Judit Solcina/Scholze /kun

Das Recht seinen Namen zu führen

Lausitz. Ein Kommentar von Judit Solcina/Scholze, Geschäftsführerin der Domowina.

Judit Solcina/Scholze

Judit Solcina/Scholze

Bild: Fotostudio Charlottenburg

Ist es übertrieben, den eigenen Nachnamen in seiner sorbischen Muttersprache offiziell führen zu wollen? Einige meinen vielleicht: Ja! Denn schließlich spricht jede Sorbin und jeder Sorbe deutsch. Und müssen diese komplizierten diakritischen Zeichen sein? Damit sind bestimmte sorbische Buchstaben wie  ó š ž gemeint.

Vielleicht haben Sie schon davon gehört, dass aktuell der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Ehenamens- und Geburtsnamensrechts im Bundestag kurz vor seiner Verabschiedung steht. Mit diesem sind viele Erleichterungen verbunden, denn das geltende deutsche Namensrecht trägt der vielfältigen Lebenswirklichkeit in Deutschland nicht hinreichend Rechnung.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten stets zwischen zwei Varianten des eigenen Nachnamens wählen. Unterzeichne ich sorbische Dokumente – damit sie rechtsverbindlich sind – mit meinem deutschen Nachnamen wie er im Personalausweis steht, obwohl das Dokument in sorbischer Sprache verfasst ist? Stellen Sie sich vor, Sie als Frau dürfen den männlichen Nachnamen rechtsverbindlich führen, den weiblichen Nachnamen jedoch nicht, obwohl die Verwendung der weiblichen Endung in der sorbischen Sprache Usus ist.Und stellen Sie sich vor, Sie bekommen aus politischen Kreisen viele Jahre den »gut gemeinten« Rat: »Verwenden Sie doch Ihren sorbischen Nachnamen als Künstlernamen!«

Ich sage dazu »Nein«, denn als Sorbin möchte ich nichts anderes als das, was für die Mehrheit der deutschen Staatsbürger normal ist: EINEN – meinen eigenen – Nachnamen zu führen.

Und ja, vielleicht ist mein sorbischer Nachname Šolcina etwas kompliziert auszusprechen. Daran wird man sich hoffentlich gewöhnen. Doch ehrlich gesagt, wenn man meinen Nachnamen schon in allen möglichen Varianten falsch schreibt, wie z. B. Scholze, Schulz, Schultz, Scholtze, Scholz– und glauben Sie mir, das passiert sehr oft – kann man meinen Namen auch in der sorbischen Version falsch – das heißt z. B. auch ohne diakritische Zeichen »Solcina« – schreiben und aussprechen.

Dafür habe ich großes Verständnis, obwohl ich mich freuen würde, wenn die Sonderzeichen auf der Tastatur öfters und selbstverständlich genutzt werden.

 

 

»kommentiert:« läuft immer donnerstags, 6.50 und 14.45 Uhr, im LAUSITZWELLE Radio über UKW und DAB+ und als Video auch im LAUSITZWELLE Fernsehen in der Drehscheibe Lausitz. Alle Kommentare sind jederzeit bei www.lausitzwelle.de sowie auf youtube.com/LAUSITZWELLE abrufbar.


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