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Dresden wird Flüchtlinge in Turnhallen unterbringen

Es war kein leichter Arbeitstag für Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Am Mittwoch stand für ihn nur das Thema Asyl auf dem Programm. Am frühen Abend informierte er die Öffentlichkeit darüber, dass in den nächsten Tagen mehr Asylbewerber in Dresden aufgenommen werden müssen, als zunächst geplant.

Hilbert erklärte sich angesichts des weiter unaufhörlichen Zustroms von Flüchtenden bereit, weitere von ihnen aufzunehmen. "Trotz massiver Herausforderungen ist es unser wichtigstes Ziel, diesen Menschen, die hier Zuflucht suchen, eine gute Übergangsunterkunft zu bieten", sagte er. Ursprünglich sollte die Stadt 98 Asylsuchende aufnehmen, jetzt sind es kurzfristig bis zu 500, die kommen. Weil es für deren Unterbringungen keine Alternativen gibt und die Kapazitäten in den bisher bestehenden Unterkünften ausgeschöpft sind, musste Hilbert handeln und vier Turnhallen als Notunterkünfte bereitstellen. Folgende vier Hallenobjekte werden nun bis zum Wochenende als Asylheim hergerichtet: Ginsterstraße 3 (59 Plätze), Thäterstraße (59 Plätze), Terassenufer (40 Plätze) und Schleiermacherstraße (70 Plätze). Schon am Donnerstag treffen die ersten Flüchtlinge ein. "Turnhallen sind die einzige Möglichkeit, kurzfristig und relativ unkompliziert eine Unterkunft für Asylsuchende bereit zu stellen. Dafür stattet die Stadt diese mit dem erforderlichen Inventar aus. Dazu gehören Klappbetten, Decken, Bettwäsche sowie Tische, Stühle und kleine Möbel. Zur Vorbereitung gehören auch die Klärung der sozialen Betreuung durch das Sozialamt sowie die Beauftragung von Sicherheitsdienstleistern zur Bewachung der Heime. Neben der neuen Zuweisung durch den Freistaat Sachsen werden diese Unterkünfte auch deshalb gebraucht, weil die Zeltstadt auf der Bremer Straße, die im Juli als Erstaufnahmeeinrichtung entstand, bis Mitte Oktober winterfest gemacht wird. Die bisherige Kapazität von 900 Bewohnern wird sich durch den Bau einer Leichtmetallhalle auf 500 verringern. "Die unbeheizten Zelte sind bei den kühlen Temperaturen, besonders in den Nächten, nicht mehr geeignet", wies Hilbert auf die Dringlichkeit hin, dafür neue Unterkünfte zu schaffen. Durch die Umnutzung der Turnhallen müssen 25 Sportvereine vorübergehend weichen. Der Sportstättenbetrieb bemüht sich darum, für die betroffenen Vereine alternative Trainingsmöglichkeiten anzubieten. "Natürlich ist der Wegfall der Hallen für den Vereinssport ein großer Einschnitt, aber das Wohl der Menschen wiegt noch schwerer", erklärte Hilbert. "Ich werbe um Verständnis der Sportler und auch der umliegenden Anwohner. In schwierigen Zeiten müssen wir schnelle Lösungen finden und handeln, so der Oberbürgermeister. Wie lange die Turnhallen jetzt von den Flüchtlingen genutzt werden, dazu wollte Hilbert keine verbindliche Aussage treffen. Er betonte jedoch, dass es sich dauerhaft um keine gute Lösung handelt und bat um Besonnenheit bei den Bürgern trotz Ärger und Frust. Die Stadt befindet sich in der Planung und Schaffung geeigneter Unterkünfte, doch vor allem baulich nimmt dieser Fertigstellungsprozess noch eine längere Zeit in Anspruch. Hilbert äußert sich zudem deutlich gegen Rassismus und Gewalt. Er appelliert an die Bürgerschaft, sich weiter hilfsbereit und humanitär zu zeigen. Gleichzeitig wies er auf die Forderung hin, der Staat und seine Einrichtungen müssten nun Leistungsfähigkeit zeigen, um das Vertrauen der Menschen nicht zu verlieren. Er signalisierte die Bereitschaft, vorhandene Unsicherheiten durch Kommunikation aufzufangen, ohne auf jede einzelne Frage eine ausreichende Antwort finden zu können. Rassistischem und gewalttätigem Verhalten erteilte er eine klare Absage. Vollständiges Statement von Oberbürgermeister Dirk Hilbert zur aktuellen Lage Foto: Pohl


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