»Dem Jugenhaus Wartburg auf die Beine helfen«
Ulrich Warnatzsch, der in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden ist, arbeitet noch immer. Die Menschen, die in das Haus aus Steinen kommen, sind für ihn lebendige Steine, ein jeder von ihnen eine Bereicherung. Unzählige ehrenamtliche Stunden von ihm und seinen Helfern stecken in den vielen Wänden in diesem Häuserkomplex mit über 2000 Quadratmetern Nutzfläche, das auf einem, für die Innenstadt untypisch großen, Grundstück mit über 5000 Quadratmetern steht. Die großen Spielflächen sind wunderbar für die Kleinen in der Kindertagesstätte »Samenkorn« in diesem Haus. Beim Umbau der Kita sind viele Räume und Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in Mitleidenschaft gezogen worden. Um sie zu reparieren und zu erneuern, braucht das Jugendhaus Hilfe. Allein kann das Haus die massiv gestiegenen Baupreise nicht abfangen. Trotz aller ehrenamtlichen Arbeit nicht. Denn das Material kann in den Baumärkten nicht einfach abgearbeitet werden, an den Kassen ist nur Geld Zahlungsmittel.
Wenn im Bereich der Kita »Samenkorn« nicht saniert wird, droht die Schließung der Einrichtung. Und bis zu 75 Eltern hätten dann ein Problem, wenn ihre Lieblinge, während sie arbeiten, nicht mehr betreut werden können. Die Kita ist ein wichtiger Teil der in der Wartburg stattfindenden Arbeit zur Stärkung von Kindern, Jugendlichen und Familien. Doch die amtliche Mängelliste kann nicht ignoriert werden. Die Kita muss umfangreich umgebaut und saniert werden. Undankbar will man keineswegs sein, denn mit Hilfe einer öffentlichen Förderung, über Stiftungen, Spenden und vieler Eigenleistungen wurde die Finanzierung des Baus möglich und gesichert. Dann aber traten während der zweijährigen Bauzeit drastische Verteuerungen ein, die dazu führten, dass nur die nötigsten Arbeiten zur Nutzung der Kita abgeschlossen werden konnten. Auch im Umfeld und in den Räumen für die Kinder und Jugendlichen ist noch viel zu tun. Der Sportplatz muss wiederhergestellt werden, die baubedingten Schäden im Keller und in den Sälen sind zu reparieren, eine Rauchabzugsklappe im Treppenhaus muss eingebaut werden. Derzeit ist dort, Richtung Himmel, ein großes Loch in der Decke.
In den Fußstapfen von Dietrich Heise
Doch was treibt Ulrich Warnatzsch an, mit sieben Jahrzehnten auf dem Tacho noch immer zu arbeiten, statt mit einem eiskalten Getränk in seiner Hand am Strand zu liegen und es sich gemütlich zu machen? Zu einfach und einseitig wäre als Antwort: weil er den Dienst des Jugendhauses unterstützen will oder weil er einen Beitrag zum bürgerschaftlichen Miteinander in der Region leisten möchte.
Bei Warnatzsch steckt mehr dahinter. Und das sind Erlebnisse aus seiner Kindheit. Als Junge lernte er Dietrich Heise kennen. Der kam in den 1960-er Jahren nach seiner Goldschmiedelehre und Theologiestudium als Diakon und Evangelist nach Görlitz. Ulrich lernte ihn zu dieser Zeit kennen. Heise war es auch, der nach eigenen Räumen für die Jugendarbeit Ausschau hielt, einen Ort, wo man sich unabhängig um Kinder- und Jugendliche kümmern kann, ohne von Vermietern abhängig zu sein, ein Ort, den man gestalten kann. Das Haus Wartburg ist ein Ergebnis. Dietrich Heise war Vorbild für Kinder und Jugendliche, auch für Ulrich. Und so trat er in Heises Fußstapfen, wohl wissend, dass er diese nicht vollumfänglich ausfüllen würde.
Eine Grundschule in Görlitz, die sich nur wenige hundert Meter entfernt vom Haus Wartburg und in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Synagoge befindet, trägt den Namen Dietrich Heise. In einem Raum der Wartburg hängt an einer Wand ein Foto von Dietrich Heise, im Rahmen daneben ist sein Leben skizziert, das sich im Mai 2005 vollendet hat.
Das Vorbild Dietrich Heise vor Augen, spornt auch Ulrich Warnatzsch immer wieder an. Daneben hat er eines der Leitbilder vor Augen: »Das Jugendhaus »Wartburg bietet mit seinen Aktivitäten Menschen aller Generationen die Möglichkeit, Kontakte zu finden und zu pflegen, die Botschaft von der unbedingten Annahme durch Gott und seine Gemeinde zu erfahren und sich mit seinen Begabungen in eine sinnvolle Aufgabe einzubringen. Damit unterstützt es die gesunde persönliche Entwicklung besonders von Kindern und Jugendlichen und fördert das Wohlergehen durch erfahrene Wertschätzung und sinnvollen Einsatz der eigenen Möglichkeiten.«