

Der Besuch einer Bäckerei im Kreis Bautzen hat in diesen Tagen einen gewissen Mehrwert. Was mit der Verpackung zusammenhängt, mit der man Brot, Brötchen oder Backwerk nach Hause bringt. Denn diese Bäckertüten sind mit Zeichnungen und schmackhaften Rezepten versehen. Wäre also wirklich schade, wenn man diese nach dem Einkauf sofort entsorgte. Vielmehr lohnt sich ein Blick auf die deutsch und sorbisch beschriftete Tüte. Erfährt man so, wie Patensemmeln und Kirmeskuchen herstellt werden. Und: dass sie ein Bestandteil der sorbischen Osterbräuche sind. Mit anderen Worten: Die Kundschaft wird mit diesen speziellen Bäckertüten für die Kultur der Sorben sensibilisiert.
Auf die Idee mit den zweisprachigen Bäckertüten war man bei der Bäckerinnung Bautzen gekommen. Der Vorschlag kam bei den Innungsbäckern seinerzeit so gut an, dass man sich 2021 mit dem Projekt »Zweisprachige Bäckertüte« am simul+ Mitmachfonds des Freistaats Sachsen beteiligte. Mit Erfolg.
In der Kategorie »Zweisprachigkeit« wurde dieses Projekt mit dem zweithöchsten Preisgeld ausgezeichnet. Gab es dafür 10.000 Euro. Dann ging es an die praktische Umsetzung: Gemeinsam mit der Stiftung für das Sorbische Volk sowie der erzgebirgischen Firma Heidrich Verpackungen entschied man sich für drei Motive: Patensemmel, Kirmeskuchen sowie den Klassiker »Brot & Salz«. Neben einer kleinen Zeichnung sowie der jeweiligen deutschen und sorbischen Bezeichnung findet man auf der Tüten-Rückseite das entsprechende Rezept.
»Wir wollen auf diese Weise Handwerk und sorbisches Brauchtum verbinden«, so Hana Buder, Marketingbeauftragte der Stiftung für das Sorbische Volk. Zu Beginn der Karwoche war es dann soweit, wurden rund 100.000 Tüten nach Pulsnitz geliefert, ins dortige Schützenhaus. Der Grund: Dort fand die Innungsmitglieder-Versammlung statt und die Mitarbeiter der Bäckereien konnten ihre Tüten-Kontingente gleich mit nach Hause nehmen. Wie Sabine Gotscha-Schock, Geschäftsführerin der Handwerkskammer Bautzen, erzählte, seien die drei Bäckertüten sozusagen eine Weiterentwicklung der »Sroka-Tüte«, die man im Januar, passend zum süßen Gebäck der Vogelhochzeit, herausgegeben hatte.
Die zweisprachigen Bäckertüten gibt es derzeit im Kreis in über 30 Bäckereien. Jede Bäckerei erhalte ein Starter-Paket von 3.000 Stück kostenfrei, so Geschäftsführerin Gotscha-Schock. Wem das nicht reicht, der kann natürlich weitere Tüten nachbestellen. Die müsse man dann jedoch selbst bezahlen, erfährt man von der Bäckerinnung. Auch Lutz Neumann, Obermeister der Bautzener Bäckerinnung, zeigte sich bei der Auslieferung von den neuen Verpackungen begeistert. Weil man neben dem Rezept für Kirmeskuchen und süße Patensemmeln auch erfahre, so Neumann, welche Zutaten man für das in der Region so beliebte Lausitzer Brot benötige. Viel ist das ja nicht: Etwas Sauerteig, ein wenig Quark, Leinsaat und eine kleingewürfelte Gewürzgurke.
Bei Bäckerinnung und der Stiftung fürs Sorbische Volk freut man sich über dieses gelungene Tüten-Projekt, mit dem man in der Osterzeit wieder ein wenig auf sich aufmerksam machen kann.