Birgit Branczeisz

Sorge ums touristische Juwel und göttlicher Beistand

Dresden. Während der Abriss von Zug C läuft, gibt es viele weitere "Baustellen".

Schlossplatz verschandeln?

Gleich neben der gefährlichen Abriss-Aktion eröffnet sich eine weitere Szenarie: Über die Augustusbrücke werden Fernwärmerohre verlegt. Unfassbar auf der historische Brücke, aber es muss sein, um zum Winterbeginn die Versorgung im Nordosten zu sichern. Am 7. Oktober kommen die Rohre, die auf dem Theaterplatz verschweißt und zügig verlegt werden – und zwar auf einem der Fußwege, nicht auf dem Radweg. Kurz vorm Weihnachtstrubel auf der fußgängerbelebten Brücke – das sorgt für Kritik. Umstritten ist auch die Öffnung der Augustusbrücke für Autos. Das Rathaus lehnt das ab. Argumentiert wird mit riskanten Verkehrssituationen – ein Umbau am Theaterplatz mit Ampeln und Markierungen wäre nötig. Dahinter steht die ernste Frage: Wollen wir uns wirklich Schlossplatz und Theaterplatz auf Jahre verschandeln?

 

Kosten sind völlig offen

7 Millionen soll der Abriss kosten. Das Wasserschifffahrtsamt hat die Stadt informiert, dass Schadensersatzforderungen auf die Stadt zukommen. Unklar bleibt auch, was die Verkehrsbetriebe an Geld nachschießen müssen. Auch da gibt es mit 4 Millionen eine erste Zahl für zusätzliche Busse und Bahnen. 

 

Zug A doch noch nutzen?

Anfang 2025  will die Stadt mit dem Planen für den Wiederaufbau der Carolabrücke beginnen. Ein unabhängiges Büro soll zudem die Ursachen des Einsturzes untersuchen. Eine saubere Aufarbeitung des Unglücks sei wichtig, so Prof. Steffen Marx von der TU Dresden. Es heißt nun, die Spannglied-Proben prüfen und weiteres Material entnehmen. »Wir wollen wissen, ob das nur auf einem Querschnitt passiert ist oder verteilt war in der ganzen Brücke«, sagte Marx. Das ist wichtig zur Bewertung der Züge A und B und Brückenprüfungen deutschlandweit. Die Bundesanstalt für Straßenwesen stellt dafür 4.000.000 Euro bereit. Zurzeit werden mit Schallemissionsmessungen über den Standard hinaus überwacht. Die Untersuchungen an Zug A und B werden aber insgesamt noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Mit Ergebnissen ist nicht vor dem ersten Quartal des kommenden Jahres zu rechnen. Die Ergebnisse zu Zug C werden wahrscheinlich am 4. Dezember im Bauausschuss präsentiert. Es bleibt die Frage: Kann Zug A  übergangsweise weiter genutzt werden, eventuell mit reduzierter Last? Oder ist es sinnvoller alles schnell wegzureißen und neu zu bauen? Außerdem ist längst ein Streit für oder gegen einen historisch anmutenden Neubau ausgebrochen. Klar ist nur: Es wird einen Wettbewerb dazu geben. Aber Prof. Marx hat Recht, wenn er sagt, nur wenn klar gesagt wird, was die Stadt haben will, wird ein solcher Wettbewerb Sinn haben. Außerdem soll es möglichst schnell gehen und bezahlbar bleiben – und wie lange dauern Genehmigungen?

 

Das Ampel-Problem  

Da scheint die fällige Umprogrammierung der Ampeln doch fast simpel. Vonwegen. Die Ampeln am Carolaplatz dürften fast geschafft sein, doch 15 weitere Anlagen sind  noch im Fokus der Verwaltung, u.a. Rathenauplatz, Terrassenufer, Steinstraße, Pillnitzer Straße und Rosa-Luxemburg-Platz. Erst dann kommen Albertplatz, Pirnaischer Platz, Neustädter Markt und Sachsenplatz dran. Der Brückensturz hat Auswirkungen auf die gesamte Stadt. 14 Tage lang wurden Verkehrsdaten erhoben. Es brauchte externe Ingenieure, um neue Signalprogramme aufzustellen. Teilweise kommt es zu Änderungen von Spuren, etwa in der Steinstraße, die vom Terrassenufer stadteinwärts führt. Bis zur Adventszeit müssen sich die Autofahrer gedulden. Ob bis dahin ein Shuttle-Verkehr zu den Weihnachtsmärkten gelingt - auch das ist noch offen.

 

Geschäft und Segen

Die Idee einer »Carolabrücken-Uhr« kursiert, erste Shops verkaufen Erinnerungssteine. OB Dirk Hilbert hat Papst Franziskus bei einer Audienz für eine Pilgergruppe aus Dresden auch ein Stück der eingestürzten Carolabrücke geschenkt und um Segen für deren Wiederaufbau gebeten. Bei so viel Beistand kann ja nur alles gutgehen.

 

 

 


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