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Festliches Adventskonzert in der Frauenkirche

Restlos ausverkauft – viele mussten auf Fernsehübertragung vertröstet werden

„Tut mir leid, das Konzert ist restlos ausverkauft. Aber Sie können sich gern die Übertragung vor der Frauenkirche oder die Sendung des ZDF am Sonntagabend ansehen.“ Mit diesen Worten wurde mancher getröstet, der hoffte, an der Abendkasse noch eine Restkarte für das traditionelle Adventskonzert des ZDF und der Stiftung Frauenkirche Dresden  zu ergattern. Etwas enttäuscht schauten die so Abgewiesenen auf die Besucher, die sich rechtzeitig Eintrittskarten gesichert hatten und nun in das Gotteshaus strömten, das weit über Deutschland hinaus ein Symbol für Frieden und Versöhnung ist. Ein Konzert in einem so festlichen Rahmen ist immer ein Erlebnis, besonders in der Vorweihnachtszeit. Als die Kerzen entzündet wurden, verstummte das Stimmengewirr sehr schnell und machte erwartungsvoller Stille Platz. Geistliche Musik, Chor- und Orchesterstücke vom Barock bis zur Romantik standen auf dem Programm des diesjährigen Adventskonzertes, das vom ZDF im Jahr 2000 zum ersten Mal noch während des Wiederaufbaus der Frauenkirche übertragen wurde. Seitdem traten hier viele weltbekannte Künstler auf, die das Publikum begeisterten. Zum 10jährigen Jubiläum der Wiedereröffnung  sorgten dafür die Sächsische Staatskapelle Dresden unter Leitung des schottischen Dirigenten Donald Runnicles, der Sächsische Staatsopernchor, der Dresdner Kreuzchor, der 2016 sein 800jähriges Bestehen feiert, der Organist der Frauenkirche Samuel Kummer sowie zwei hochkarätige Solisten: die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva und der italienische Bass-Bariton Luca Pisaroni. Mit dem Eingangschor „Jauchzet frohlocket“ aus Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“ gaben Chor und Orchester den festlichen Auftakt, den Luca Pisaroni mit „Großer Herr, o starker König“ fortsetzte. Danach war eine kleine Programmumstellung notwendig, da es die Kruzianer zeitlich nicht ganz schafften, von ihrer Vesper in der Kreuzkirche in die Frauenkirche zu gelangen. Den Zuhörern war das egal. Sie genossen die wunderbare Darbietung von Sonya Yoncheva, die das Weihnachtslied aus „Missa sancta Nr. 1“ von Carl Maria von Weber voller Wärme sang. Sehr gefühlvoll und mit großer Leidenschaft trug sie später auch Charles Gounods „Repentir“ vor. Es war, als ob sich ihre Stimme engelsgleich bis in die Kuppel der Frauenkirche erhob. Man hätte gern noch mehr von ihr gehört. Mit großem Beifall wurde auch die Ouvertüre aus Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ aufgenommen, die die Staatskapelle kraftvoll und stimmungsvoll zugleich interpretierte. Nachdem der Kreuzchor eingetroffen war, sangen die hellen Knabenstimmen von der Empore aus  Max Regers „Es kommt ein Schiff geladen“ und Samuel Seidels „Uns ist ein Kind geboren“. Ein weiterer Höhepunkt waren die Improvisationen über den Choral „Macht hoch die Tür“, die Samuel Kummer auf der Orgel der Frauenkirche spielte. Zum Schluss gestalteten alle Mitwirkenden gemeinsam das als Adventslied bekannte Stück „Tochter Zion“ von Georg Friedrich Händel, womit sie die Zuhörer zu wahren Beifallsstürmen hinrissen. Bestimmt sahen sich viele zusammen mit einem Millionenpublikum am nächsten Abend die Übertragung im ZDF an, die sehr beeindruckend war und noch einmal zeigte, wie sehr Musik die Menschen verbindet.  (gs)                      


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