Dresden trauert um Anthony Arnhold
Im Alter von 78 Jahren verstarb am 10. August Anthony Arnhold in Valladolid, Spanien. Wie alle Mitglieder der Familie Arnhold blieb auch Anthony Arnhold Zeit seines Lebens aufs Engste mit der Stadt Dresden verbunden, wo Ende des 19. Jahrhunderts die Gebrüder Max und Georg Arnhold ein Bankhaus führten und Kunst und Kultur, Wissenschaft und Bildung in ihrer Stadt förderten.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert: "Anthony Arnhold war ein Philanthrop im besten Sinne. Sein Leben lang ergründete er das, was den Menschen ausmacht. Ein großes Glück für Dresden ist, dass dazu für ihn besonders die Musik gehörte. Dank seines Engagements erklingt im Kulturpalast wieder eine Konzertorgel. Anthony Arnhold lebte und wirkte in Brasilien, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich, Kanada, Ozeanien und Spanien und doch durfte ich ihn als einen Menschen kennenlernen, für den Dresden als Heimat seiner Vorfahren stets eine herausragende Rolle gespielt hat.
Er führte die Familientradition der Arnholds fort, indem seine vielfältigen Initiativen stets dem Gemeinwohl dienten. So wird sein Wirken in unserer Stadt über seinen Tod hinaus sichtbar bleiben und Dresden sein Andenken bewahren." Frauke Roth, Intendantin der Dresdner Philharmonie: "Kultur lebt von Engagement und Hingabe. Mit Anthony Arnhold verlieren wir einen Menschen, der sich zusammen mit seiner Familie auf einzigartige Weise für Dresden, für die Musik, die Dresdner Philharmonie, für den neuen Konzertsaal engagiert hat. Ich hatte das Glück, ihn mehrfach persönlich zu erleben und war immer beeindruckt von seiner Offenheit, seiner umfassenden Menschlichkeit und natürlich von der Hingabe für die Projekte, die ihm und seiner Familie am Herzen lagen.
Wichtig war ihm vor allem, neben den für seine Anliegen offiziellen Kontakte, auch persönliche Verbindungen aufzubauen. Das ist ein wichtiges Fundament für den Erfolg gemeinsamer Vorhaben und hat sich mir tief eingeprägt. Mit der Eule-Orgel in unserem neuen Konzertsaal haben wir, hat Dresden eine bleibende Erinnerung, und darüber hinaus wird er uns als beeindruckende Persönlichkeit im Gedächtnis bleiben. Seiner Familie gilt unser Beileid und wir hoffen, dass unsere fast freundschaftliche Verbindung auch in Zukunft Bestand haben wird."
Prof. Dr. Thomas de Maizière, Präsident des Fördervereins Dresdner Philharmonie e. V.: "Die Verbindung der Familie Arnhold zur Dresdner Philharmonie, die vor über 100 Jahren begann, fand den jüngsten Höhepunkt in dem großzügigen Beitrag zum Bau der Orgel im neuen Kulturpalast. Es ist einzigartig und bewundernswert, dass sich die ganze Familie trotz Vertreibung und Exil zu Zeiten des Nationalsozialismus zu ihrer Heimatstadt Dresden wieder bekannt hat. Gerard Arnhold war lange Jahre Präsident des Fördervereins der Philharmoniker.
Anthony Arnhold war bei der Einweihung der neuen Orgel dabei. Seine unprätentiöse und bescheidene Haltung bleiben unvergessen und Vorbild." Anthony Arnhold wurde am 4. März 1945 in London geboren. Seine Schul- und Studienzeit verbrachte er in Süd- und Nordamerika sowie Europa. Im Zentrum seines Interesses und Engagements standen stets junge Leute. Er arbeitete als Lehrer an Schulen sowie Universitäten und unterrichtete auch in verschiedenen Ländern Ozeaniens.
Zuletzt lebte er im spanischen Valladolid. Bis zuletzt pflegte er persönlich den Kontakt zu Dresden und traf im vergangenen Jahr im Rahmen eines Besuchs auch auf Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Eine größere Familienzusammenkunft fand im 2021 in Dresden statt. Damals würdigte die Landeshauptstadt Dresden anlässlich des 100. Geburtstags von Henry Arnhold das Engagement der Arnholds. 46 Familienmitglieder aus aller Welt reisten dafür in die sächsische Landeshauptstadt.
Anthony Arnholds Vater Georg-Gerhard Arnhold ist Enkel von Georg Arnhold. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts engagierten sich er und sein Bruder Max, die seit 1882 in Dresden ein erfolgreiches privates Bankhaus führten, in Dresden. Sie gründeten einen Pensionsverein für Angestellte und förderten viele soziale Vereine und Gesellschaften.
Georg Arnhold unterstützte zudem die Technische Hochschule, die Kunstakademie und die Kunstgewerbeschule. Er finanzierte maßgeblich den Bau des nach ihm benannten Schwimmbades sowie Räume und Ausstellungen im Deutschen Hygiene-Museum Dresden. Trotz der entsetzlichen Erfahrungen als Juden im nationalsozialistischen Dresden, der Enteignung des Bankhauses und der unumgänglichen Flucht vieler Familienangehöriger führte die Familie Arnhold nach 1989 ihr bürgerschaftliches Engagement und Mäzenatentum fort.
Sie beteiligte sich finanziell an der Sanierung des Georg-Arnhold-Bades, am Wiederaufbau der Frauenkirche, an der Errichtung der Neuen Synagoge und am Ankauf der neuen Orgel für den Kulturpalast. Mit der Henry Arnhold Summer School an der Technischen Universität Dresden wird eine Brücke zur nächsten Generation geschlagen. Dasselbe gilt für das Esther-Arnhold-Seligmann-Stipendium für Studierende der Palucca Hochschule für Tanz Dresden.
Weitere Informationen: Festakt zu Ehren der Familie Arnhold: https://www.dresden.de/de/leben/stadtportrait/europa/erinnerung-im-dialog/Arnhold-Festakt.php