Den Klärschlämmen wird’s bald heiß
Veolia bringt in der Lausitz bald Klärschlämme ins Schwitzen. Am Dienstag (29. Juni) erfolgte der symbolische Spatenstich für den Bau einer Anlage in Boxberg in die das Unternehmen rund zehn Millionen Euro investiert. Bei bis zu 200°C sollen hier ab 2022 jährlich rund 50.000 Tonnen Klärschlamm von kommunalen Kläranlagen aus der Region mit Hilfe der Abwärme getrocknet werden, die im Kraftwerk der LEAG ohnehin anfällt.
Neue gesetzliche Rahmenbedingungen schränken die Ausbringung von Klärschlamm auf Feldern künftig massiv ein. Dessen Verwertung ist daher in ganz Deutschland eine der kommunalen Zukunftsfragen, auch in der Lausitz. „Unser Anliegen ist es, den Kläranlagenbetreibern in der Lausitz und der Region eine standortnahe Lösung für die Klärschlammverwertung anzubieten”, sagt Laurent Hequet, Geschäftsführer der Veolia Deutschland GmbH. Das Unternehmen betreibt deutschlandweit unter anderem 120 Kläranlagen und entsorgt rund 500.000 Tonnen Klärschlamm, die bei der Abwasserreinigung auf kommunalen Kläranlagen anfallen.
Bereits 2016 hat Veolia gemeinsam mit der LEAG überlegt, wie man den Klärschlamm gemeinsam effizient und nachhaltig trocknen könnte. Die LEAG bietet in Boxberg optimale Bedingungen dafür. “Indem wir die Abwärme des Kraftwerkes nutzen, können wir die Klärschlämme ressourcenschonend trocknen. Wertvolle Energie geht damit nicht verloren, sondern wird genutzt”, erklärt Laurent Hequet. Damit leiste Veolia gemeinsam mit der LEAG einen Beitrag, um Kreisläufe ökologisch sinnvoll zu schließen. Insgesamt rund 4,5 Millionen Kilowattstunden Energie und etwa 1.000 Tonnen CO2 können so durch die Abwärme-Nutzung jährlich eingespart werden. Aus dem Klärschlamm wird ein Ersatzbrennstoff hergestellt, der direkt für die Energiegewinnung im Boxberger Kraftwerk genutzt sowie in regionalen Zementwerken verwertet werden kann. Auch das trage zum Ressourcenschutz bei, verringere Transportaufwand und damit den CO2-Ausstoß.
Nach 2038: Wärme aus regenerativen Energiequellen
„Wir freuen uns über die neue Ansiedlung in Boxberg”, so Bürgermeister Joachim Junker, Die neue Klärschlammtrocknungsanlage trage dazu bei, den Industriestandort weiter zu sichern, schaffe neue Arbeitsplätze und sichere diese auch nach dem Kohleausstieg. Für den Betrieb der Anlage plant Veolia bis zu vier Arbeitsplätze. Nach 2038, wenn die letzten beiden Blöcke des Boxberger Kraftwerkes außer Betrieb gehen sollen, will Veolia die für die Klärschlammtrocknung benötigte Wärme aus regenerativen Energiequellen zu gewinnenHerz der modernen Trocknungsanlage, die umfangreich von der Unteren Immissionsschutzbehörde des Landratsamtes Görlitz geprüft worden ist, wird eine 60 mal 15 mal 8 Meter hohe, geschlossene Halle sein, in der sich der Trockner befindet. Hier wird der nasse Schlamm durch eine große Presse gleichmäßig in dünnen Strängen auf zwei Trocknungsbändern aus Edelstahl verteilt, die den Schlamm durch die Anlage transportieren und bei bis zu 200°C trocknen. Das im Schlamm enthaltene Wasser verdampft dabei und die feuchte Trocknungsluft wird durch ein Kondensationssystem zurückgeführt. In einem etwa 25 Meter hohen Silo wird das getrocknete Klärschlammgranulat aufgefangen und kann anschließend als Ersatzbrennstoff genutzt werden.
Bei der Verwertung von Ersatzbrennstoffen und Klärschlämmen arbeiten Veolia und LEAG schon länger zusammen. „Die Verwertung findet an allen unseren Kraftwerksstandorten in Sachsen und Brandenburg statt. Sie entlastet Kommunen und Gewerbe in erheblichem Maße, und ebenso das Klima, weil bei der Strom- und Wärmeerzeugung entsprechend Kohlemengen reduziert werden können”, erklärt Hubertus Altmann, Vorstand Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG. Die Bedeutung der thermischen Verwertung von Abfällen habe auch künftig Bestand. Deswegen seien die neue Klärschlammtrocknung und die geplante erweiterte Mitverbrennung in Boxberg ebenso wie die mit Veolia gemeinsam geplante moderne thermische Verwertungsanlage in Jänschwalde Investitionen in die Zukunft. „Sie werden dabei helfen, weiterhin Entsorgungs- und Versorgungssicherheit zu gewährleisten“, so Altmann.