Avocados werden in Deutschland immer beliebter. 2009 betrug die Importmenge laut statista 19.000 Tonnen, 2020 waren es bereits 118.500 Tonnen. Der Ruf als gesundes Superfood trägt sicher zur Popularität bei, aber damit die nährstoffreichen Früchte bei uns im Supermarkt liegen können, muss großer Aufwand betrieben werden. Die Ökobilanz der Avocado ist daher schlecht.
Das geht beim Anbau los. Die Hauptanbaulän- der sind Mexiko, Peru und die Dominikanische Republik. Es geht auch etwas näher zum deutschen Supermarkt. Auch im Süden Spaniens werden beispielsweise Avocados angebaut. Damit die gut gedeihen, braucht es Sonne und jede Menge Wasser. Allerdings ist es in den Anbaugebieten oft trocken. Also muss bewässert werden. Etwa 1.000 Liter pro Kilogramm werden benötigt. Um den stetig wachsenden Bedarf zu decken, braucht es außerdem immer mehr Flächen, was unter anderem im größten Erzeugerland, Mexiko, zu illegaler Abholzung führt, um genau diese Anbauflächen zu schaffen. "Dazu kommen die Transportwege. Dabei geht es nicht nur um die Frage der Entfernung. Wichtig ist auch zu betrachten, wie viel beim Transport verlustig geht", sagt Jakob Hildebrandt, Professor für betrieblichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit an der Hochschule Zittau/ Görlitz. Damit möglichst viele Avocados die Reise überstehen, müssen sie aufwendig verpackt und gekühlt werden.
Wie sieht's mit der Ananas aus?
Muss man deswegen gänzlich auf Avocados verzichten? Nein. "Aber man kann sich natürlich die Frage stellen, ob man so eine Frucht das ganze Jahr über braucht. Und man kann auf das Herkunftsland und auf biologischen Anbau achten", so der Professor. Ein an der Uni Freiburg durchgeführter Ökobilanz-Vergleich zeigt beispielsweise, dass ein Kilo in Deutschland gekaufter Avocados eine sieben Mal höhere Auswirkung auf den CO2-Ausstoß hat als ein Kilo Ananas. Wenn man also zur exotischen Frucht greift, schadet es nicht zu überlegen, welche es sein soll.
Ein Problem: Die komplette Ökobilanz verschiedener Lebensmittel zu vergleichen ist komplex. "Die Ökobilanz umfasst viele unterschiedliche Wirkungskategorien wie etwa Wasserverbrauch und Treibhauspotenzial. Gut vergleichen lassen sich nur Lebensmittel mit gleichem Nutzen. Ein Kilo Steak und ein Kilo Kartoffeln sind schwer vergleichbar, sie haben einen anderen Zweck", sagt Jakob Hildebrandt. Die Ökobilanz, auch Lebens- zyklusanalyse genannt, ist eine Analyse der Umweltwirkungen und der Energiebilanz von Produkten während des gesamten Lebensweges. Weil so viele Faktoren hineinspielen, steht am Ende anders als etwa beim Blick auf die CO2-Emissionen oder den Wasserverbrauch keine Zahl, die sich dann einfach vergleichen ließe. Für den Verbraucher macht es das mitunter schwierig. Es gibt aber Bestrebungen, hier ein einfaches System einzuführen. Vergleichbar dem Nutri-Score, einer Nährwertkennzeichnung in verschiedenen Stufen von grün (gut) bis rot (schlecht), wurde in Frankreich der Eco-Score entwickelt, der ebenfalls in einem Stufensystem die Auswirkungen auf die Umwelt angibt. In Deutschland hat der Discounter Lidl den Eco-Score im Sommer in einigen Filialen in Berlin getestet.
Darauf kann man beim Kauf achten:
- Avocados sollten nicht zur Alltäglichkeit werden, sondern die Ausnahme auf dem Speisezettel bleiben.
- Beim Kauf auf Herkunftsland, Bio- und Fairtrade-Siegel achten.
- Keine vorgereiften Avocados kaufen, das vorreifen verbraucht viel Energie. Außerdem müssen die vorgereiften Früchte dann schneller verkauft werden, was nicht über die Ladentheke geht, wandert in den Müll. Nicht vorgereifte Avocados reifen zu Hause bei Zimmertemperatur (nicht im Kühlschrank).