Silke Richter

Ein Lift vom Keller bis zum Dach

Hoyerswerda. Die sogenannte Aufzugsallee in der Niederkirchnerstraße bekommt Gesellschaft. Im Wohneigentumsblock Konrad-Zuse-Straße 12 bis 18 werden derzeit vier neue Liftanlagen eingebaut.

Christian Behring (l.) und Architekt Ronny Brantzko freuen sich über den Einbau der Liftanlagen in der Konrad-Zuse-Straße.

Christian Behring (l.) und Architekt Ronny Brantzko freuen sich über den Einbau der Liftanlagen in der Konrad-Zuse-Straße.

Bild: Silke Richter

Wie und wo gestalte ich mein Lebensalter in der Wohnung und was passiert, wenn ich plötzlich nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs sein kann? Eine wichtige Frage, die nicht nur für ältere Menschen immer mehr an Bedeutsamkeit gewinnt.

Die Eigentümergemeinschaft in der Konrad-Zuse-Straße 12 bis 18 hat sich dazu entschlossen, in die jeweils vier Eingänge des Wohnblockes vier Plattform-Liftanlagen »Cibes« einbauen zu lassen. In dem Haus haben insgesamt 48 Eigentümer jeweils eine eigene Wohnung, die zu 90 Prozent von den jeweiligen Besitzern selbst bewohnt wird.

»Der hohe Altersdurchschnitt, moderner Standard, Sicherheit und Komfort im Alter und in schwierigen Lebenslagen waren die entscheidenden Kriterien dafür, dass sich alle Eigentümer einvernehmlich für die Liftanlagen entschieden, haben«, erklärt Christian Behring, Beiratsmitglied der Eigentümergemeinschaft.

 

Investition in die Zukunft

Die Liftanlagen sind nach oben hin offen und damit etwas kostengünstiger als andere Modelle. Mit neun Metern zurückgelegter Wegstrecke pro Minute jedoch auch etwas langsamer. »Aber was interessiert die Geschwindigkeit, wenn man auf Krücken oder einen Rollstuhl angewiesen ist. Aus einer Eigentumswohnung ausziehen zu müssen, ist vom Kopf her nicht so einfach wie bei einer Mietwohnung«, meint Christian Behring, der selbst eine Dachgeschosswohnung sein Eigen nennen kann.

Die finanziellen Kosten für die Umsetzung der Idee belaufen sich auf einen sechsstelligen Gesamtbetrag und werden durch die 48 Wohnungseigentümer geteilt. Eine Investition in die Zukunft. Und eine besondere dazu. Seien doch diese Liftanlagen, die zudem keine Grube oder Maschinenraum benötigen, mit ihrer möglichen Erreichbarkeit, auch mit einem Rollstuhl, im Bereich einer Eigentümergemeinschaft in der Neustadt nahezu einmalig, meint Christian Behring aus seinen eigenen Erfahrungswerten. So erreiche man mit dem Lift nicht nur die einzelnen Etagen, sondern auch den Kellerbereich und das Dachgeschoss, welches nicht umgebaut werden muss. Die Liftanlagen können bis zu vier Personen befördern und haben jeweils eine Traglast von etwa 650 kg.

 

Fertigstellung bis Ende August geplant

Für die in dem bauhistorischen Denkmal wohnenden Rollstuhlfahrer, Rollatoren-Nutzer, Senioren und gehbehinderten Menschen ein wahrer Segen und eine Entscheidungshilfe, ihren Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen zu dürfen. Ziel war es, jedem Mieter und Eigentümer die Nutzung zu gewährleisten. Wenngleich Modernisierungen dieser Art im denkmalgeschützten WK?I generell besonderen Herausforderungen gleichen.

Ende April begannen die Baumaßnahmen im Hauseingang 12 mit dem Einbau notwendig gewordener neuer Rauchabzugsfenster und dem Fundament im Kellerbereich. In den nächsten Tagen beginnt die Umgestaltung der Treppenhäuser, in denen die Liftanlagen mittig ihren Platz finden werden. »Die Arbeiten werden bei laufender Nutzung durchgeführt. Das erfordert hohe Sicherheitsmaßnahmen«, erklärt der zuständige Architekt Ronny Brantzko, der mit dem Einbau von mehreren Fahrstuhl- und Liftanlagen bereits langjährige Erfahrungen sammeln konnte.

Bis Ende August sollen die kompletten Baumaßnahmen abgeschlossen und die vier Liftanlagen funktionsfähig sein.


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