tok

Ein Zittauer schreibt über den Putsch in Chile

Zittau. Günter Küpper schreibt ein Buch über den Putsch in Chile. Er hatte die Machtübernahme des Militärs als Diplomat vor Ort erlebt.

 Die frühen 70er waren die Zeit, in der die DDR nach und nach auf internationaler Ebene anerkannt wurde. Deswegen wurde Personal zur Besetzung von Botschaften gesucht. Für den Zittauer Günter Küpper ein Glücksfall. Er hatte Energiewirtschaft und Wirtschaftsökonomie studiert, war Leiter Kreiskomitee Touristik und Wandern, Reiseleiter, sprach noch dazu ein wenig Spanisch und hatte keine Westkontakte – perfekt für einen Posten im von Salvador Allende sozialistisch regierten Chile.

 

1971 trat er den Dienst in der Botschaft in Santiago an, traf dort die Mächtigen des Landes, unter anderem auch Allende und Pablo Neruda. In der Nacht zum 11. September 1973, dem Tag des Putsches, hatte Küpper Nachtdienst. Zuerst kamen im Radio Nachrichten, dass sich das Militär von Valparaiso aus in Bewegung gesetzt habe. Günter Küpper informierte gegen 6 Uhr seine Kollegen. Gegen 9 Uhr war spätestens klar: Das Militär putscht gegen Allende. Dass es dazu kommen könnte, lag damals in der Luft. »Es gab für solche Fälle ein Konzept, es war von der Unterbringnung bis zur Notreserve alles geregelt«, erinnert sich Günter Küpper.

 

Nach dem Umsturz herrschte zunächst drei Tage totale Ausgangssperre. Weitere vier Tage später reisten die Spitzendiplomaten der DDR per Sonderflug aus. »Am 23. September wurden dann weitere DDR-Bürger ausgeflogen, einschließlich meiner Familie«, erzählt Küpper. Er blieb mit drei weiteren Mitarbeitern in der Botschaft. Der Zittauer war als Leiter der Administration auch für die Finanzen zuständig. Ohne seine Unterschrift ging diesbezüglich nichts.

 

»Die DDR unterbrach damals die Beziehungen zu Chile, da Mitarbeiter gefoltert worden waren«, erinnert sich Küpper. Für die verbleibenden DDR-Bürger war es eine gefährliche Zeit. Die Botschaftsschule wurde zum Zufluchtsort für viele verfolgte Sozialisten. »Wir hatten Glück, denn wir wurden unter finnische Schutzmacht gestellt«, erzählt Küpper. Letztlich blieb er bis 1977 im Land.

 

GZZ feiert Jubiläum

 

Heute schreibt er ein Buch über die Geschehnisse vor 50 Jahren. Eigentlich sollte es im September fertig sein. Doch das klappte nicht ganz. Denn Günter Küpper hat noch viel anderes zu tun. Er leitet das Geo-Zentrum Zittau (GZZ). Und da steht bald ein Jubiläum an. Im September 2024 wird das von ihm gegründete Zentrum 20 Jahre alt. Von Kita- bis zu Studentengruppen sind regelmäßig interessierte junge Menschen in der Schillerstraße 5a zu Besuch, rund 1000 pro Jahr. »Der Gedanke des Geozentrums war immer die Bildung von Kindern. Und wenn ich heute zurückblicke, war es der richtige Gedanke«, sagt der 82-Jährige. Es gebe nicht mehr viele vergleichbare Einrichtungen in Deutschland.

 

Seine Liebe für Mineralien entdeckte Küpper in der sechsten Klasse. »Ich brauchte für ein Aquarium schöne Steine«, erzählt er. Also machte er sich im Kreis Zittau auf die Suche. Ein simpler Start für eine lebenslange Leidenschaft. Die Arbeit als Diplomat verschaffte ihm dabei viele Möglichkeiten, die andere Menschen nicht hatten. »Ich hatte im Ausland, vor allem natürlich in Chile und Peru, das Glück, die ganzen Gold-, Silber- und Kupferminen besuchen zu können«, erzählt er. Auch in der DDR besuchte er fast alle wichtigen Bergbaubetriebe. Bis auf 1500 Meter tiefe ging es hinab. »Das war in Hartenstein.« In der anderen Richtung gings in einer Vulkanschwefelmine in Chile auf über 6000 Meter Höhe.

 

Zum Jubiläum des Geo-Zentrums Zittau wird es eine Festveranstaltung geben. Außerdem findet der Deutsche Geologentag 2024 in der Region statt, der Geo-Zentrum Zittau e.V. ist hier Gastgeber.


Meistgelesen