Matthias Stark

»Das ist unser Jubiläum«

Kamenz. Ein Dreiklang für die bald 800-jährige Lessingstadt: Der WochenKurier sprach mit dem Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz über das bevorstehende Festjahr der Lessingstadt.
Der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz vor dem Faksimile der Urkunde, welche als erster schriftlicher Beleg für die Existenz von Kamenz gilt. Sie stammt aus dem Jahr 1225.Foto: Matthias Stark

Der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz vor dem Faksimile der Urkunde, welche als erster schriftlicher Beleg für die Existenz von Kamenz gilt. Sie stammt aus dem Jahr 1225.Foto: Matthias Stark

Herr Dantz, auf welches Dokument stützt sich eigentlich das Ereignis 800 Jahre Kamenz und wo befindet sich das?
Das ist eine gute Frage. Es muss ja einen Anlass, einen Grund, geben, weswegen wir sagen, dass Kamenz im nächsten Jahr 800 Jahre alt wird. Einerseits stimmt das, andererseits kann es auch nicht stimmen. Wie alt unsere Stadt wirklich ist, weiß niemand. Der Hintergrund für die 800-Jahr-Feier und die vorangegangenen Stadtjubiläen ist die erstmalige Erwähnung von Kamenz in einer Urkunde des Bischofs Bruno II. in Meißen, datiert auf den 19. Mai 1225. Damit ist auch klar, dass die im Schriftstück erwähnten Ortschaften bereits existiert haben müssen. Wann diese Orte, und damit auch Kamenz, entstanden sind, bleibt im Dunkel der Geschichte. Das Original der Urkunde befindet sich im Kloster St. Marienstern. Wir haben das Glück, eine originalgetreue Nachbildung zu besitzen. Diese ist im Innenhof des Rathauses für jeden Interessierten sichtbar ausgestellt. Für mich war es unglaublich beeindruckend, gemeinsam mit der Äbtissin das Originaldokument in der Hand zu halten. In dem Moment hatte ich das Gefühl, achthundert Jahre Geschichte in der Hand zu haben. Das war für mich ein ganz besonderer Augenblick.

Was bedeutet das Jubiläum für die Stadt?
Zunächst bedeutet es, dass wir nicht allein feiern. In der Urkunde werden auch die Stadt Pulsnitz, der Ort Wiednitz, jetzt zu Bernsdorf gehörend, sowie weitere Ortsteile, die heute zu Kamenz eingemeindet sind, erwähnt. Wir feiern also nicht als Solisten, sondern mit den neunzehn Ortsteilen. In erster Linie identifizieren sich deren Einwohner mit ihrem jeweiligen Ort und sind erst in zweiter Hinsicht Kamenzer. Daher bietet ein solches Stadtjubiläum eine große Klammer der Gemeinsamkeit. Wir feiern also auch das Jubiläum von Lückersdorf, Schwosdorf, Petershain, Brauna, Liebenau, Cunnersdorf, Schönbach, Biehla, Bernbruch, Zschornau, Schiedel und Deutschbaselitz. Mit der Stadt Pulsnitz haben wir uns sehr frühzeitig abgestimmt, wann wir feiern. Wir wollten vermeiden, dass beide Städte am gleichen Wochenende das Jubiläum begehen. Wir feiern vom 16.-18. Mai und Pulsnitz in der darauffolgenden Woche.

Seit wann laufen die Vorbereitungen und wie werden die Menschen in Kamenz ins Jubiläum eingebunden?
Damit wir vom Jubiläum nicht »überrascht« werden, haben wir frühzeitig mit den Vorbereitungen begonnen. Wir sind 2022 gestartet mit einem Stadtratsbeschluss und haben ein 12-köpfiges Festkomitee, bestehend aus Vertretern des Stadtrates, der Bürgerschaft und der Stadtverwaltung, gegründet. Wir wollten frühzeitig den Bürgern bewusst machen, dass es ihr Stadtjubiläum ist. Schon vorher haben wir aber im Jahr 2020 eine Ideenkampagne gestartet. Die Menschen sollten sich mit Ideen, Projekten und Vorschlägen einbringen. Bis zum Oktober 2021 sind dann über einhundert Vorschläge von Vereinen und Einzelpersonen sowie der Stadtverwaltung eingegangen. Das ist der Pool, aus dem nun alle Vorhaben zum Stadtfest hervorgehen. Die Beteiligung der Stadtgesellschaft und des Umlandes war uns wichtig. Das Ziel, den Bürgern unser großes Jubiläum ins Bewusstsein zu rufen, haben wir so erreicht. Die Resonanz war überwältigend. Wir mussten dann die Vorschläge sortieren und strukturieren. In zwölf Arbeitsgruppen unter Leitung des Festkomitees wird nun die Organisation ganz praktisch realisiert. Auch die Ortschaftsräte der feiernden Ortsteile sind dabei fest eingebunden.

Was sind die Höhepunkte im Festjahr 2025?
Wir feiern Silvester 2024 mit dem Start in das Festjahr. Dafür stehen etwa 3000 Eintrittskarten zur Verfügung, über die Hälfte davon ist bereits verkauft. Beginn der Open-Air-Feier ist gegen 21 Uhr mit Live-Musik, DJ und Unterhaltung auf der Bühne. Gemeinsam werden wir dann gegen Mitternacht den Countdown herunterzählen und mit einem großen Feuerwerk ins Festjahr starten. Im Jahr 2025 gibt es dann das klassische Festwochenende vom 16. bis 18. Mai. Das Festgelände wird die erweiterte Innenstadt mit insgesamt vier Bühnen sein. Am 19. Mai findet eine Festveranstaltung für geladene Gäste statt. Und dann gibt es den Festumzug am 14. September. Dort wird die Geschichte und Gegenwart unserer Stadt in liebevoll gestalteten Umzugsbildern mit hunderten Darstellern gezeigt. Wir haben mit dem Festkomitee, dem Stadtrat und der Bürgerschaft für 2025 diese Idee eines Dreiklangs entwickelt und wir freuen uns darauf.

