Katrin Kunath

Kommunales Stromnetz wird transparenter

Cunewalde. In Cunewalde steht seit kurzem eine intelligente Ortsnetzstation. Was sie leistet und warum sie für eine zuverlässige Energieversorgung wichtig ist, erklärte Projektpartner SachsenNetze vor Ort.
Bürgermeister Thomas Martolock und SachsenNetze-Geschäftsführer Dr. Steffen Heine vor der neuen Station in Cunewalde.

Bürgermeister Thomas Martolock und SachsenNetze-Geschäftsführer Dr. Steffen Heine vor der neuen Station in Cunewalde.

Bild: Oliver Killig

Die mit digitaler Messtechnik ausgerüstete Anlage ist Teil des Projekts »digiTechNetz – Digitalisierungstechnologien für die Betriebsführung von Niederspannungsnetzen«, welches von der TU Dresden koordiniert wird. SachsenNetze ist Projektpartner und unterstützt mit Pilotnetzen.

Mittels Mess- und Übertragungstechnik können so bestimmte Größen wie Spannung und Leistungsfluss überwacht werden. Kritische Werte werden automatisch gemeldet.

Die neue Ortsnetzstation ist mit einem 630 kVA-Transformator ausgerüstet, um den zukünftigen Leistungsbedarf zu decken.

 

Anforderungen ans Stromnetz wachsen

»Mit der Energiewende wachsen die Anforderungen an das Stromnetz: Es steigen sowohl die Erzeugung und Einspeisung von erneuerbaren Energien als auch der Strombedarf im Verkehrs- und Wärmebereich durch den Einsatz von Wärmepumpen und Ladeeinrichtungen für Elektromobile. Auch Photovoltaikanlagen tragen ihren Anteil zum Erfolg der Energiewende bei. All das erhöht gleichzeitig die Komplexität der Stromnetze in den Kommunen«, weiß SachsenNetze-Geschäftsführer Dr. Steffen Heine. »Um die steigenden Anforderungen zu bewältigen, sind unter anderem intelligente Ortsnetzstationen und ein automatisiertes Netzmanagement notwendig. Ziel ist es, die Niederspannungsebene ‚sichtbarer‘ zu machen und durch Automatisierungen den Netzbetrieb effizienter zu gestalten.«

Thomas Martolock, Bürgermeister der Gemeinde Cunewalde, ergänzt: »Seit 30 Jahren versorgt die gemeinsame Fernwärmegesellschaft von Cunewalde und SachsenEnergie verlässlich 600 Wohnungen im Ortsteil Weigsdorf-Köblitz. Im Großteil unserer Gemeinde mit über 200 denkmalgeschützten Umgebindehäuser wird dies aber technisch nie möglich sein, da dort hauptsächlich energieintensive Wärmespeicheranlagen (Nachtspeicherheizungen) installiert sind. Wir suchen schon lange gemeinsam mit SachsenEnergie nach energieeffizienten Möglichkeiten, diese Anlagen weiter zu betreiben - bis hin zur Einspeisung, wenn alternative Energiequellen reichlich zur Verfügung stehen.« Die intelligente Ortsnetzstation sieht er dafür als wichtigen Baustein. »Zum Beispiel findet ab sofort ein besseres Monitoring des gesamten Ortsnetzes statt. Somit kann Netzausbau klarer strukturiert werden, das Niederspannungsnetz besser ausgelastet und auf Störungen schneller reagiert werden. Profiteur ist dann der Netzkunde vor Ort.«

 

Neue Technologie für zuverlässigen Netzbetrieb

Das Projekt, das von der Professur für Elektroenergieversorgung in Kooperation mit der Professur für Energiewirtschaft der TU Dresden koordiniert wird, startete im Oktober 2022. Im November 2023 wurde in Weinböhla die erste Station in Betrieb genommen, in Cunewalde entsteht nun das zweite Pilotnetz.

»Der Zubau von Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen verändert die Belastungssituation der Niederspannungsnetze grundlegend. Um einen weiterhin zuverlässigen Netzbetrieb zu gewährleisten, sind neue digitale Technologien erforderlich. Das Projekt digiTechNetz entwickelt hierzu innovative Konzepte zur automatischen Erkennung und Vermeidung kritischer Netzsituationen, die nach Projektende von der Forschung in die Praxis überführt werden sollen«, schildert Prof. Dr.-Ing. Peter Schegner, Direktor des Instituts für elektrische Energieversorgung und Hochspannungstechnik an der TU Dresden. »Die Ergebnisse schaffen damit die Grundlage für den zukünftigen Netzbetrieb und unterstützen dabei die Energiewende sowie den Wandel in den Bereichen Mobilität und Wärmeversorgung.«


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