem Sandhaufen gefunden. Jetzt steht das Steinkreuz in der Ortsmitte von Garrenchen, zirka 650 Meter von seinem alten Standort entfernt. Informationstafeln liefern passende Erklärungen zum Denkmal.
Bürgermeister Gerald Lehmann ist dankbar, wie er sagt, dass das Kreuz jetzt fast an seinem alten Standort zurückgekehrt ist: „Es ist für die Menschen hier ein Stück Heimat. Die dazugestellten Informationen sind eine schöne Beigabe. Das Steinkreuz kann sich zu einem tourischen Punkt entwickeln, wo man etwas über Land und Leute erfährt. Ich danke allen, die mit ihrem Engagement das Kreuz zurückgebracht haben.“ Prof. Dr. Franz Schopper, Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Leiter des Archäologischen Landesmuseums und Landesarchäologe, verfolgte die Rückführung des Steinkreuzes nach Garrenchen. „Am neuen Standort ist das Kreuz jetzt näher an den Bürgern. So ein Steinkreuz gehört in die Mitte der Bürgerschaft. Es ist ein Objekt der Identifikation. Diese Rückführung ist ein wichtiger Schritt, denn solche kulturellen Hinterlassenschaften locken immer wieder auch Gäste an. Ich hoffe, dass dadurch noch mehr Leute die Niederlausitz besuchen“, sagt Schopper und spricht von der Route der Zentralen Archäologischen Orte. Diese werde gerade mit der Stadt entwickelt. Die Route verknüpft bedeutende Bodendenkmale der Region.
Ortsvorsteher Bernd Krettek freut sich über den neuen Standort des Kreuzes: „Es hat Garrenchen schon in der Vergangenheit bekannt gemacht und wird dies an dieser Stelle jetzt hoffentlich fortführen. Es führt ja auch ein Radweg direkt am Kreuz vorbei.“ Die Ortsmitte ist der dritte Standort des Kreuzes. Jahrhunderte lang stand es an einer Weggabelung an der Straße von Luckau nach Calau. Nach dem Bau der weiter südlich gelegenen Chaussee im 19. Jahrhundert (heute Landesstraße 52) verlor die alte Wegeführung ihre Bedeutung und wurde überpflügt. Das Kreuz stand nun auf freiem Feld an einem Wassergraben.
In Brandenburg sind heute etwa 80 Standorte von Steinkreuzen bekannt, zirka 70 Kreuze sind noch erhalten.