

Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetzes (BtM) geschehen in der Regel abseits der Öffentlichkeit – im Freundeskreis, in der Wohnung oder auf einer Party. „Unsere Zahlen geben daher keinen Aufschluss über das wahre Drogenproblem in der Stadt. Die Dunkelziffer ist extrem hoch“, stellt Kriminaldirektor Detlef Lenk von der Polizeidirektion Dresden gleich zu Beginn der Veranstaltung klar. Die Beamten sprechen in dem Zusammenhang von einem Hol- bzw. Kontrolldelikt. Fährt die Polizei ihre Aktivitäten in dieser Richtung hoch, steigen auch die Zahlen. Das wirkliche Bild, wie es um die Einnahme verbotener Substanzen hierzulande steht, bleibt damit trotzdem verschwommen.
27 Einsätze am Wiener Platz
Rund 2.000 Rauschgiftdelikte wurden für das Jahr 2015 in Dresden erfasst. 22 Prozent der Tatverdächtigen waren nichtdeutscher Herkunft. Als Schwerpunkte gelten die Altstadt (560) und die Neustadt (500). Allein im letzten Jahr rückten die Beamten zu 27 Einsätzen am Wiener Platz aus. Im Vergleich mit den 14 deutschen Städten über 500.000 Einwohnern steht Dresden statistisch gesehen trotzdem nicht schlecht da. Lediglich in Leipzig und Essen wurden weniger BtM-Verstöße registriert.
In Sachen Prävention (gesamt) sind in der Schießgasse 20 Kolleginnen und Kollegen abgestellt. Hinzu kommen noch Beamte in den Revieren. „Schulen, die sich bei uns melden, bekommen in der Regel einen Termin. Die Kraft reicht allerdings nicht, um von uns aus alle Lehreinrichtungen in Dresden zu besuchen“, so der Kriminaldirektor weiter.
"Hinterherpräventiert"
Ein Vater im Publikum findet, dass dem eigentlichen Problem nur „hinterherpräventiert“ werde. Sein Sohn wurde im Alaunpark zum Kiffen überredet. „Ich habe ihn mit 40 Gramm Gras erwischt“, sagt der Herr und fordert im gleichen Atemzug mehr Maßnahmen, um das Angebot zu reduzieren.
„Die beste Prävention ist mehr Zeit in unsere Kinder und Jugendlichen zu investieren, sie zu bestärken ‘nein‘ zu sagen“, findet die Schulsozialpädagogin Anna Solovyova von der privaten Semper Schule. Ihre Kollegin Luisa Ertel hält es gar für eine Illusion zu glauben, dass das eigene Kind heutzutage an dem Thema vorbeikommt. „Jeder Jugendliche kennt mindestens einen, der entweder selbst Drogen nimmt oder sie vertickt“, sagte die junge Pädagogin. Sie würde sich wünschen, dass die Lehrerschaft in ihrer Ausbildung besser dafür sensibilisiert werde.
Schade war, dass kein Vertreter von staatlichen Schulen an diesem Abend anwesend war. Wie SPD-Chef Christian Avenarius erklärte, sei es sehr schwer gewesen, überhaupt Pädagogen für das Podium zu gewinnen.