

Rein äußerlich hat sich am ehemaligen Hofcafé in der Hauptstraße 39 nicht viel verändert. Und dennoch offenbart die Leere und Ruhe, dass etwas Entscheidendes fehlt: Geselligkeit, Musik, Tanz, Weinabende in lauen Sommernächten mit Blick auf den Sonnenuntergang, der Duft nach Essen, Kuchen und Kaffee, entspannte Gesichter, Gemütlichkeit und Lebensfreude pur. Natürlich hat die Atmosphäre, die sich für eine leerstehende gastronomische Einrichtung irgendwie nicht richtig anfühlt, auch etwas mit der Corona-Pandemie zu tun. Aber eben nicht nur. Der Hof ist schon länger von Abschiedsstimmung und Einsamkeit umgeben. Das Namensschild am Eingangstor zeigt Spuren von Verwitterung. Die Schrift ist verblasst und kaum noch lesbar. Es ist jetzt fast fünf Jahre her, als Monique und Dirk van Nuland den Sprung in die Selbständigkeit wagten und als Quereinsteiger das Hofcafé in Bröthen eröffneten. Wer den Vierseitenhof kennt, weiß, dass der Innenhof und die Räumlichkeiten von einem ganz besonderen Charme umgeben sind. Fast könnte man meinen: Hier dreht sich die Welt ein bisschen langsamer. Ruhiger. Ein Ort, der zum Entschleunigen, Verweilen und Entspannen einlädt. Es sind die vielen, kleinen Details, die der einzigartigen Atmosphäre Zeit und Raum zur Entfaltung geben. Man muss sich nur darauf einlassen wollen. Seit Januar dieses Jahres wurde ein neuer Pächter für das Hofcafé gesucht, weil Monique van Nuland auf der Suche nach Veränderung war. Sie betreibt nun in der Kamenzer Altstadt ein Café. Sindy Leinweber musste nicht lange überlegen, als sie von dem leerstehenden Gehöft hörte. Für die 45-Jährige erfüllt sich damit ein Traum, der sich für die Hoyerswerdaerin vor gut einem Jahr noch nicht mal ansatzweise erahnen ließ. Da war ihre Welt noch in Ordnung. Mit ihrem Lebensgefährten Rene Aurich bewirtschaftete die gelernte Hotelfachfrau den Braugasthof Lieske, der 2019 wiedereröffnet wurde. Die Gäste waren begeistert. Eine sehr kurze Erfolgsgeschichte, die aber im vergangenen Sommer mit dem Tod von Rene Aurich ihr jähes Ende fand. Der Tag veränderte nahezu alles. Arbeit, Beruf und Privatleben ein einziger Scherbenhaufen. Der Alltag von Sindy Leinweber geriet aus den Fugen, gefolgt von einer Zeit des Suchens. Nach Halt, Sicherheit, Normalität und nach Geborgenheit. Sindy Leinweber hatte glücklicherweise Menschen an ihrer Seite, die sie in dieser schwierigen Zeit unterstützten.