Sein Herz schlägt über Jahrzehnte für die Floriansjünger
Vor wenigen Wochen hat Dr. Wolfgang Bialas sein Amt als Präsident des Stadtfeuerwehrverbandes Cottbus niedergelegt. Auf welchem Weg der promovierte Ingenieurbauer, der an der damaligen Cottbuser Hochschule von 1980 bis 1984 Ingenieurbau studierte, zu den Floriansjüngern kam und in welcher Vielfalt er dieses Ehrenamt ausgeübt hat, erzählt der 66-Jährige im HERMANN-Interview…
Vor wenigen Wochen hat Dr. Wolfgang Bialas sein Amt als Präsident des Stadtfeuerwehrverbandes Cottbus niedergelegt. Auf welchem Weg der promovierte Ingenieurbauer, der an der damaligen Cottbuser Hochschule von 1980 bis 1984 Ingenieurbau studierte, zu den Floriansjüngern kam und in welcher Vielfalt er dieses Ehrenamt ausgeübt hat, erzählt der 66-Jährige im HERMANN-Interview…
Herr Bialas, die älteren Cottbuser verbinden mit dem Namen Bialas zunächst die traditionelle Bau- und Möbeltischlerei gleichen Namens. Sie selbst sind aber offenbar nicht in die Fußstapfen ihres Vaters getreten…
Meinem Vater waren damals die Zeiten zu unsicher. Private Handwerker sollten sich mit den ihrem Gewerk entsprechenden PGHs zusammenschließen, da war die private Zukunft eher ungewiss. So meinte Vater, dass es besser sei, mir einen anderen Beruf zu suchen. Also wurde ich Baufacharbeiter mit Abitur. Ich war dann wissenschaftlicher Assistent und habe dann auch promoviert.
Wodurch hat sich damals der Umweg in Richtung Politik ergeben? Denn Anfang der 90er tauchte Ihr Name dann plötzlich in der Cottbuser Stadtpolitik auf.
Weil mich die aktuelle Politik schon immer interessiert hat, war ich dann Mitbegründer der Partei "Demokratischer Aufbruch" und Mitglied am "Runden Tisch". Und dann zog ich in das erste freie Stadtparlament ein und wurde im Juni 1990 Dezernent für Recht, Sicherheit und Ordnung. Ende 1990 habe ich dann mit dem damaligen Feuerwehrchef, dem leider so früh verstorbenen Bernd Brodowski, die Cottbuser Berufsfeuerwehr aus der Verantwortung des Volkspolizeikreisamtes und das Rettungswesen mit der dringlich medizinischen Hilfe aus dem staatlichen Gesundheitswesen in die kommunale Verantwortung überführt.
Somit hatten Sie ja als Dezernent schon recht enge Kontakte zum Feuerwehrwesen unserer Stadt. War das damals schon prägend für Ihren weiteren Weg?
Unbedingt, denn die Zeit des Umbruchs hat mich sehr geprägt. Und daraus entstand für mich der Beginn einer engen und kameradschaftlichen Verbundenheit mit den freiwilligen und hauptamtlichen Kameradinnen und Kameraden der Cottbuser Feuerwehr. Und ich will ihrer eventuellen Frage gleich mal zuvorkommen und sagen, ein aktiver Feuerwehrmann war ich nie.
Was gab den Anlass für Ihren Schritt von der staatlichen Betreuung hin zum Amt eines Präsidenten des Cottbuser Stadtfeuerwehrverbandes?
Im Februar 2005 hat mich unser Merzdorfer Kamerad Hans-Dieter Adam, als Quereinsteiger und feuerwehraffiner Kommunalpolitiker mit guter Vernetzung in Wirtschaft und Politik zum neuen Verbandschef vorgeschlagen. Ich wurde gewählt, ohne zu wissen, dass ich dieses Amt zwanzig Jahre lang ausüben würde.
