Schauspieler helfen Pflegern
Ministerin, der Landesbischof, Studenten, Professoren und jede Menge Gäste lassen sich durch das neue Simulationlabor »Pflege« der Evangelischen Hochschule führen – und plötzlich schlurft da diese alte Dame am Rollator über den Gang. Das irritiert schon und genau das ist auch gewollt. Ansprechen oder nicht – und wenn ja, wie? Die jungen Pfleger kümmern sich rührend um Margarethe Schuster, die angesichts der vielen Menschen völlig irritiert ist.
Gelernt wird wie am Filmset
Karolina Huber ist zufrieden. »Heute wollte ich irritieren, das ist gelungen. Es soll sich echt anfühlen.« Die Dresdner Schauspielerin ist im Atrium »Am Rosengarten« eine der Dauerpatientinnen, spielt unter anderem Demente oder Schlaganfallpatienten. Denn außer mit Puppen und »Mannequins«, die bei Schmerzen stöhnen, auf Ansprache und Behandlung reagieren, lernen die Studenten hier auch mit echten Schauspielern.
Im Team »Simulationslabor« ist Karolina Huber zuständig dafür, Schauspieler zu buchen, Szenarien zu schreiben, Lernziele mit Dozenten abzugleichen – mit dem, was man darstellen kann und in welchem Umfeld – häusliche Szene, in der Klinik oder im Pflegeheim.
15 Jahre hat Karolina Huber am Medizinisch-Interdisziplinären Trainingszentrum an der Universitätsklinik für Medizinstudenten Krankheitsbilder dargestellt. Gelernt wird wie am Filmset. Im Briefing-Raum gibt es die Instruktionen zur Szene, Kameras und Mikrofone übertragen den Dozenten in einen Regie-Raum, was die jungen Leute tun. Im gemeinsamen Gespräch bekommen alle danach ein Gespür dafür, wie es Patienten und Pfleger in der Situation ergangen ist. Genau das macht sicherer, wappnet für den späteren Alltag.
Rektorin Prof. Dr. Silke Geithner ist glücklich über den neuen Standort »Am Rosengarten«, den sie mit den Studenten im Herbst letzten Jahres beziehen konnte. Das Simulationslabor ist mit über 1.000 Quadratmetern doppelt so groß wie in der Gerokstraße am alten Standort – die Ausstattung vom Feinsten. Damit ist die Evangelische Hochschule prädestiniert, Bachelor- und Masterabsolventen in der Pflege auszubilden.
Am Ende der sieben Semester winkt der Ausbildungs- und Studienabschluss in der Pflege. Damit können die Absolventen »am Bett stehen« wie jeder andere Pfleger, aber eigentlich sind sie für besondere Aufgaben wie Qualitätsmanagement, Wundmanagement und Praxisanleitung zuständig. »Doch das ist noch eine große Diskussion«, so Rektorin Prof. Silke Geithner, »weil dafür in der Praxis auch anspruchsvolle Aufgaben vorgehalten und bezahlt werden müssen«. Dieser Prozess ist angesichts des Hausärztemangels gerade angeschoben. Ab 1. Januar 2025 gilt das Gesetz, wonach Ärzte Aufgaben an Pflegekräfte übergeben, aber nur an studierte Pflegekräfte. Das sind die drei Indikationen: Demenz, chronische Wundversorgung und Diabetes.
Drei Studiengänge »Pflege«
Drei Studiengänge bietet die Hochschule an: primärqualifizierend mit 80 Plätzen und die beiden berufsbegleitenden Studiengänge Bachelor und Master mit jeweils 25 Plätzen. Pflege zu studieren ist nicht neu. 1921 promovierte die erste Krankenpflegerin – und zwar an der TU Dresden. Sie hieß Erna von Abendroth. Von Abendroth war Mitbegründerin der Städtischen Schwesternschaft Dresden und ab 1923 deren Oberin.
Schauspielerin Karolina Huber wird professionell mithelfen, dass jungen Menschen auch emotional sicher in ihren Beruf gehen. Ihr Repertoire an Lebenserfahrung ist dafür unerschöpflich. Sie ist Sängerin bei den Dresdner Salondamen, spielt bei »Paul Hoorn und Freunde«, hat ein eigenes Chansonprogramm, hält Trauer- und Hochzeitsreden. Trainingsrollen hat sie übrigens auch schon an der Polizeihochschule in Rothenburg gespielt – im Vernehmungstraining für die jungen Polizisten, als Opfer häuslicher Gewalt oder beim Überbringen einer Todesnachricht. Mehr menschlicher Hintergund geht gar nicht.
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