Auf dem Gelände des Kraftwerks Boxberg soll eine moderne Anlage zur Trocknung von Klärschlamm entstehen. Die OEWA will dafür rund 6 Millionen Euro investieren.
Die Pläne für die neue Anlage sind Anfang Juni im Gemeinderat vorgestellt und diskutiert worden. „Mit dieser Trocknungsanlage können wir den Betreibern kommunaler Kläranlagen in der Region, die ihre Klärschlämme nicht mehr Landwirtschaftlich verwerten dürfen, eine kosteneffiziente und ökologisch sinnvolle Alternative zu anderen Verwertungswegen bieten und ihnen damit langfristig wirtschaftliche Entsorgungskosten garantieren“, sagt Laurent Hequet, Vorsitzender der OEWA-Geschäftsführung. In dem Bereich gebe es momentan einen großen Wandel, deswegen brauche man mehr Kapazitäten. Hintergrund ist, dass die bodenbezogenen Klärschlammverwertung, also der Einsatz als Dünger, in den kommenden Jahren laut Willen der Bundesregierung beendet werden soll.
„Etwa ein Drittel des in Kläranlagen entstehenden Schlamms wird aber heute noch auf Landwirtschaftliche Flächen gebracht“, erklärt Paul Antonio Lardon, der das Projekt bei der OEWA leitet. Der thermischen Verwertung kommt daher in Zukunft größere Bedeutung zu. Neu ist das nicht. Schon seit Mitte der Neunziger wird im Kraftwerk Boxberg Klärschlamm verbrannt. Allerdings hauptsächlich in ungetrockneter Form. „Bei der Nassschlammverbrennung sind wir aber am gesetzlichen Limit, die Nachfrage ist sehr hoch“, erklärt Kraftwerksleiter Carsten Marschner. Mit der Möglichkeit, vor Ort zu trocknen, schafft man also neue Kapazitäten zur Klärschlammverwertung.
Geplant ist eine 60 mal 15 Meter große und 8 Meter hohe Halle, deren Herz die Trocknungsanlage ist. In einem 25 Meter hohen Silo wird das getrocknete Klärschlammgranulat aufgefangen. Der angelieferte Schlamm wird in einem geschlossenen Bunker gelagert, was laut OEWA ein „Höchstmaß an Sicherheit“ bietet und außerdem Geruchsbelastung vermeidet. Für den Betrieb der Anlage werden zwei Mitarbeiter eingestellt. Die bauvorbereitenden Maßnahmen inklusive Genehmigungsverfahren sollen in diesem Jahr abgeschlossen, die Halle im ersten Halbjahr 2019 gebaut werden. Anfang 2020 soll die Anlage in Betrieb gehen.
Kraftwerk als idealer Standort
Bisher gibt es in der Region keine vergleichbare Anlage. Den Kommunen soll damit eine standortnahe Verwertung ohne hohen Transportaufwand ermöglich werden. Das Einzugsgebiet wolle man möglichst klein halten, um weite Transportwege zu vermeiden. Maximal soll es im Osten bis zur polnischen Grenze und im Westen bis Dresden gehen.
Das Kraftwerksgelände wurde als Standort gewählt, weil hier die entstehende Abwärme direkt zur Trocknung verwendet und der auf einen Wasseranteil von unter 10 Prozent gebrachte Klärschlamm verbrannt und damit zu Energie gemacht werden kann. „Durch die Trocknung können wir aus dem Klärschlamm einen Ersatzbrennstoff herstellen, der qualitativ hinsichtlich seiner Brennbarkeit der Braunkohle entspricht“, sagt Laurent Hequet.
Pro Jahr sollen in der neuen Anlage bis zu 50000 Tonnen Klärschlamm getrocknet werden. Pro Tag werden 150 bis 200 Tonnen angeliefert. Rund 6,5 Tonnen durchlaufen pro Stunde den Trockner. Der getrocknete Schlamm kann in der Zementproduktion eingesetzt oder im Kraftwerk der LEAG mitverbrannt werden. Um die Anlieferung des Schlamms und alle logistischen Fragen kümmert sich die TVF Waste Solutions GmbH, eine Unternehmen der Veolia-Gruppe, zu dem auch die OEWA Wasser und Abwasser GmbH gehört.
In Sachen Lärm und Geruch verspricht die OEWA, das keine Belastungen für die Bevölkerung entstehen. „Wir bauen eine geschlossene Halle“, sagt Paul Antonio Lardon. Werder die bei der Trocknung entstehenden Geräusche noch der Geruch werden die Halle verlassen. Der Schlamm werde in geschlossenen Behältern geliefert, in einer geschlossenen Halle bei Unterdruckbetrieb getrocknet, die Luft gereinigt und das entstehende Granulat im Silo gelagert. „Das alles wird auch im Genehmigungsverfahren überprüft“, so Lardon. Steigen wird die Zahl der Lkw, die täglich das Kraftwerk anfahren. Heute sind es 25 Fahrzeuge täglich, die Klärschlamm liefern, nach Inbetriebnahme der neuen Anlage werden es 33 sein.
Bürgerinformation
OEWA, TVF und LEAG laden am 22. August von 16 bis 19 Uhr zu einer Informationsveranstaltung auf den Marktplatz Boxberg ein. Das Genehmigungsverfahren wird außerdem mit Öffentlichkeitsbeteiligung stattfinden, die entsprechenden Unterlagen also öffentlich ausgelegt.