Wiesa/Kodersdorf. Warum ein Ehepaar Kindern in Notsituationen ein Zuhause gibt.
Aktuell leben im Kreisgebiet 402 Kinder in Pflegefamilien, die ihnen ein liebevolles und stabiles Zuhause bieten. Insgesamt gibt es 332 Pflegefamilien, darunter elf Bereitschaftspflegefamilien, die Kinder in akuten Notsituationen aufnehmen. Manuela und Mario* aus Wiesa gehören dazu. Sie sind Pflegeeltern. Fünf Pflegekinder lebten zeitweise bei ihnen in der so genannten Bereitschaftspflege. Für Leila haben Manuela und ihr Mann das Sorgerecht. Das Mädchen wohnt von klein auf bei der Familie. Leila kam bereits als Baby nach Wiesa, einem ländlich geprägtem Dorf mit knapp 600 Einwohnern unweit von Görlitz. Zu den Pflegeeltern sagt das Mädchen Mama und Papa. "Ich fühle mich hier wohl", sagt Leila, während sie ihre Katze Purzel streichelt. Die Elfjährige erzählt von den beiden Meerschweinchen, die ihr gehören, dem schicken öffentlichen Spielplatz, auf dem sie mit den Kindern der Nachbarschaft klettert und tobt. In die Schule fährt der Schulbus. "Da mag ich das Fach Deutsch am liebsten." Leilas Traum: Polizistin möchte das aufgeweckte Mädchen später einmal werden. "Oder vielleicht beim Jugendamt arbeiten", überlegt sie. Da machte Leila viele gute Erfahrungen mit den Mitarbeitern. "Wir haben Leila sehr ins Herz geschlossen", sagt Pflegemutter Manuela. Leila nickt. "Das ist hier mein Zuhause", betont die Schülerin und umarmt ihre Pflegemama.
Dass Kinder dauerhaft in Pflegefamilien leben, kann unterschiedliche Gründe haben, wie Jugendamt-Mitarbeiterin Daniela Steinhoff sagt. Überforderung der Eltern, Erkrankungen, aber auch Verwahrlosung, Suchtproblematik und psychische Beeinträchtigungen beispielsweise.
Manche dieser Kinder seien in der Entwicklung beeinträchtigt, verhaltensauffällig oder leben mit einer Behinderung. "Oft haben sie schwierige Erfahrungen gemacht, die sie prägen, und stellen daher besondere Anforderungen an die zukünftigen Pflegeeltern", heißt es seitens des Pflegekinderdienstes des Landkreises Görlitz.
Nicht alle Mütter und Väter sind in der Lage, ihren Kindern ein liebevolles Zuhause zu bieten. Kinder benötigen Geborgenheit und Akzeptanz, um sich positiv entwickeln zu können. Der Pflegekinderdienst sucht deshalb dringend Pflegefamilien und -personen, die Kindern in allen Altersgruppen ein solches Umfeld bieten. Für Kinder mit besonderen Bedürfnissen werden außerdem sozialpädagogische Pflegeeltern gesucht. Manuel und Mario möchten anderen gern Mut machen, sich für diese Aufgabe zu engagieren, sind deshalb an die Öffentlichkeit gegangen. Pflegeeltern zu sein, sei eine sehr dankbare Aufgabe, die zudem unterstützt wird. So begleitet und berät der Pflegekinderdienst die Familien individuell und es gibt eine umfassende Unterstützung durch das Jugendamts des Landkreises Görlitz.
* vollständiger Name der Redaktion bekannt
Info:
Wie wird man Pflegefamilie oder Pflegeperson?
Wer Interesse hat, ein Pflegekind aufzunehmen, sollte folgende Voraussetzungen erfüllen:
o Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und den Herkunftseltern
o Verständnis für Kinder, die in zwei Familiensystemen leben
o Geduld, Einfühlungsvermögen, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit
o Geordnete wirtschaftliche Verhältnisse sowie ausreichend Zeit und Raum
o Zustimmung des familiären Umfelds sowie Unterstützungspersonen im sozialen Netzwerk
Zusätzlich hilfreich sind eine pädagogische Ausbildung, Belastbarkeit, Offenheit, Lebenserfahrung sowie die Fähigkeit, die Kinder bedingungslos anzunehmen.
Internet:
https://pflegekinder.landkreis.gr