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Warum werden Sie nostalgisch, Herr Wolf?

Umbau und Neuausrichtung: Dresdens ältestes Fotofachgeschäft am Weißen Hirsch plant Zukunft
Rico Wolf (42) führt in dritter Generation das Fotofachgeschäft am Weißen Hirsch. Foto: Jörg B. Schubert

Rico Wolf (42) führt in dritter Generation das Fotofachgeschäft am Weißen Hirsch. Foto: Jörg B. Schubert

Spätestens wenn man 80 Jahre alt wird, stellt sich Nostalgie ein. Man blickt zurück auf Erreichtes. Was man im achten Lebensjahrzehnt eher selten tut: Alles neugestalten, sich einen Partner ins Boot zu holen, die Zukunft zu planen und dabei voll auf Nostalgie zu setzen. Doch genau dazu hat sich Rico Wolf entschlossen. Er führt seit 2014 in dritter Generation das Fotofachgeschäft am Weißen Hirsch, das Großvater Herbert 1939 in Eigenregie übernahm (bis dahin war es eine Filiale von Foto Richter in der Nähe des heutigen Altmarkt) und das Vater Steffen ab 1974 tapfer durch DDR-Mangelalltag und wilde Wendezeit brachte. Vor fünf Jahren, als Rico das Zepter übernahm, wurde bereits umgebaut und modernisiert, wurden die Räume lichtdurchflutet und modern. In diesem Jahr nun, in dem der 80. Geburtstag gefeiert wird, wagen die Wolfs wieder etwas Neues: Nostalgiefotografie. Erstes eignes Fotostudio mit Fotograf Was spannend klingt und neugierig macht, ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Nostalgiefotografie meint nämlich nicht, sich in barocker Kleidung ablichten zu lassen. Es geht um Porträtfotografie im Stil der Alten Meister. Um Bilder, die nicht mit Blitzlicht, sondern sogenanntem Rubenslicht geschossen werden. Um Posen, wie man sie von den berühmtesten Malern der Zeit, den sogenannten Alten Meistern, kennt. Kurz, um Fotos, die nicht dank neuester Kameratechnik, sondern dank des Könnens des Fotografen so werden wie sie sind. Der Fachmann, der das meisterhaft beherrscht, ist Jörg B. Schubert – ein alter Hase der Fotozunft, seit fast 40 Jahren als Fotograf in der Region tätig, darunter viele Jahre im Tageszeitungsgeschäft. Mit ihm hat der Familienbetrieb Wolf erstmals einen versierten Fotografen angestellt und für ihn das erste eigene Fotostudio eingerichtet. »Wir glauben, dass viele Menschen neben den Handyschnappschüssen durchaus wieder Freude an richtig guten Porträtbildern haben«, sind sich Rico Wolf und Jörg B. Schubert einig. Und so ist Nostalgie das Neue in Dresdens ältestem Fotoladen, in dem schon Putin, Roy Black und Rex Gildo einkauften und in dem heute wirklich alles zu haben ist, was irgendwie mit Fotografieren, Filme entwickeln, in die Sterne oder die Ferne gucken zu tun hat und wo bekannte Pressefotografen aus ganz Sachsen ihre Technik kaufen. Und wo es demnächst auch Workshops für Fotografie und Bildbearbeitung unter fachkundiger Leitung gibt. Carola Pönisch


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