Kooperation auf Vertrauensbasis
Es ist kein Geheimnis, dass in den Gesundheits- und Pflegeberufen ein Mangel an Mitarbeitern herrscht. Aus diesem Grund reiste Gesundheitsministerin Petra Köpping gemeinsam mit Führungskräften sächsischer Gesundheitseinrichtungen im vorigen Jahr nach Brasilien. Hintergrund der Reise war, Informationen über die Akquise von brasilianischen Pflegekräften zu erhalten, die künftig stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen in Sachsen unterstützen können.
Herausforderungen sind vielfältig
Nun überzeugte sich die Ministerin in der Klinik Schloss Pulsnitz davon, ob und wie die Pflegekräfte aus Brasilien in der Westlausitz angekommen sind. »Ich bin neugierig auf die Ergebnisse, schließlich habe ich vor einem Jahr versprochen, nachzufragen«, sagte die Ministerin. Mittlerweile sind in der VAMED-Klinik Mitarbeiter aus 17 Ländern beschäftigt. Das Ziel der Fachkräfteakquise ist dabei vorrangig, den Fachkräftemangel zu lindern und die Patientenversorgung zu verbessern. Dabei gilt es, verschiedene Herausforderungen zu meistern. Neben dem Erlernen der deutschen Sprache muss das ausländische Personal mit kulturellen Unterschieden und unterschiedlichen Sichtweisen bei der Pflege umgehen können.
Die brasilianischen Pflegekräfte sind nach Aussage von Klinikchef Carsten Tietze gut angekommen. Er stellt fest: »Brasilien ist als Ausland positiv besetzt. Die Stimmung unter den deutschen Mitarbeitern ist gut, weil der Einsatz der ausländischen Fachkräfte als Entlastung wahrgenommen wird und sie gut Deutsch sprechen.«
Aktuell werden zwei Kurse als berufsbegleitende Weiterbildung mit 14 bzw. 16 Teilnehmern durchgeführt. Im sechswöchigen Wechsel erfolgt jeweils der Praxiseinsatz. Unter den brasilianischen Kursteilnehmern ist die Stimmung gut. So stellt Leonardo fest: »Mir gefällt die Lehrerin, sie ist geduldig und freundlich«. Die Ausbilderin Annett Dreßler freut sich über diese Feststellung und sagt: »Dieses Projekt ist zukunftsweisend, ich arbeite sehr gern hier«. Die Brasilianerin Leticia gibt zu, dass sie manchmal Sehnsucht nach Hause hat. Und Ellen stellt fest, dass Deutschland eben ein anderes Land als Brasilien ist, aber ein gutes Land, so ihre Meinung.
Und was sagen die Patienten zu den ausländischen Fachkräften? Da hat Nariel gute Erfahrungen gemacht: »Sie sind freundlich und geduldig, auch wenn die Kommunikation manchmal etwas schwer ist«.
Steigender Bedarf
Klinikchef Carsten Tietze ist sicher, dass der Bedarf an ausländischen Fachkräften steigen wird. Er liege bisher bei 15% ausländischer Mitarbeiter. Es brauche jedoch auch weitere Mitarbeiter im Servicebereich, beim Catering und bei Hilfstätigkeiten. Bisher sei das nur über den Familiennachzug realisierbar. Hier müsse die Politik in Berlin nachsteuern. Auch Staatsministerin Petra Köpping nimmt das Problem wahr: »Die Lücke bei den Hilfskräften muss geschlossen werden«. Insgesamt zieht sie eine positive Bilanz der Anwerbung von Fachkräften aus Brasilien und den guten Erfahrungen damit: »Ich bin optimistisch gestimmt und freue mich, dass unser Konzept aufgegangen ist«. Wichtig sei in Zukunft, dass auch ausländische Ärzte im Anerkennungsverfahren bereits als Assistenzärzte tätig sein dürfen. Daran arbeite man. Sie ergänzt: »Wir wollen, dass die Qualität erhalten bleibt«.