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Manuela Dietze/spa

Was Sie über Bautzen noch nicht wussten

Bautzen. Wenn am Ende des Winters die Natur erwacht, lockt der Frühling die Menschen hinaus. Die beste Gelegenheit, die eigene Stadt neu zu entdecken. Inspiration gesucht? Ein Stadtführer zeigt uns seine Lieblingsplätze und hält geheime Geschichten parat.

Stadtführer Albrecht Ludwig kennt Bautzen mit all seinen Geschichten und Geheimnissen.

Stadtführer Albrecht Ludwig kennt Bautzen mit all seinen Geschichten und Geheimnissen.

Bild: Manuela Dietze

Albrecht Ludwig ist um keinen Spruch verlegen. Er würzt seinen Rundgang mit Geschichten und Sagen. Das gehört zu seiner »Stellenbeschreibung«. Seine Gäste begrüßt er im historischen Gewand und hat Stadtschreibertinte, Pergament und Kuhhaut dabei. Seit zehn Jahren bietet Albrecht Ludwig in Bautzen Stadtführungen im historischen Gewand an. Stadtschreiber gehörten im Mittelalter zu den mächtigsten Männern der Stadt. Doch genau wie in der Gegenwart, waren nicht alle einflussreichen Herren auch Ehrenmänner. Gelegentlich wurde die Stellung ausgenutzt.

 

Verräter in der Stadt

 

Albrecht Ludwig erzählt gern von einem Vorgänger mit unrühmlicher Geschichte. So soll der Bautzener Stadtschreiber Peter Preischwitz die Stadt im Jahre 1429/1430 verraten haben. Er hielt es heimlich mit dem Feind, verdarb das Pulver und gab den Belagerern Nachricht von allem, was in der Stadt vorging. Der Verrat wurde entdeckt. Er wurde hart bestraft und soll auf einer Kuhhaut durch die Straßen auf den Richtplatz geschleift worden sein. Dort wurde ihm erst der Leib aufgeschnitten und dann das Herz herausgerissen. Sein Kopf wurde in Stein gehauen und ist noch heute am Nikolaiturm zu sehen.

 

Seine speziellen Lieblingsorte

 

Albrecht Ludwig liebt es, seine Gäste auf den Wendischen Kirchhof zu führen. Er schätzt besonders die Ruhe auf dem Platz, aber auch die Vielzahl der historischen Gebäude. Es gibt hier viel zu sehen und zu beschreiben. Die Michaeliskirche, die alte Wasserkunst, das Mühltor und die Mühlbastei umgeben den Platz. Blickt man über die Mauer, sieht man im Tal die Spree und das Hexenhäuschen, das 1604 aus Holz errichtet wurde und trotzdem allen Stadtbränden und Kriegen standhielt. Den schönsten Blick auf den Kirchhof und die Stadt hat man wohl von der gegenüberliegenden Friedensbrücke. Das Motiv soll das am häufigsten genutzte Bild für Sachsen im Internet sein.

 

Die große Sage der alten Wasserkunst

 

Vor der Alten Wasserkunst erzählt Albrecht Ludwig gern die Sage von der Kröte. Im ausgehenden 15. Jahrhundert wurden Pumpwerke für die Wasserversorgung der Städte erbaut. In Bautzen beauftragten 1496 die Stadträte den Franziskanermönch Martin Gregor mit der Konstruktion und dem Bau der Alten Wasserkunst. Nach der Fertigstellung wollte er den Ratsherren vorführen, wie das Wasser aus den Leitungen fließt. Aber es kam kein Wasser. In seiner Angst vor dem Zorn der Ratsherren lief der Mönch weg und machte erst am Drohmberg Halt. Erschöpft legte er sich nieder und schlief ein. Im Traum sah er eine Kröte, die die Röhren der Wasserkunst verstopfte. Er kehrte zurück, fand das Tier, entfernte die Kröte und das Wasser floss von nun an ungehindert in die Stadt.

 

Eine Senfkönigin für Bautzen?

 

Albrecht Ludwig hat viel vor. Stadtführungen mit dem Stadtschreiber gibt es in vielen Städten. In manchen sind auch Literaten Stadtführer. »Das bin ich nicht. Aber vielleicht wird es noch«, sagt er mit einem Augenzwinkern. Vorerst erzählt er Geschichte und Geschichten in kleinen Filmen, die man auf YouTube finden kann. Seit einigen Jahren ist er mit einer schönen Idee unterwegs, für die er noch Unterstützung sucht. Nach dem Vorbild der Weinköniginnen wünscht sich Albrecht Ludwig eine gewählte Repräsentantin für den Bautzener Senf. Dafür hat er schon an viele Türen geklopft, auch an die Tür der heutigen Ratsherren. Bisher leider ohne Erfolg. Das wird noch.


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