Silke Richter

Kein Zuhause? Die AWO kann helfen

Hoyerswerda. Laut statistischen Landesamtes wurden 2023 in Sachsen knapp 1.200 wohnungslose Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft untergebracht. Die Dunkelziffer ist freilich sehr viel höher. Eine neue Beratungsstelle der AWO bietet Betroffenen Unterstützung.
Das erste gemeinsame Netzwerktreffen der Projektpartner fand bei der AWO-Lausitz statt, die auch Träger des Vorhabens gegen Wohnungslosigkeit ist.

Das erste gemeinsame Netzwerktreffen der Projektpartner fand bei der AWO-Lausitz statt, die auch Träger des Vorhabens gegen Wohnungslosigkeit ist.

Bild: Silke Richter

Die AWO Lausitz bietet ab sofort in einer neuen Beratungsstelle kostenfrei und vertraulich Hilfestellungen bei drohender Wohnungslosigkeit. Bei einem ersten Netzwerktreffen stellten AWO-Projektleiter Kevin Stanulla und Projektmitarbeiterin Katja Bachmann das Angebot näher vor.

Gekommen waren Vertreter von Großvermietern, Jobcenter, von sozial-psychiatrischen Diensten und Sozialämtern, von der Stadtverwaltung und der AWO Bautzen. Dass durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Projekt dauert vier Jahre und gliedert sich in zwei Programme: Zum einen beinhaltet es den Baustein des sogenenannten EHaAP Plus Programm. Die Buchstaben stehen für »Eingliederung hilft gegen Ausgrenzung der am stärksten benachteiligten Personen« und der zweite Baustein basiert auf der Sozialhilfe.

 

Hilfe suchen, bevor die Zwangsräumung droht

»Entweder kommen die Leute zu uns oder wir suchen die Klienten auch auf. Wichtig ist, dass sie unsere Hilfe in Anspruch nehmen, bevor es zu spät ist. Wenn die Zwangsräumung schon stattfindet, stoßen wir auch an unsere Grenzen«, erklärt Kevin Stanulla den Hintergrund.

Hilfreich sei es, die Beratungsstelle rechtzeitig zu kontaktieren, wenn sich bereits erste Probleme abzeichnen, die Wohnungskündigung ausgesprochen wurde oder die Mieter keine Wohnung mehr haben. Dann erhalten die Klienten Unterstützung zum Erhalt ihrer Wohnung, Hilfe bei Behördengängen und Anträgen sowie die Vermittlung an weitere Fachberatungsstellen.

Wichtig sei auch, dass es nicht darum gehe die Probleme der Interessenten zu lösen, sondern eher Möglichkeiten und Strategien aufzuzeigen. Weitere Aufgaben der Mitarbeiter bestehen darin, die Teilhabe am Leben schrittweise wieder zu intensivieren, Hilfe bei Behördengängen, bei der Organisation des Familienhaushaltes und bei der Gestaltung des Lebensalltages zu leisten, um zudem den Wiedereinstieg in den privaten als auch beruflichen Lebensalltag zu ermöglichen. »Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe, damit Mieter in ihren Wohnungen bleiben können«, so Katja Bachmann.

Damit Betroffene von dem Angebot erfahren, könne man sich gut vorstellen, den Flyer der Beratungsstelle dem Mahnschreiben oder der angedrohten Wohnungskündigung in den Briefen beizulegen.

Neben dem breitgefächerten Unterstützungsmöglichkeiten räumten anwesende Vertreter der Institutionen bei der Informationsveranstaltung aus ihren Erfahrungswerten heraus aber auch ein, dass es oftmals schwer sei, Menschen von den Hilfsangeboten zu überzeugen und die Mitarbeiter deshalb oftmals an ihre Grenzen kommen.

 

Projekt blickt auf gute Erfahrungen in Bautzen

Erfahrungsberichte aus Bautzen, wo das AWO-Projekt gegen Wohnungslosigkeit bereits läuft, zeigen eine gute Resonanz und Erfolgsquote. So hätten von 140 Personen, die das Hilfsangebot bisher nutzten, nur zwei oder drei Klienten ihre Wohnung verloren. Und das auch nur deshalb, weil sie sich gegen die Unterstützung sperrten.

Projektmitarbeiterin Katja Bachmann brachte es auf den Punkt: »Wir können nur den Menschen helfen, die sich auch helfen lassen wollen.« Zukünftig soll alle sechs Monate ein Netzwerktreffen mit der AWO-Lausitz und den Projektpartnern durchgeführt werden.

 

Beratungsstelle - Hilfe gegen Wohnungslosigkeit

  • Albert-Einstein-Straße 47 (Einsteinhaus), 02977 Hoyerswerda
  • Tel.: 01512/ 0343 999

Beratungszeiten:

  • Di. 9 bis 16 Uhr
  • Do. 9 bis 18 Uhr
  • Mo. & Do. telefonisch von 8 bis 16 Uhr


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