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Neue Verpackung bei gleichem Inhalt

Görlitz. Namensrechte fürs Theater? Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau geht neue Sponsoring-Wege! Unternehmen oder Privatpersonen können ab sofort den Namen der Kulturstätte übernehmen. Ein kreativer Schritt, der Theater und Wirtschaft auf neue Weise verbindet oder ein letzter Kultur-Strohhalm? WochenKurier sprach diesbezüglich mit dem Theater-Intendanten Dr. Daniel Morgenroth.

Theater-Intendant Dr. Daniel Morgenroth

Theater-Intendant Dr. Daniel Morgenroth

Bild: Raphael Schmidt

Herr Morgenroth, viele halten die angekündigte Sponsoring-Aktion für einen Aprilscherz?

Nein, das ist ganz sicher kein Aprilscherz, sondern wir suchen ganz ernsthaft nach einem Namenssponsor für unser Gerhardt Hauptmann Theater (GHT). Das ist eine ideale Werbefläche für Unternehmen, für Marken. Wir als Kultur- und Kunst-Institution erreichen 150.000 Zuschauer im Jahr und etwa eine halbe Million Menschen im gesamten Kulturraum Oberlausitz – Niederschlesien. Wir haben also einiges zu bieten und hoffen, dass sich Firmen melden werden, die Interesse an den Namensrechten haben. Das ist im Sport üblich, beispielsweise wie bei der Allianz-Arena. Im Theater, in der Hochkultur, hat das bisher noch niemand gemacht. Uns wundert das ehrlich gesagt.

Nun ist der Sport etwas anderes als ein Theater. Wird das nicht eine Inflation des Kulturellen?

Ich kann verstehen, dass es Widerstände gibt und das Thema wird ja auch sehr kontrovers debattiert. Mir ist unser »Gerhardt Hauptmann« auch sehr lieb. Ich würde ihn gerne behalten, aber wir wissen alle, wie es um die kommunalen Theater und Orchester gerade in Sachsen steht. Alle kämpfen mit riesigen finanziellen Problemen oder sind vom Aus bedroht. Da sind wir auch dazu angehalten, mehr Drittmittel einzuwerben, mehr privatwirtschaftlich, mehr Sponsoring. Wir müssen diesen Weg gehen, einen ganz neuen Weg. Ich kann unser Publikum aber beruhigen. Es mag zwar unangenehm sein, den Namen »Gerhart Hauptmann« zu verlieren. Aber der Inhalt bleibt vollkommen gleich. Am Inhalt wird sich überhaupt nichts ändern. Nur die Verpackung sieht dann etwas anders aus.

Steht dem Theater das Wasser schon bis zum Hals?

Es ist nicht die Frage, einen Sponsor zu finden oder unterzugehen. Es geht darum, die finanzielle Lage für uns zu entschärfen. Wir stehen glücklicherweise - anders als noch vor zwei Jahren - nicht mehr vor dem direkten Untergang, aber die Lage ist immer noch sehr schwierig und lange nicht gelöst.

Wie ist die Idee für das Sponsoring eigentlich zustande gekommen?

Die Idee kam uns im Team, als wir die Spielzeit geplant haben. Unsere Spielzeiten stehen immer unter einem einheitlichen Motto - in dieser Spielzeit lautet das Motto »Kapital«. Damit nähern wir uns ganz vielen Fragen um Geld, Wohlstand und Verteilung. Und genau bei dieser Spielplan-Runde kamen wir darauf, die Namensrechte zu versteigern.

Gibt es bereits Angebote?

Spruchreif ist noch nichts, aber es liegen uns tatsächlich zwei erste Angebote vor.

Letztlich können Sie nicht allein entscheiden, denn die Städte Görlitz und Zittau sowie der Landkreis Görlitz sind Gesellschafter. Gab es in der Hinsicht schon Gespräche?

Ich habe das Projekt natürlich dem Aufsichtsrat vorgestellt und auch in dieser Runde wurde sehr kontrovers diskutiert. Aber meines Erachtens ist es ein durchaus laufendes Geschäft im Sinne von Marketing,

Ließe sich der Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern dahingehend lösen, nicht das Haus am Demianiplatz, sondern die Zweitspielstätte am Hauptbahnhof umzubennen?

Warum denn nicht. Wenn wir mit der Renovierung fertig sind, fangen wir gerade mit dem Vergabeverfahren an. Auch das kann ich mir vorstellen, vielleicht: Mercedes-Benz Bahnhof.

Das GHT ist ein historisches Gebäude. Was können Sie sich dennoch vorstellen?

Das müsste im Einzelfall besprochen werden, und natürlich auch mit der Denkmalschutzbehörde.


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