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»Wir kommen, um zu bleiben«

Löbau. Beim ersten Business-Frühstück des BVMW in Löbau drehte sich alles um die Ansiedlung des Deutschen Zentrums für Astrophysik. Prof. Dr. Christian Stegmann erklärte, was das DZA der Region bringen kann.

Die Premiere des frisch von Görlitz nach Löbau umgezogenen Business-Frühstücks des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) war gut besucht. 50 Gäste verschiedener Unternehmen und Institutionen kamen Ende Februar ins Hotel Stadt Löbau. Das Thema an diesem Morgen: Das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA). Es soll an zwei Standorten, einer im Landkreis Bautzen und einer im Landkreis Görlitz, in der Oberlausitz angesiedelt werden. Prof. Dr. Christian Stegmann (Direktor für Astroteilchenphysik, Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY) stellte die Pläne vor.

 

»Wir sind der langfristige Strukturwandel, es wird Jahre dauern, das Zentrum aufzubauen«, sagt Christian Stegmann. »Aber wir kommen auch, um zu bleiben.« Rund 1000 Mitarbeiter sollen einmal an den beiden Standorten arbeiten. Einer wird in Görlitz liegen, der andere irgendwo zwischen Hoyerswerda, Kamenz und Bautzen. Das Jährliche Budget soll rund 170 Millionen Euro betragen. Etwa 35 Prozent der Angestellten werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sein. Der Rest entfällt auf verschiedenste Branchen von Verwaltung bis Handwerk. So wird das DZA beispielsweise eine eigene Schreinerei bekommen. Dazu rechnet man mit weiteren 3000 Arbeitsplätzen im Umfeld des Forschungszentrums. Das alles geschieht natürlich nicht von heute auf morgen. Aktuell läuft die dreijährige Planungsphase, 2026 soll das Zentrum gegründet werden und der Aufbau beginnen. Anfang der 2030er könnten dann die 1000 Mitarbeiter da sein. Auch die geschätzten 3000 Jobs im Umfeld kommen nicht mit einem Fingerschnippen in die Region. Es braucht Zeit. Funktioniert hat das an anderen Standorten bereits, etwa am Forschungscampus in Garching, am CERN nahe Genf und am Lunar and Planetary Laboratory (LPL) in Tucson.

 

Aus der Astronomie: WLAN, Ceran und Gleitsichtgläser

 

Bewirkt hat das DZA bereits, dass sich der Blick der Wissenschaftswelt auf die Lausitz richtet. Und das wird in den kommenden Jahren zunehmen. Ein Beispiel: Ein zentrales Forschungsgebiet des DZA ist die Datenverarbeitung. In der Astrophysik fallen riesige Datenmengen an. Derzeit entsteht in Australien und Südafrika ein großes Radioobservatorium. »Das wird schon sehr bald mehr Daten erzeugen als das heutige Internet weltweit«, sagt Christian Stegmann. Deswegen müssen neue, energiesparende Speichermethoden ebenso her wie Sensorik, die schon zuvor ermitteln, welche Daten überhaupt gespeichert werden müssen. Technologien, die später auch außerhalb der Astrophysik eingesetzt werden können. Das hat in der Praxis schon häufig funktioniert: WLAN kommt aus der Radioastronomie, Gleitsichtgläser aus der Röntgenastronomie und Ceranplatten wurden in der optischen Astronomie entwickelt, weil man thermisch stabiles Material für Spiegel brauchte.

 

Profitieren können Unternehmen nicht nur durch neue Technologien. Zuerst muss das DZA gebaut werden. Bund und Länder wollen bis 2038 insgesamt weit über eine Milliarde Euro in das Projekt investieren. Investieren wird das DZA wiederum in Kooperationen mit Unternehmen und in die Bildung, um junge Menschen für die Wissenschaften zu begeistern und sie hier in der Region auszubilden. Wenn das gelingt, müssen sie dann nicht mehr nach Garching, Genf oder Tuscon, sondern finden in der Lausitz einen Job. Unternehmen werden außerdem die Möglichkeit bekommen, die Infrastruktur des Zentrums zu nutzen, um Dinge auszuprobieren und sich weiterzuentwickeln. »Das DZA wird offen sein, wir wollen da keinen Zaun drum herum ziehen«, sagt Christian Stegmann.


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