Matthias Stark

Je älter, umso spannender

Radeberg. Der WochenKurier sprach mit der neuen Leiterin von Schloss Klippenstein in Radeberg, Frau Dr. Karina Iwe.
Die neue Schlossherrin, Dr. Karina Iwe, an einem ihrer Lieblingsorte von Schloss Klippenstein, der archäologischen Sammlung.

Die neue Schlossherrin, Dr. Karina Iwe, an einem ihrer Lieblingsorte von Schloss Klippenstein, der archäologischen Sammlung.

Bild: Matthias Stark

Was war der Grund, sich beruflich für das Schloss Klippenstein und damit für Radeberg zu entscheiden?

Ich war zuletzt für das Buchmuseum der SLUB Dresden zuständig. Dort habe ich alle Abläufe erstmals als Museumsverantwortliche kennen und schätzen gelernt. Das weckte in mir den Wunsch, weiterhin ein Museum zu leiten. Für mich als Archäologin gilt: je älter die Dinge sind, umso spannender sind sie. Vergangenes für die Gegenwart erzählen, das kann man hier in Radeberg sehr gut tun. Ich bin dann auf die Ausschreibung aufmerksam geworden und nun bin ich hier.

Sie sind aktuell Dresdnerin, möchten Sie eine Radebergerin werden?

Ich kann mir alles vorstellen. Ich bin mit der Vision nach Radeberg gekommen, hier zu bleiben. Meine Stelle ist unbefristet. In den letzten Jahren habe ich immer an den Orten gewohnt, an denen ich gearbeitet habe. Deshalb ist Radeberg als Wohnort denkbar für mich, ja.

Können Sie uns kurz Ihren beruflichen Werdegang schildern?

Ja, gern. Als 15-jährige Schülerin habe ich ein Praktikum bei den Ausgrabungen an der Frauenkirche gemacht. Das war unglaublich spannend für mich. Ich habe später in Leipzig, Berlin und Dublin Archäologie studiert und auch im Ausland gearbeitet, beispielsweise in Irland, Georgien und Japan. Über die Reiternomaden in der eurasischen Steppe u.a. in Kasachstan und Südsibirien habe ich geforscht und meine Doktorarbeit geschrieben. Anschließend stand die Frage an, wie man sich beruflich weiterentwickeln sollte. Möchte ich Ausgrabungen leiten oder lieber die Dinge vermitteln. Ich habe mich für letzteres und damit für die unglaublich abwechslungsreiche Museumsarbeit entschieden. Diese führte mich in den letzten Jahren an verschiedene Museen, in Frankfurt/Main, Nagaoka in Japan, Tbilisi in Georgien, Dresden und Chemnitz. Mit vielen Erfahrungen ausgestattet, bin ich dann 2020 nach Sachsen heimgekehrt und nun in Radeberg für das Schloss verantwortlich.

Wie ist Ihr Eindruck von Ihrer neuen Wirkungsstätte?

Ich konnte seit August einen unglaublich intensiven Eindruck gewinnen. Es ist ein actionreicher Ort! Wir befinden uns hier mitten im Veranstaltungs- und Ausstellungsbetrieb. Und immerzu steht die große und spannende Frage im Raum, wie wir bestimmte Zielgruppen ansprechen. Wie können wir generationsübergreifende Veranstaltungen konzipieren und was können wir konkret für jüngere Zielgruppen tun? Wie kann man die Sammlung des Museums mit etwas Handwerklichem oder Praktischem im Veranstaltungsprogramm verbinden? Das sind Fragen, die mich umtreiben. Schloss Klippenstein ist ein funktionierendes Haus in bestem Zustand. Und trotzdem müssen wir schauen, wie wir den Weg in die Zukunft finden.

Man sagt ja, das neue Besen gut kehren. Gibt es von Ihrer Seite Ideen für Veränderungen?

Wir haben hier viele Impulse, die schlummern. Es geht jetzt nicht um große Veränderungen. Ich bin beispielsweise sehr froh, dass die Sanierung des Hauses größtenteils abgeschlossen ist. Zu den Ideen gehört zum Beispiel, englisch- und russischsprachige Führungen anzubieten. Ich denke auch darüber nach, wie man gegebenenfalls neue Kooperationen eingehen könnte. Gemeinsam mit dem Team und viel Fingerspitzengefühl möchte ich für eine größere Bekanntheit des Schlosses sorgen. Denn der Bekanntheitsgrad von Schloss Klippenstein ist ausbaufähig.

Frau Dr. Iwe, herzlichen Dank für das Gespräch.


Meistgelesen