Kulturhauptstadt 2025: Keine anderen Probleme?
Sicherlich gibt es einfachere Dinge, als die Dresdner für ein Ereignis zu begeistern, das mancher von ihnen im ungünstigsten Fall gar nicht mehr erleben wird. Kulturhauptstadt – diesen Titel darf sich dieses Jahr die dänische Stadt Aarhus (tolle Lichtshow!) mit Paphos (achso?) teilen. Dass Breslau ebenfalls in dieser prominenten Liste steht, hat man in der sächsischen Partnerstadt vielleicht noch vernommen. Und Pilsen? 2015 feierten unsere Nachbarn in Böhmen. Mit 15 Millionen Euro Budget gehören die Tschechen zu den vergleichsweise eher sparsamen Kulturhauptstädtern. Über die Strahlkraft des Titels lässt sich also vortrefflich streiten, in einer Stadt wie Dresden allemal. Welche deutsche Stadt war noch mal zuletzt Kulturhauptstadt? Natürlich Essen 2010. Das Ruhgebiet legte 80 Millionen Euro zusammen und hat seitdem wieder eine Identität. Die Begeisterung an der Elbe hat offenbar Grenzen, die Menschen plagen dringlichere Angelegenheiten. Die Müllecken vor der Haustür, Taschendiebe auf der Prager Straße oder teure Investmentbauten, mit denen sich Architekten hier ein Denkmal setzen dürfen. Nur ein paar Beispiele aus der Bürgerbeteiligung zur Kulturhauptstadtbewerbung, die seit Herbst 2016 läuft. Etwa 500 Menschen haben sich seitdem mehr oder minder Gedanken um eine Definition des Kulturbegriffs gemacht. Kino, Konzerte, Barock & Co. gehören dazu; Dresden ist nicht 08/15; nicht nur Leuchttürme, sondern mehr Subkultur fördern. Diese und viele andere Dinge wurden genannt. Manch einem steckt sogar noch die Sache mit dem Welterbe in den Knochen. „Das Weltkulturerbe spielt bei der Bewerbung keine primäre Rolle. Es geht um die Zukunft unserer Stadt“, beruhigt Stephan Hoffmann. Eine Tendenz ist Dresdens Kulturhauptstadtbüroleiter trotzdem aufgefallen – das Bedürfnis nach einem anständigen Umgang der Dresdner miteinander. Dass das keine teure Imagekampagne kitten kann, weiß er auch. Kulturhauptstadt-Bewerbung von unten heißt deshalb das Prinzip. Noch bis 28. Februar können die Dresdner ihre Anregungen loswerden per Postkarte oder online. Danach kommt der praktische Teil. In zehn Microprojekten sollen Ideen aus drei Themenfeldern (Identität, Miteinander, Zukunftsvisionen) ausprobiert werden. 2.025 Euro pro Projekt sind eingeplant. Abgeschaut haben sich das die Dresdner bei San Sebastián, der Kulturhauptstadt 2016. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch sieht in der Bewerbung eine große Chance für die Dresdner, an der Stadt, ihrer Zukunft und dem Image im positiven Sinne zu arbeiten. Es sei der Wunsch vieler, ihre Geschichte zu erzählen, sagt sie. Neben Chemnitz und Nürnberg sind Magdeburg und Halle im Rennen. Auch Mannheim sagt man Ambitionen um den Titel nach. Alle deutschen Mitbewerber sind 2017 zu einer Konferenz nach Dresden eingeladen. Abgabetermin für die Bewerbung ist 2019, Kulturhauptstadtbüro-Eröffnung diesen Sommer und Paphos eine Stadt in Zypern.

Anspruch oder Privatsache

Dresdner Elbfähren starten in den Sommer
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