Stellen Sie doch bitte kurz die Aufgaben eines Ehrenamtlers vor, der sich Präsident nennen darf…
Ende 2024 konnten wir 362 Einsatzkräfte und 333 in der Alters- und Ehrenabteilung registrieren. Das sind insgesamt sind 936 Kameradinnen und Kameraden bei den 17 Wehren in Cottbus. Dazu kommt die Berufsfeuerwehr, der Rettungsdienst, die Leitstelle und die Feuerwehrverwaltung, in Summe 239 Frauen und Männer. All die Jahre war und ist der Stadtfeuerwehrverband das Sprachrohr, der Interessenvertreter der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kameradinnen und Kameraden. In Zusammenarbeit mit den Stadtverordneten sowie der Stadtverwaltung ringen wir immer wieder um die notwendigen Förder- und Eigenmittel für die Feuerwehrgerätehausinfrastruktur, für die Fahrzeuge sowie für die notwendige persönliche Ausrüstung.
Inwieweit gelingt dies?
Ehrlicherweise kann ich sagen, dass es nicht von Nachteil ist, dass ich auch im Stadtparlament ehrenamtlich tätig bin. Was nicht heißt, dass all meine Anliegen generell positiv beschieden werden.
Wenn ich allein an die unendliche Geschichte der Mängelabstellung am Ströbitzer Gerätehaus denke, wo alles schiefgegangen ist, was nur schiefgehen kann. Einschließlich der Bau- oder Reparaturabnahme. Oder das Thema Neubau/Anbau an die Hauptfeuerwache in der Dresdener Straße. Aktuell kommen hier auch die notwendigen Erweiterungsbaumaßnahmen an der Feuerwache in der E.-Haase-Straße ins Spiel. Dort nervt das Gezerre um ein privates Grundstück.
Teilen Sie den Spruch "es war nicht alles schlecht"? So frage ich nach Sternstunden Ihrer zwei Jahrzehnte währenden Amtszeit…
Da wurden die Gerätehäuser in Merzdorf, Branitz und Kahren aus kommunalen Mitteln und mit ganz viel Eigenleistung der Kameraden neu errichtet oder grundhaft saniert. Das Gerätehaus Süd ging 2020 als neue Heimat für die Freiwilligen Feuerwehren Groß Gaglow, Madlow, Kiekebusch und Gallinchen in Betrieb. Und dann gehört ja auch der Feuerwehrsport dazu, mit dem wir die Sportstadt Cottbus 2011 wirkungsvoll bereichert haben als wir die siebte Weltmeisterschaft im Feuerwehrsport in Cottbus ausgerichtet haben. Mehr als 15.000 Zuschauer erlebten an drei Wettkampftagen spannende und atemberaubende Wettkämpfe erlebt. Im Gedächtnis bleibt der Hakenleiterturm auf dem Stadthallenvorplatz. Im Jahr danach haben wir als Stadtfeuerwehrverband die Deutsche Feuerwehr-Meisterschaft ausgerichtet.
Zum Thema Außendarstellung der Feuerwehr gehört seit einigen Jahren das Wandbild am Parkhaus Gertraudenstraße…
Daran freue ich mich immer, wenn ich in diesem Bereich unterwegs bin. Dieses Bild, geschaffen von den Künstlern Hillegard und Strauß, zeigt das erste Cottbuser Feuerwehrhaus aus dem Jahre 1880 Am Neustädter Platz. Rund zwanzigtausend Euro waren für dieses Objekt der Traditionspflege zu zahlen. Die Hälfte dieser Kosten konnten wir aus Spendengeldern decken, die anderen 10.000 Euro kam aus dem Fördertopf "Modellstadt Cottbus".
Bleiben Sie nach dem offiziellen Ende Ihres Ehrenamtes dennoch der Feuerwehr verbunden?
Ich gehe der Feuerwehr wirklich nicht verloren und ich werde in der Arbeitsgemeinschaft Historik mitmachen, denn die regionale Geschichte war schon immer mein Hobby. Und in meinem relativ neuen Ehrenamt als Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung wird mich das Thema Brand- und Katastrophenschutz, genau wie das Rettungswesen weiterhin sehr sicher weiter begleiten.