

In der Holzwerkstatt des Vereins „Jugend Arbeit Bildung“ wurde gedrechselt und gefräst, geschliffen und gestrichen. Jetzt ist das Ergebnis fertig - ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel im XXL-Format, das auf einem 2,50 Meter langen und breiten Brett gespielt werden kann. Doch es sind nicht die Maße, die den Auftrag besonders machen. Dieses Spiel wurde extra dafür entwickelt, dass Sehende und Nichtsehende gemeinsam spielen können.
Die etwa 30 Zentimeter hohen Spielfiguren haben rundliche, eckige oder spitze Köpfe, damit man sie haptisch gut unterscheiden kann. Ausbuchtungen im Spielbrett helfen, die Spielkegel richtig zu platzieren. Auftraggeber ist der Verein Weißer Stock e.V., der in der Chemnitzer Innenstadt ansässig ist und dort eine soziale Beratungsstelle für Menschen mit Seheinschränkungen und die Projekträume „SinnReich – Erlebnisräume im Dunkeln“ betreibt. Die Gäste sowie Schulklassen erleben hier Situationen und Objekte des alltäglichen Lebens aus einer neuen Perspektive und werden durch ehrenamtliche Guides begleitet, die selbst betroffen sind.
In Kürze soll ein neues Projektangebot „Speisen im Dunkeln“ starten. Das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel soll bei Spieletagen oder bei Straßenfesten wie dem Kinderfest Charly am 27. Mai den Kontakt zwischen blinden und sehenden Menschen beflügeln. Beim JAB e.V. haben vier Langzeitarbeitslose zusammen mit ihren Anleitern Stephen Müller und Maik Jähnig mehrere Wochen an dem Brettspiel inklusive 16 Kegeln, zwei Würfeln und Transportkiste gearbeitet.
„Für unseren Verein ist das ein wunderbares Referenzprojekt“, freut sich die Geschäftsführerin des JAB e.V. Christine Graf. „Es zeigt das Potenzial unserer Holzwerkstatt, individuelle Aufträge zuverlässig umzusetzen. Und vor allem motiviert es die Teilnehmer an unseren Maßnahmen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum eine Chance haben. Sie werden gebraucht, sie haben einen wichtigen Auftrag umgesetzt und werden dafür sehr geschätzt.“
Jana Duderstadt-Bostelmann vom „Weißer Stock e.V.“ hatte die Holzwerkstatt des JAB e.V. über einen Medienbericht entdeckt und ist begeistert vom Anliegen des Vereins, den Menschen eine sinnvolle Aufgabe zu übertragen. Der JAB e.V. kümmert sich seit über 30 Jahren als öffentlich anerkannter Träger um die Konzeption von Arbeitsmaßnahmen und führt diese mit Praxisanleitern durch. Diese "Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung" (AGH) sind als „Ein-Euro-Jobs“ bekannt.
Mit Einführung des Bürgergeldes wurden viele Maßnahmen nicht mehr bewilligt und die Existenz der Holzwerkstatt steht auf der Kippe. Daher sucht der Verein nach alternativen Aufträgen und Projektpartnern, auch um die Arbeitsplätze der Fachanleiter zu erhalten. Eine besondere Kompetenz hat der JAB e.V. im Bau von Vogelhäusern und Insektenhotels, die auch mit Firmenlogo bestellt werden können.
Ziel ist es, weiterhin Menschen zu beschäftigen, die aus vielen Gründen auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben und sie zu motivieren, aus einer gewissen Lethargie herauszufinden und einen geregelten Alltagsrhythmus anzustreben.
Beispiele für das Spektrum der Holz-, Näh- und Kreativwerkstätten unter www.jab-dd.de