Rainer Könen

Erfolgreich am Rad drehen

Lückersdorf-Gelenau. Bei der SG Lückersdorf-Gelenau wird seit über 60 Jahren Radball gespielt. Eine Randsportart, bei der es nicht nur auf harte Beinarbeit ankommt.

Die Wettkampfteams der SG-Radballer, in der Mitte Heiner Slota.

Die Wettkampfteams der SG-Radballer, in der Mitte Heiner Slota.

Bild: Rainer Könen

Radball kann man auch so zusammenfassen: vier Spieler, 14 Minuten Spielzeit, viel Familiarität und spezielle Fahrräder. Eine Randsportart, die bei der SG Lückersdorf-Gelenau betrieben wird. Und zwar ambitioniert. In den Jahren 2018 und 2019 war man erstmals zweitklassig, stieg dann aber ab. Seit 2023 spielt der Klub wieder in der 2. Bundesliga. Bisheriger Höhepunkt: vor sieben Jahren durfte die derzeit 35-köpfige Radball-Abteilung sogar eine Weltcup-Veranstaltung ausrichten. Daran erinnere man sich noch gerne, so Heiner Slota, Radball-Urgestein des Klubs. Von dem man wissen will, warum Radball so fest im 950 Einwohner zählenden Kamenzer Ortsteil verwurzelt ist. Das liege auch daran, so der stellvertretende Radballchef und Trainer, dass dieser Sport in manchen Familien des Ortes seit Generationen betrieben werde. Die SG gehört seit vielen Jahren zu den etablierten Radballclubs in der Region.

Die Geschichte des rund 200 Mitglieder zählenden Vereins, in dem auch Kegeln und Tischtennis leistungssportlich betrieben wird, ist eng mit dem Rad verbunden. 1907 wurde »Frohe Fahrt Gelenau« gegründet - mit einer Reigen-Kunstfahr-Gruppe. Zwischen den Weltkriegen kam das Straßenradfahren dazu, seit 1962 wird Radball wettkampfmäßig betrieben. Zu DDR-Zeiten machte die SG bei Radball-Meisterrunden oft eine gute Figur. Früher wurde Radball meist in den Tanzsälen der Kneipen gespielt. Schwarz-weiße Erinnerungen aus diesen längst vergangenen Zeiten findet man auch in der Gelenauer Sportstätte, die bis Ende der 70er Jahre ein Veranstaltungssaal war. »Hier sind sogar die Puhdys und Nina Hagen aufgetreten«, erinnert sich der 66-jährige Slota. Im Gegensatz zu anderen Radballclubs im Landkreis hat man bei der SG keine Nachwuchsprobleme. »Bei uns machen zehn Kinder mit, wir können vier Wettkampfteams stellen«, so Slota. Der frühere Spitzenradballer erwähnt aber auch, das der Zugang »zu unserer Sportart nicht einfach« sei. Denn: »Ein Kind braucht mindestens ein Jahr, bis es wettkampffähig ist«, so der 66-jährige Slota.

Bis man es schafft, ein rund 2.700 Euro teures Rad mit seinem über das Hinterrad abgesenkten Sattel und dem speziellen u-förmigen Lenker zu beherrschen, braucht es eine Menge Trainingsstunden. Bremsen und anderen Schnickschnack gibt es an den Rädern nicht. Auch das Fahren mit der Eins-zu-eins-Übersetzung ist gewöhnungsbedürftig. Und es geht nicht nur um die Beherrschung des Rades, da ist ja auch noch der Ball. »Um den aufs Tor schießen zu können, braucht es Technik und Kraft«, so Slota weiter. Vor einigen Jahren hatte die SG in der Sporthalle der Kamenzer Grundschule »Am Forst« mal ein Schautraining durchgeführt, in der Hoffnung, Kinder und Jugendliche für den Radballsport begeistern zu können. Leider sei die Resonanz jedoch überschaubar gewesen, so Slota weiter.

Seit 2023, seitdem die SG wieder zweitklassig ist, ist die Kamenzer Halle Heimspielstätte des Vereins. Zu den Spielen kommen oft bis zu 200 Zuschauer. Dort findet am 8. März (ab 18 Uhr) das Heimturnier der Radballer statt. Wird das SG-Bundesligateam von Ricardo Slota und Sascha Michala auf fünf andere Zweitbundesligisten treffen. Das Ziel: »Wir wollen gut abschneiden«, hofft Slota. Und für den Radball in Lückersdorf-Gelenau werben.


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