570 Ratenpausen und 1,2 Millionen Euro ausgezahlte Soforthilfen: Corona hat auch die Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien 2020 stark beschäftigt. Mit dem Geschäftsjahr ist man zufrieden, trotzdem werden Negativzinsen für Privatkunden kommen. Im Vorstand wird es einen Wechsel geben.
„Corona stand auch bei uns 2020 über allem. Trotzdem war es ein gutes Geschäftsjahr“, sagt Sven Fiedler, Vorstand der Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien. Auch bei der Volksbank arbeiten seit vergangenem Jahr Mitarbeiter im Homeoffice. Bei Kundenberatern geht das natürlich nicht, bei Sachbearbeitern dagegen schon. Pläne dafür, Heimarbeitsplätze anzubieten, gab es schon länger. Durch die Pandemie hat das Ganze aber nochmal an Geschwindigkeit gewonnen. Auch von Kurzarbeit waren Mitarbeiter betroffen. 50 Prozent für zwei Monate, April und Mai 2020. „Wir hatten alle unsere Geschäftsstellen aber die ganze Zeit geöffnet“, so Sven Fiedler. In diesem Jahr ist momentan keine weitere Kurzarbeit geplant.
Corona hat also auch bei der Volksbank Auswirkungen. Aufs Geschäft schlug sich das aber nicht negativ nieder. Die Bilanzsumme wuchs im Vergleich zu 2019 um 16,3 Prozent auf 516,1 Mio. Euro. Insbesondere die privaten Kunden legten im Corona-Jahr 2020 noch mehr auf die hohe Kante. Auch beim Kreditvolumen ging’s 2020 nach oben. Kreditzusagen über 39 Millionen Euro bedeuten ein Wachstum von 85 Prozent. 2019 waren es noch 21 Millionen Euro. Die Kunden nutzen das Geld beispielsweise, um in Immobilien zu investieren. Allein für den Wohnungsbau und Immobilienerwerb stellte die Bank 9,6 Prozent mehr Darlehensmittel zur Verfügung. Auch im gewerblichen Bereich gab‘s ein Plus von 5,3 Prozent. Erwähnt sei hier, dass in das Kreditplus keine Förderkredite oder Hilfskredite eingerechnet sind, die zur Überbrückung von Zahlungsschwierigkeiten durch Corona genutzt werden.
Natürlich war aber auch Corona ein Thema bei den Bankkunden. 90 Mal wurde zu Corona-Hilfen und -Krediten beraten und Soforthilfen mit einem Volumen von fast 1,2 Mio. Euro ausgezahlt. Bei der Ausgabe von Förder- und Programmkrediten gab es einen Zuwachs von 26,9 Prozent. Gut 570 Mal wurde Kreditnehmern eine Ratenpause für bestehende Kredite eingeräumt. „Durch diese Kreditpause entstehen den Kunden keine Nachteile“, sagt Sven Fiedler. Lediglich die Laufzeit verlängert sich, die Konditionen bleiben gleich. Das war vor Corona nicht unbedingt so, sei jetzt aber so geregelt worden.
Negativzinsen für Privatkunden: Voraussichtlich ab 1. September
Man hat es lange vermieden, jetzt kommt es auch auf die Privatkunden der Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien zu. Die müssen voraussichtlich ab dem 1. September 2021 bei höheren Summen auf Giro- und Tagesgeldkonten mit Negativzinsen rechnen. Mit Negativzinsen kompensieren Banken, dass sie selbst 0,5 Prozent Zinsen zahlen müssen, wenn sie Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) „parken“.
Je nach Banknutzung erhalten die Volksbank-Kunden aber Freibeträge von bis zu über 200.000 Euro. Außerdem könne jeder Kunde Aufgrund der vielen Alternativen auch eine Anlageform wählen, ohne ein Verwahrentgelt oder Negativzins zahlen zu müssen. „Dafür haben wir unser Produktangebot in den letzten Jahren deutlich verbessert und den Wünschen unserer Kunden angepasst“, so Sven Fiedler.
