

Die Diskussionen um die geplante Ansiedlung zweier Lebensmittelmärkte am Standort der Sauerstraße in Schirgiswalde gehen in die nächste Runde. Nach der kritischen Stellungnahme von Wilthens Bürgermeister Michael Herfort hat sich nun die Edeka-Unternehmensgruppe öffentlich geäußert und bezieht deutliche Kritik.
Was war passiert?
Der Vollsortimenter Edeka möchte an der Sauerstraße, genauer gesagt am ehemaligen Halatex-Gelände, einen neuen Supermarkt realisieren. Geplant ist zudem, dass sich der Wilthener Aldi auf dem Areal ansiedeln soll (WochenKurier berichtete). Daraufhin äußerte sich der Bürgermeister der Stadt Wilthen, Michael Herfort, in einer ausführlichen Stellungnahme kritisch zu den Plänen und missbilligte die Aldi-Abwerbeversuche seitens Edeka und vermutete, dass Schirgiswaldes Bürgermeister Sven Gabriel vom Lebensmittelkonzern unter Druck geraten sei. Auch der grundzentrale Verbund Oberland, zu dem neben der Stadt Wilthen die Gemeinden Neukirch und Sohland angehören, unterstützten die Position des Stadtoberhauptes.
Edeka: Unwahre Vorwürfe des Bürgermeisters
In der Edeka-Unternehmensgruppe Nordbayern-Sachsen-Thüringen sei man sehr überrascht über die Äußerungen der Wilthener Stadtspitze, die nicht nur Stimmung gegen die Nachbargemeinde Schirgiswalde-Kirschau macht, sondern nun auch gegen den Vorhabenträger und zukünftigen Nutzer. "So lautet einer der Vorwürfe, dass wir als Unternehmensgruppe Druck auf den Bürgermeister der Stadt Schirgiswalde, Herrn Sven Gabriel, ausgeübt haben. Das weisen wir an dieser Stelle entschieden zurück, da diese Vorhaltung schlichtweg jedweder Grundlage entbehrt. Eine derart unsachliche Tonlage, die nicht einmal davor zurückschreckt, uns ohne jeglichen Nachweis einen Straftatbestand, wie beispielsweise Erpressung, vorzuwerfen, verwundert uns sehr, sagt der Edeka-Vorstandssprecher Sebastian Kohrmann.
Alles nur Bluff? Edeka wusste bereits im März von Wilthens Stellungnahme
Die Überraschung kann Michael Herfort nicht nachvollziehen. Der Bürgermeister verweist auf einen Emailverkehr (liegt der Redaktion vor) zwischen dem Edeka-Vorstandssprecher Sebastian Kohrmann und Wilthens Stadtoberhaupt. Der Edeka-Vorstandssprecher wurde bereits am 2. März mit der Thematik und Unzufriedenheit seitens der Stadtverwaltung konfrontiert. Darüber hinaus gab es am 17. April ein persönliches Gespräch mit Toni Kunze, dem Edeka Geschäftsbereichsleiter für Expansion in Wilthen. "Edeka wusste also bereits am 2. März und nochmals persönlich am 17. April genau Bescheid, welche Stellungnahme die Stadt Wilthen abgeben wird. Weder Herr Kohrmann noch Herr Kunze haben den Inhalten widersprochen", entgegnet Wilthens Bürgermeister.
Edeka wollte Wilthener Aldi nie abwerben
Im weiteren Verlauf des Statements äußert sich die Edeka-Unternehmensgruppe zum Aldi-Standort in Wilthen. "Es ging und geht auch nach wie vor nicht darum Aldi aus Wilthen abzuwerben, wie es der Wilthener Bürgermeister aus unserer Sicht fälschlich formuliert. Aldi hat laut eigener Aussage lange Zeit erfolglos nach einem geeigneten Verlagerungsstandort in Wilthen gesucht und kein geeignetes Grundstück angeboten bekommen", erklärt der Edeka- Vorstandssprecher Sebastian Kohrmann.
Grundbucheintrag verhindert Aldi-Verbleib
Dass Aldi sich am Wilthener Standort neu aufstellen will, sei der Stadt bekannt, heißt es von Michael Herfort. Interessant ist, dass der Eigentümer des Handelszentrum Oberland Wilthen, die Comer Immobilien, ein konkretes Angebot an Aldi unterbreitet haben. Das Vorhaben sollte am Standort der ehemaligen Edeka-SB Halle am Badweg umgesetzt werden. Doch der Eigentümer Edeka schrieb in das Grundbuch eine Dienstbarkeit rein. Dazu erklärt der Bürgermeister: "Diese besagt, dass sich dort kein Lebensmittelhändler ansiedeln darf. Soll heißen, Edeka selbst blockiert den Standort Wilthen für Aldi."
Alleingang der Stadt Schirgiswalde-Kirschau
Der grundzentrale Verbund Oberland aus den beiden Städten Wilthen und Schirgiswalde-Kirschau sowie den Gemeinden Neukirch und Sohland wurde aus dem Grund geschlossen, um unter anderem die Vorgaben der Landes- und Regionalplanung gemeinsam umzusetzen. Dazu gehört auch, dass man sich in gemeinsamer Sache für die Entwicklung von potentiellen Einzelhandelsstandorten in den vier Kommunen abspricht. Das wurde im Einvernehmen vertraglich geregelt. Nach Meinung des Bürgermeisters Herfort entspricht der Bebauungsplan-Entwurf an der Sauerstraße gegen die mehrheitlich getragene Abstimmung zur gemeinsamen Bauleitplanung im grundzentralen Verbund Oberland. Die Zusammenarbeit sieht nicht vor, dass eine Kommune geschwächt oder gar gegeneinander ausgespielt werden soll.
Weitere Interessensbekundungen für Halatax-Gelände bei Edeka
Ob sich an der Sauerstraße nur ein Lebensmittelmarkt ansiedeln wird oder noch ein Discounter dazukommt, muss aufgrund des laufenden Verfahrens noch geklärt werden. Nach Angaben von Edeka gibt es auch Interessensbekundungen von anderen Unternehmen, die auf der Fläche bauen würden.