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Sabine Gotscha-Schock/kun

Handwerk und Politik

Lausitz. Ein Kommentar von Sabine Gotscha-Schock, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Bautzen.

Sabine Gotscha-Schock

Sabine Gotscha-Schock

Bild: Lausitzwelle

Gerade ist in unserem Land die Unzufriedenheit ziemlich groß und zeigt sich auch offen. Handwerker beteiligen sich an Protestaktionen, organisieren selber welche, schreiben Briefe an Politiker und versuchen, ins Gespräch zu kommen. Das geht nun schon eine ganze Weile so. Ich selber habe seit dem Herbst 2022 an etlichen Gesprächen teilgenommen, viele Mails und Briefe selber geschrieben oder verbreitet. Wenn man im direkten Kontakt mit Politikern ist, sind sie oft sehr zugänglich für die Probleme, sagen Unterstützung zu. Aber dann passiert oft und lange nichts.

Viele Handwerker und auch ich waren im Januar bei den Bauernprotesten in Dresden dabei. Danach haben wir Gesprächsrunden organisiert, wieder mal in Briefen die Forderungen des Handwerks, vor allem nach weniger Bürokratie, aufgeschrieben. Grundtenor dabei ist: es geht den Handwerkern nicht um neue Konjunkturprogramme oder Fördermittel. Sie wollen hauptsächlich planbar und vernünftig arbeiten, das Vertrauen bekommen, dass sie alleine denken können, ihre Arbeit wertgeschätzt wird. Sie stehen ihrem Kunden gegenüber und sollen und wollen ihn gut beraten. Das geht aber nicht, wenn sich ständig Vorgaben ändern und neue Aspekte ins Spiel gebracht werden. Handwerker brauchen Freiraum zum Arbeiten, weniger Bürokratie und Formblätter.

Beispiel gefällig? Ab 1. Juli werden Fahrzeuge ab einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen mautpflichtig, bisher waren es ab 7,5 Tonnen. Das heißt, es sind vor allem Transporter der Gewerbetreibenden betroffen. Für die meisten Handwerker gibt es eine Ausnahmeregelung: man muss sein Fahrzeug dazu vorher online registrieren. Dann gilt die Ausnahme für zwei Jahre, aber nicht für alle Fahrten. Die Kosten liegen zwischen 15,1 und 24,8 Cent pro Kilometer. Wenn ich handwerklich hergestellte Waren transportiere, gilt die Ausnahme, wenn es industriell hergestellte sind, dann nicht. Ebenso nicht für Fahrten zu einer Werkstatt, Überführungen oder ähnliches. Wer soll das kontrollieren?

Wir haben gut ausgebildete junge Handwerker. Nicht übermäßig viele, aber jedes Jahr lernen welche aus. Wir brauchen aber vor allem auch welche, die Lust haben, sich selbstständig zu machen, ein eigenes Handwerksunternehmen zu gründen oder zu übernehmen. Und denen werden zu viele Steine in den Weg gelegt.

 

»kommentiert:« läuft immer donnerstags, 6.50 und 14.45 Uhr, im LAUSITZWELLE Radio über UKW und DAB+ und als Video auch im LAUSITZWELLE Fernsehen in der Drehscheibe Lausitz. Alle Kommentare sind jederzeit bei www.lausitzwelle.de sowie auf youtube.com/LAUSITZWELLE abrufbar.


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