Enkeltrick und andere Maschen: Mitarbeiter werden geschult
Überrascht hat die Bank die Zahl der Beratungsgespräche. „Wir sind davon ausgegangen, dass sie zurückgehen wird“, sagt Sven Fiedler. Tatsächlich ist die Zahl sogar leicht gestiegen. Um zwei Prozent ging’s rauf. Das macht insgesamt 14.362 persönliche Beratungsgespräche (Telefon- oder Onlineberatung und Gespräche unter 30 Minuten Dauer sind hier nicht mitgezählt). Vor allem Firmenkunden haben die Beratung gesucht, aber auch private Kunden, die jetzt vielleicht die Zeit gefunden haben, sich genauer mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen.
Für die bevorstehende Vertreterversammlung gibt Vorstand Sven Fiedler einen positiven Ausblick: „In Abstimmung mit unserem Aufsichtsrat werden wir unseren Vertretern vorschlagen, eine Dividende von 2 Prozent zu zahlen und damit, nach dem von der Bankenaufsicht geforderten Einschränkungen im letzten Jahr, wieder die gewohnte Dividende.“
Bei den Geschäftsstellen plant die Bank aktuell keine Veränderungen, also auch keine Schließungen. Die aktuell neun Standorte sollen bleiben. Eine Herausforderung sind weiterhin die diversen Betrugsmaschen wie beispielsweise der Enkeltrick. „Wir haben unsere Mitarbeiter dahingehend gerade wieder schulen lassen“, sagt Sven Fiedler. Die Gradwanderung dabei ist es, nicht zu sehr in die Privatsphäre einzugreifen, aber bei ungewöhnlichen Abhebungen trotzdem zu helfen. Mittlerweile sei es so, dass Betrüger teilweise schon darauf vorbereitet sind, dass Bankmitarbeiter entsprechend sensibilisiert sind. „Da wird dann schon am Telefon auf die Betroffenen eingeredet und ihnen gesagt, dass sie beim Abheben des Geldes auf der Bank nicht auf Fragen eingehen sollen“, sagt Sven Fiedler. Die Betrüger üben also zusätzlichen Druck aus, reden den Opfern ein, die Bankmitarbeiter würden ihnen die Geldübergabe ausreden wollen.
Soziales Engagement: Spendenabstimmung und Sterne des Sports
Die Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien unterstützt seit vielen Jahren verschiedene Projekte für Kinder. So überraschte die Bank 2020 beispielsweise wieder zwei ihrer 16 Patenkindergärten mit dem VR KitaFlitzer. Der ist ausgestattet mit sechs Sitzplätzen und bietet dank seines Daches Schutz vor Regen und Sonne. Außerdem greift man den Kindergärten im Landkreis bei der Ausgestaltung der Zuckertütenfeste unter die Arme und ist seit mehr als 10 Jahren mit dem Projekt „Finanzielle Bildung“ an den Grundschulen im Geschäftsgebiet unterwegs.
Traditionell führt die Volksbank zweimal im Jahr ihre Spendenabstimmung durch. Bis 31. Mai haben Vereine und Institutionen derzeit wieder die Möglichkeit, sich bei der aktuell laufenden Spendenabstimmung mit einem Projekt zu bewerben. Auch den Wettbewerb „Sterne des Sports“ unterstützt das Kreditinstitut. Aktuell sind alle Vereine aufgerufen, sich für die „Sterne des Sports 2021“ zu bewerben und sich die Chance auf bis zu 1.500 Euro auf regionaler Ebene zu sichern.
Für die Spendenabstimmung kann man sich hier bewerben:
ww.vrb-niederschlesien.de/sternedessports
Wechsel im Vorstand: Thomas Heinze geht in den Ruhestand
Einen Wechsel wird es in diesem Jahr im Vorstand der Bank geben. Thomas Heinze, seit 2009 Vorstandsmitglied, geht in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt an. Der 42-Jährige war vor seinem Wechsel nach Görlitz über zwölf Jahre in der Leipziger Volksbank als Leiter Unternehmenssteuerung beschäftigt, davor zehn Jahre bei der Volksbank-Raiffeisenbank Döbeln im Bereich Unternehmensplanung tätig. Vom 1. Mai bis 30. September ist René Ziemianski vorerst als Prokurist eingesetzt. Dann rückt er in den Vorstand auf.