

Elbe-Elster. Hochwasser, Großbrand oder Orkan. Treten Katastrophen ein, muss die Bevölkerung gewarnt werden. Das kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Sirenen gehören nach wie vor dazu. WochenKurier fragte nach, wie es um die Sirenen im Landkreis Elbe-Elster (EE) bestellt ist.
Mit Stand der letzten Erfassung der Bestandssirenen im April 2020 befanden sich im Landkreis insgesamt 208 Sirenen, teilt Torsten Hoffgaard, EE-Pressereferent mit. »Alle funktionsfähig zum Zwecke der Alarmierung der operativen Einsatzkräfte«, informiert er und fügt an, dass die Erhebung zur Vorbereitung von Fördermaßnahmen durch Bund und Land durchgeführt worden ist. Ziel dieser Förderprogramme ist es, Bestandssirenen technisch aufzurüsten - etwa mit der Möglichkeit zur Programmierung zusätzlicher Alarmadressen zu Warnung und Entwarnung der Bevölkerung sowie der Möglichkeit für Sprachdurchsagen.
Wie Torsten Hoffgaard berichtet, laufen die beiden Förderprogramme seit vergangenem Jahr und haben eine Laufzeit bis 31. Dezember 2023. »Alte Sirenen zu aktivieren ist technisch nicht zweckmäßig, daher wird bei uns auf den Neubau gesetzt.« Mit dem Aufbau dieser elektronischen Sirenen der neueren Generation bestehe dann auch die Möglichkeit, diese über eine Notstromversorgung unabhängig zu machen. Der bundesweite Warntag sei auch in EE genutzt worden, die Nutzbarkeit noch bestehenden Warninfrastruktur zu testen. »Dabei ist neben der Netzabdeckung die zu geringe Anzahl der in den Sirenen programmierbaren Alarmadressen für zusätzliche Sirenentöne festgestellt worden. An beiden Problemen wird eben intensiv gearbeitet«, informiert Hoffgaard.
Da im Landkreis Elbe-Elster bisher nur die Alarmsignale »Feuer« und »Probe« an den Sirenen existieren würden, sei es aktuell flächendeckend nicht möglich, die Bevölkerung vor drohenden Katastrophen mittels Sirenen im Landkreis zu warnen. »Die Sirenen dienen dort, wo sie nicht zurückgebaut wurden, nur noch der Alarmierung der Feuerwehren. Dort, wo keine Sirenen mehr vorhanden sind, werden über das gleiche Alarmierungsnetz die Einsatzalarme auf digitale Meldeempfänger der Behörden der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr gesendet.« Übrigens befinden sich die Sirenen im rechtlichen Eigentum der Kommunen. »Der Landkreis selbst besitzt keine Sirenen«, informiert Hoffgaard.
Wenn drohendende Katastrophen über den Landkreis einbrechen, dann würden zurzeit unterschiedliche Warnmöglichkeiten bestehen. Etwa das in Nutzung des vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe betriebene Modulare Warnsystem »MoWaS«. Dabei würden Warntexte an alle an »MoWaS« angeschlossenen Multiplikatoren weiter geleitet - etwa Rundfunksendeanlagen oder App-Server. »Diese Warnungen werden auch an Rundfunk, Fernsehen und Smartphones ausgesendet. An dieses System ist unsere Regionalleitstelle Lausitz angeschlossen.« Warnungen könnten so über die Leitstelle zum Beispiel über die WarnApp »NINA« ausgesendet werden. Gewarnt werden kann dabei laut Hoffgaard neben den Gefahren einer Katastrophe auch unterhalb der Katastrophenschwelle - beispielsweise bei einer starken Rauchausbreitung bei Bränden oder Ausbreitung von gefährlichen Dämpfen und Gasen bei Gefahrstoffunfällen.
Auch klassische Medien wie Rundfunk und Fernsehen würden für eine Warnung der Bevölkerung zur Verfügung stehen. »Ergänzt werden kann dies neben Angaben auf der Homepage des Landkreises und auf Social-Media-Plattformen auch mit Durchsagen an die Bevölkerung über Lautsprecherwagen oder Sprachdurchsageeinrichtungen der Fahrzeuge von Polizei, Feuerwehr oder Hilfsorganisationen.« Über diese Kanäle würde momentan auch die Steuerung von Personenströmen erfolgen.
Im Landkreis EE sind drei hauptamtliche Mitarbeiter im Katastrophenschutz tätig. Ehrenamtlich wirken 169 Helfer mit. Diese sind in folgenden Einheiten aktiv: Schnelleinsatzeinheit Sanität, Schnelleinsatzgruppe Betreuung, Schnelleinsatzgruppe Verpflegung, Schnelleinsatzgruppe Wassergefahren sowie in der Notfallseelsorge. Die Schnelleinsatzgruppe Führungsunterstützung umfasst 16 Angestellte des Landkreises. Die Normbesatzung der Brandschutzeinheit besteht aus 73 Einsatzkräften, die der Gefahrstoffeinheit aus 26 Kräften. Sie allen stellen sich im Rahmen der Gefahren- und Risikoanalyse des Landkreises auf Katasthrophen ein. Hochwasser, Waldbrand, Extremwetterlagen und Stromausfall gehören dazu wie auch Seuchen und Pandemien. Vorbereitet ist man im Landkreis auch auf eine Gefahrstofffreisetzung, Schadensfälle in Krankenhäusern und Altenheimen, auf Jodblockaden bei radioaktiven Unfällen, auf Amok- und Terrorlagen sowie auf einen Massenanfall von Verletzten in vielerlei Hinsicht.