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Uwe Schieferdecker/ck

Schloss Schönfeld: Eine Perle der Renaissance

Dresden. Das Schloss Schönfeld im gleichnamigen Hochland gilt als reinstes Renaissanceschloss im Dresdener Raum. In jüngster Zeit ziehen dunkle Wolken über dem zauberhaften Schloss auf.

Kurfürst August nannte ihn »seinen dicken Doktor«: Dank seiner Gewandtheit und seinem Können machte sich der in Stettin geborene Jurist Dr. Georg Cracow unentbehrlich am Dresdner Hof. Der Rektor der Wittenberger Universität wurde 1557 zum kursächsischen Rat erhoben. Im Zuge seiner Ernennung zum Kanzler und damit zum vertrautesten Kammerrat des Kurfürsten zog Cracow 1565 nach Dresden.

Drei Jahre später erwarb der Staatsmann das Rittergut Schönfeld auf dem Hochland östlich der Residenzstadt. 1573 begann Cracow mit dem Bau des heutigen Prachtbaus. Bis heute ziert sein Familienwappen das Sitznischenportal am Treppenturm. In heutigen Zeiten schwer vorstellbar, wurde die Baustelle bereits im Folgejahr erfolgreich abgeschlossen. Trotzdem vermochte Cracow die Einweihung nicht mehr zu feiern. Der so einflussreiche Geheime Rath hatte den Wechsel des Kurfürsten August zur lutherischen Orthodoxie nicht mit vollziehen wollen. Als sogenannter Philippist – nach dem Reformer Philipp Melanchthon – wurde Cracow im März 1574 verhaftet. Die schweren Folterungen in der Leipziger Pleißenburg sollte er nicht überleben. Der entmachtete Kanzler starb im Folgejahr.

Wie vor viereinhalb Jahrhunderten wird das Schloss heute von drei Seiten reizvoll vom Schlossteich bzw. einem Wassergraben umgeben. Drei hohe Zwerchhäuser gliedern das dreigeschossige Renaissanceschloss. In den mittleren Giebel ragt ein sechseckiger Treppenturm. Zu seinen Füßen überwindet ein dreijochiger Brückenschlag nach Westen hin den Teich. Auf der Rückseite sind die Kirche und der Friedhof über eine kleinere Brücke erreichbar.

 

Ein Schloss der vielen Möglichkeiten

Charlotte Melzer, die letzte Besitzerin bis 1945, verpachtete das Schloss an den Reichsarbeitsdienst. Das nach der Bodenreform der Verwaltung Staatliche Schlösser und ab 1960 der Gemeinde zugeordnete Baudenkmal diente ganz unterschiedlichen Zwecken. In der unmittelbaren Nachkriegszeit nutzten aus den östlichen Gebieten des früheren Reichs geflüchtete bzw. vertriebene Umsiedler das Schloss als Wohnstätte. Später kamen eine Gemeindebücherei, Werkstätten für den polytechnischen Unterricht und sogar ein Landkino in den historischen Mauern unter. Die vielfältigen Nutzungen sorgten für den grundsätzlichen Erhalt der Bausubstanz, obwohl der Sanierungsrückstau erheblich war. Zuletzt wollte der VEB Kombinat Nagema das Schloss zu einem Schulungszentrum mit öffentlicher Gastronomie ausbauen.

Die Treuhand übertrug das Grundstück 1992 der Gemeinde Schönfeld. Auf der Suche nach einem Betreiberkonzept entwickelte der Kunst- und Kulturverein Schönfeld das Konzept für ein Zauberschloss. Die auch vom Dresdner Magischen Zirkel Bartolomeo Bosco getragene Idee überzeugte, was sich in der Bereitstellung von Fördermitteln für die Sanierung des Schlossbaus äußerte. Schönfeld mauserte sich so zu einer europaweit bekannten Location für hochkarätige Zauberkunst – mit vielfältigen Veranstaltungen auch für das einheimische Publikum. Den prachtvollen Rahmen bietet der Festsaal, doch auch die Utensilien berühmter Zauberkünstler, u.a. von Fredo Marvelli (1901-1973), ziehen die kleinen und großen Besucher an. Gern gehen Brautpaare im Schloss den Bund der Ehe ein.

Dennoch, erhebliche Einnahmeausfälle in der Corona-Zeit wie auch die Streichung der finanziellen Unterstützung durch die Ortschaft Schönfeld-Weißig trieben den Trägerverein zuletzt in eine wirtschaftliche Schieflage. Kein Zauberkünstler dieser Welt vermag leere Kassen zu füllen. Die Stadt Dresden will daher das Schloss mit ihrer Tochter Stesad übernehmen. Als zukünftiger Mieter des Renaissanceschlosses wird der verdienstvolle Kunst- und Kulturverein Schloss Schönfeld e.V. hoffentlich in die Lage versetzt, die Tradition der Zauberkunst in die Zukunft zu tragen.


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