Wie hoch sind die Kosten für das Festjahr?
Was wir für das Jubiläum benötigen, ist schon beachtlich. Wir haben es da mit einem Gesamtvolumen von etwa 450.000 Euro zu tun. Der Eigenanteil aus dem Haushalt wird bei etwa 200,000 Euro liegen. Für die Ortsteile wird ein zusätzliches Budget in Höhe von 38.000 Euro bereitgestellt, damit auch dort Dinge für das Festjahr gestaltet werden können. Insgesamt ist die Finanzierung auf gutem Weg. Dazu gehören natürlich ganz besonders auch die Unternehmen als Unterstützer und Sponsoren. Wir sind sehr dankbar, dass uns kleinere und größere Firmen aus der Stadt und dem Umland in unterschiedlichster Weise helfen. Und natürlich freuen wir uns über jede weitere Zuwendung und Hilfe.

Gibt es Vorhaben oder Projekte in der Stadt, die bis zum Jubiläum abgeschlossen oder beendet sein sollen?
Da ist an erster Stelle ein Projekt der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde zu nennen: eine Friedensglocke für Kamenz. Das wird eine Bronzeglocke sein, die am 18. Mai auf dem Marktplatz geweiht wird. Die Glocke ist für die Hauptkirche in Kamenz vorgesehen. Dieses Glockenprojekt hat außerordentlich viel Unterstützung erfahren. Eine Friedensglocke für Kamenz ist in diesen Zeiten ein wichtiges Symbol, für das ich den Initiatoren sehr dankbar bin. Diese Glocke stellt den Gedanken Frieden für die Welt und Frieden für unsere Stadt in den Mittelpunkt des Jubiläums.
Als weiteres Projekt wird es eine Jubiläumsmedaille geben. Das ist ein Vorhaben, welches federführend die Sächsische Numismatische Gesellschaft gemeinsam mit den Kamenzer Münzfreunden vorantreibt. Und es gibt bereits jetzt schon einen Monatskalender des Lausitzer Almanach und einen Wochenkalender von Gunter Eisold für das kommende Jahr, in welchen unser Jubiläum eine Rolle spielt. Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Idee »800 Bäume für Kamenz«. Zu dieser Aktion sollen Bäume gespendet und am Spittelforst von Eltern und Großeltern mit Kindern und Enkeln gepflanzt werden. Wir wollen der Natur etwas zurückgeben, was wir durch unser Dasein verbrauchen. Bäume werden ja erheblich älter als Menschen und der kleine Wald, der so entsteht, wird von unsrem Stadtjubiläum künden.
In den Ortsteilen wird es Informationstafeln geben, auf denen Informationen zu deren jeweiligen Geschichte zu sehen sein werden. Damit wollen wir zeigen, wie vielschichtig unsere Stadt ist. Außerdem ist unter anderem eine Sonderausgabe der Sächsischen Heimatblätter in Vorbereitung.
Alle Vorhaben, auch die vielen anderen, die man noch aufzählen könnte, wurden mit dem bisherigen Stadtrat und dem Festkomitee auf den Weg gebracht. Nun wird bald ein neuer Stadtrat gewählt. Ich meine es als Kompliment, wenn ich sage, dass ich mit dem bisherigen Stadtrat gern noch mal »eine Runde drehen würde«. Ich freue mich darauf, auch mit dem neuen Stadtrat die bisherige Art der vertrauensvollen Zusammenarbeit fortzusetzen.

Wird es besondere Begegnungen im Festjahr geben und wenn ja, mit wem?
Natürlich werden wir Ehrengäste haben, beispielsweise aus unserer Staatsregierung. Besonders freue ich mich auf die Begegnung mit Vertretern unserer Partnerstädte aus Alzey, Kolin, Karpacz und die des Sechsstädtebundes, Bautzen, Löbau, Zittau, Görlitz und Luban, deren Vertreter wir natürlich einladen. Vielleicht können wir so das eine oder andere vielleicht etwas schlaff gewordene Partnerschaftsseil wieder straffen, um immer wieder neu in die Zukunft zu denken. Und natürlich wird die Äbtissin des Klosters St. Marienstern eingeladen.

Was ist Ihnen in Vorbereitung des Festjahres noch wichtig?
Wir freuen uns, dass sich jetzt schon die Händler, Gastronomen und Schausteller für das Stadtfest zum Jubiläum im Jahr 2025 bewerben. Das müssen nicht nur solche aus dem Umland oder dem Landkreis sein, sondern auch von weiter her. Noch gibt es einen Frühbucherrabatt bis zum 30. September. Sie merken also, das Rennen ist gestartet, es läuft. Die interessierten potentiellen Anbieter finden das Marktkonzept, die Teilnahmebedingungen und die Kontaktdaten unter www.kamenz.de/800-jahre-kamenz/haendler-gastronomen-schausteller.html. Ein direkter Ansprechpartner ist unserer Mitarbeiter Julien Fischer vom Sachgebiet Service-Ordnung-Sicherheit, erreichbar unter der Rufnummer 03578/ 379 243.


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