

Er ist mit seinem neuesten Werk an einem seiner Lieblingsorte zurück. Venedig – die Stadt der Lagunen und der Gondoliere – hat ihn bisher sechs Monate in Anspruch genommen. Allerdings stand Roland Schwenke nicht wie sein berühmtes Vorbild Giovanni Antonio Canal am Rande des Hafenbeckens und mitten im Trubel eines der bekanntesten Plätze der Lagunenstadt, sondern in seinem zum Atelier umfunktionierten Kinderzimmer im Gorbitzer Plattenbau. Und doch hat er beim Vorzeichnen und Malen, was für ihn bisher so zwei bis acht Stunden am Tag in Anspruch nimmt, immer ein Stück Venedig dabei.
Denn als er bei seiner zweiten Venedigreise 2010 auf dem Markusplatz ein Stück losen Pflasters sah, trat dies die Heimreise mit an. Immer, wenn er an der Staffelei steht, wird der Stein unter dem Fuß platziert. »So ist mir die Bindung zu meinem malerischen Objekt gegeben«, schmunzelt der gerade 69 Gewordene. Und als würde er um die Ecke vom Piazza san Marco stehen, malt er detailgetreu mit über 25 Pinseln und 30 verschiedenen Farben, die zu zur Realität passenden Tönen gemischt werden – etwas, was ihm und der Allgemeinheit Freude und Einblicke in die Vergangenheit des 18. Jahrhunderts bringen wird.
So wie bei allen anderen Werken zuvor (es sind mittlerweile nicht nur die zwei Venedig-Bilder – zuletzt war es das Treiben auf dem Canale Grande –, sondern fast 200 Burgen, Schlösser und Landschaften sowie Adlige – darunter zwölf Vorfahren des Prinzen zur Lippe) schaut ihm Katze »Lady« über die Schulter und schnurrt zufrieden über das Tun ihres Meisters. Grund hat die seit zwölf Jahren zum Haushalt des gelernten Koches gehörende allemal. Immer wird ein Katzenhaar von ihr im Gemälde platziert. Mal versteckt, mal offensichtlich – wie diesmal rechts unten in der Ecke neben einer kleinen, das Treiben bestaunenden Katze. Der Kunstmaler kam nach kurzer Arbeitslosigkeit über zwei Kurse an der Volkshochschule und Zusatzstunden bei einer Diplomrestauratorin zu seinem künstlerischen Tun. Ein Genie.
Um ein Haar jedoch wäre während Corona fast Schluss mit der Malerei gewesen. Roland Schwenke waren Lust und Antrieb ausgegangen. Aber der bekannte Adlige aus Proschwitz stand persönlich bei ihm vor der Haustür und inspirierte ihn. Er solle doch mal das tun, wovon Schwenke träumt und einmal wie Canaletto Venedig malen. So kommt dieses fast fertige Gemälde – zwei Monate braucht es noch, bis die letzte der fast 150 verewigten Personen ausgemalt ist – in den Saal des Schlosses bei Meißen, der dem großen Venduten gewidmet ist. »Hier sind sie, wie alle meiner Werke, immer der Öffentlichkeit zugänglich. Das macht mich glücklich.«