Eine Seife für die Oberlausitz
Landkreis Görlitz. Rückkehrerin Melanie Günther kreiert duftende Stücke mit Heimatbezug.
Eine echte Oberlausitz-Seife. Melanie Günther hat das duftende Stück kreiert. Mit Schriftzug und in den typischen Farben der Oberlausitzer Fahne, also blau und gelb. "Der Schriftzug wird per Hand bei jeder Einzelnen aufgestempelt", sagt die 43-Jährige. In Handarbeit entstehen auch alle anderen Seifen, die Melanie Günther produziert. Und es gibt noch mehr solcher Waschstücke mit engem Bezug zur Region in der kleinen "Seifenfabrik" im Sohländer Schloss Mittelhof. "Rotstein" heißt eine der Kreationen, eine andere "Czorneboh", die nächste "Töpfer". Alles Namen von bekannten Bergen im Görlitzer Kreisgebiet. "Ich bin sehr Heimat verbunden", begründet die Rückkehrerin, die viele Jahren im Westen der Bundesrepublik lebte. Der Arbeit wegen zog Melanie Günther ins niedersächsische Braunschweig. Dann kam die Corona-Pandemie, lange Zeit im Homeoffice. Melanie Günther entschied sich - auch weil ihre Arbeitsstelle ihr das so ermöglicht - wieder in die Oberlausitz zu ziehen. In die Nähe zu ihrer Familie, die ihr in schweren Zeiten unterstützend zur Seite stand. Die junge Frau hat zwei Krebserkrankungen hinter sich.
"Geboren bin ich in der Rotsteingemeinde Sohland", erzählt sie. Da, wo aktuell ihre Seifen in den Regalen lagern, befanden sich früher Räume des Kindergartens. "Den ich noch selbst als kleines Mädchen besuchte", erinnert sich die Frau mit den langen brünetten Haaren lächelnd. Ein Zurück zu den Wurzeln also. Melanie Günther ist glücklich, wieder in der alten Heimat angekommen zu sein, schwärmt von der Schönheit der Natur und lebt mit ihrem Partner im Nachbardorf Kemnitz. Da entstanden in der Kemnitzer Waschküche und reinweg als Hobby gedacht die ersten Seifenstücke. Knapp vier Jahre ist das her. Anfangs, so erzählt Melanie Günther, habe sie damit Familie und Freunde zu Geburtstagen überrascht. Die bunten Seifen aus dem Kemnitzer Waschküchenhaushalt sprachen sich schnell herum, "es gab plötzlich immer mehr Anfragen." Und so entschied sich die Harfenspielerin, die in Löbau die Musikschule besucht, aus dem Hobby einen Nebenerwerb aufzubauen. Seit 2023 gibt es ihre "SOAPerlausitz". Der Name des Unternehmens ist eine Wortkombination aus dem englischen Wort für Seife und Oberlausitz, "um meine Liebe zur Region in die Welt zu tragen", erklärt sie. Diese tiefe Verbundenheit spiegelt sich auch in anderen Namen der Duftsstücke wieder. "Schwarze Pumpe" erinnert an den Braunkohle-Tagebau Boxberg und bekommt ihre dunkle Farbe von Aktivkohle. "Hochwald" ist eine Seife, die ans Zittauer Gebirge erinnert und nach Tannenbäumen riecht. Etwa 30 Seifensorten hat Melanie Günther bislang kreiert, rund 1000 Stücke unterschiedlichster Formen und Farben verwandeln das Untergeschoss von Schloss Mittelhof in eine Duftoase. Auf Märkten und über das Internet verkauft die Unternehmerin die Stücke. Und will sich künftig auch in der Herstellung von Haarseifen ausprobieren. Nachhaltigkeit spiele dabei eine wichtige Rolle. Plastikfreie Verpackungen, biologisch abbaubare natürliche Inhaltsstoffe. "Jeder kleine Schritt zählt, wenn es darum geht, bewusster zu konsumieren", sagt die Vegetarierin. Für Melanie Günther ist das Seifen sieden aber noch mehr als ein Handwerk. "Es ist ein Stück Heimatliebe in jeder einzelne Seife", möchte sie vermitteln. Und bietet neuerdings Kurse an in den Räumen des Mittelhofs, bei denen sich Interessenten ausprobieren können. Zeigen mag die Rückkehrerin damit, "wie wertvoll das Ursprüngliche ist."