Sascha Hache

Bei der Feuerwehr sehen sie rot

Vor mehr als 13 Jahren bezog die Bautzener Feuerwehr ihre Wache am Gesundbrunnenring. Anfangs sorgte dies bei Anwohnern für lärmbedingten Verdruss, der sich aber nach einigen Aussprachen legte. Nach einem Wechsel in der Feuerwehrleitung sehen Gesundbrunnenring-Bewohner im wahrsten Sinne des Wortes wieder „rot“.

Einige Anwohner der Bautzener Feuerwache fühlen sich mit ihren Problemen nicht ernst genommen

Im März letzten Jahres ist der 25 Jahre amtierende Wehrleiter Ralf Löwe aus seinem Amt ausgeschieden. Sein Nachfolger wurde der 30-jährige Markus Bergander. Ein ehemaliger Feuerwehrmann, der einen guten Draht zu seinen früheren Kameraden hat, berichtete dem WochenKurier bei der Recherche zu diesem Artikel von einem spürbaren Nachlassen der Disziplin der Floriansjünger. Diesen Eindruck haben auch Anwohner am Gesundbrunnenring. „Seit April sind wir deshalb mit der Stadtverwaltung in einem regen Schriftverkehr. Als Herr Löwe noch Feuerwehrchef war, nahmen die Feuerwehrleute mehr Rücksicht auf uns“, erzählt Monika Steyer. Sie spricht stellvertretend für 17 Anwohner, die per Unterschriftenliste einige Missstände anprangern. So würde z.B. bei notwendigen Funktionsüberprüfungen zum Schichtwechsel, täglich gegen 6.45 Uhr, mit den Scheinwerfern der neuen Drehleiter direkt in Wohnungen des gegenüberliegenden Blockes geleuchtet. „Das sorgt gerade beim morgendlichen Ankleiden für unangenehme Situation. Nachbarn haben sich jetzt blickdichte Jalousien gekauft – aber wer bezahlt uns diese?“ Das Drehleiter-Problem ist Bürgermeister Dr. Robert Böhmer als Dienstherren der Feuerwehr bekannt: „Die Kameraden wurden angehalten, die Scheinwerfer der Lichtmasten so auszurichten, dass sie nicht direkt in die Richtung der Wohnblöcke strahlen.“ Als Monika Steyer von dieser Antwort erfährt, lacht sie bitter auf. „Davon haben wir noch nichts bemerken können.“ Als störend empfinden z.B. Norbert und Brigitte Waurich weiterhin das in ihren Ohren „provokante Aufheulen“ der Kettensägen bei den Funktionsprüfungen. Aber auch damit müssen sie laut Robert Böhmer leben. „Die Kettensägen sind Bestandteil der Fahrzeugausrüstung und müssen ebenfalls auf ihre Betriebsfähigkeit geprüft werden.“ Auch eine Verlegung des Schichtwechsels, auf z.B. 9 Uhr, wird von der Stadt als Alternativvorschlag nicht in Erwägung gezogen. „Im Falle eines oder mehrerer Nachteinsätze muss man davon ausgehen, dass die Konzentrationsfähigkeit der Kameraden zum Morgen hin immer mehr abnimmt, weil die Nachtarbeit dem natürlichen biologischen Tag/Nachtrhythmus widerspricht. Aus der Fürsorgepflicht des Arbeitsgebers heraus ist daher eine Einordnung des Schichtwechsels möglichst früh am Morgen geboten und bewährt. Bei den Überlegungen muss man auch beachten, dass die besonders geschützte Nachtzeit in allen einschlägigen Vorschriften 6 Uhr endet.“ Die Anwohner wissen von der Notwendigkeit einer Feuerwache, wünschen sich aber den Löwe-„Status Quo“ zurück. So fuhren damals die Einsatzfahrzeuge zu nächtlicher Stunde nur mit Blaulicht und ohne Martinshorn zum Einsatz. Dies ist aber rechtlich nicht statthaft, „denn laut StVO sind vorfahrtsberechtigte Verkehrsteilnehmer nur verpflichtet, der Feuerwehr bei Verwendung von Blaulicht gemeinsam mit Martinshorn das Wegerecht zu gewähren“, so Böhmer. Der Bau einer Ampel, die beim Ausfahren der Feuerwehr den Gesundbrunnenring „sperrt“, wird von der Stadt als nicht notwendig angesehen. So könne aber zumindest zu nächtlicher Stunde der Martinshorn-Einsatz unterbleiben, argumentieren die Anwohner. Die Stadt verweist dagegen auf ein bestehendes Gesprächsangebot an Monika Steyer, um Missverständnisse auszuräumen und ein gewisses gegenseitiges Verständnis aufzubauen. „Wir fühlen uns trotzdem nicht ernst genommen. Wir sind zu einem Gespräch bereit, aber nur im Beisein der Presse“, erklärt die Angesprochene, als sie die Antworten der Stadtverwaltung auf die Wochen­Kurier-Anfrage erhält. Das Schreiben der Stadtverwaltung zu allen Kritikpunkten der Anwohner finden Sie links neben diesem Artikel, ein von Anwohnern gefilmtes Video von einem Kettensägen-Test und weitere Fotos in einer Bildergalerie in diesem Text.


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