

Bis 1996 verband eine Fähre den Stadtteil mit dem Zentrum. Dann wurde sie eingestellt – zu teuer. Ein folgenschwerer Schritt. Denn seitdem wurde nahezu alles durchgedacht, um wieder auf die andere Seite zu gelangen: eine Fähre, eine Brücke für Fuß-und Radfahrer, ein Tunnel, sogar ein Amphibienbus und eine Seilbahn. Eine Brücke für Fußgänger, Radfahrer und Straßenbahn wäre nun die Wunschvariante, eine Rad-Fußweg-Brücke ein Muss, die aber auch für Feuerwehr und Rettungswagen befahrbar sein müsste.
Eine Fähre sahen Planer stets nur als Zwischenschritt. Soweit der Sachlage. Dann fangen die Gedankenspiele an. Eine Fähre, wenn ja was für eine? Eine Brücke - mit oder ohne Straßenbahn? Und wie lange würde was dauern? Jetzt hat sich der Stadtrat festgelegt: Dafür standen letztlich zwei Varianten zur Wahl. Ein Antrag der SPD für eine Fähre, sowie der Antrag der Grünen für eine Fuß-/Radbrücke. Nach einer hitzigen Diskussion entschied sich der Stadtrat mit den Stimmen von SPD, Linke und AfD für die Fährverbindung.
Ulrike Caspary, Stadträtin für Bündnis 90/Die Grünen ist enttäuscht: »Wir hatten eine Fuß-Radbrücke vorgeschlagen, da sie weniger Einfluss auf das Naturschutzgebiet Elbwiesen vor dem Ostragehege hat als eine Fähre. Eine Radbrücke würden ca. 4.500 Menschen täglich nutzen, eine Fähre hingegen höchstens 600 über die Elbe bringen.« Die Grünen sehen eine Radbrücke vor allem als aktive Radverkehrsförderung, beispielsweise von Radebeul und Coswig in Richtung Innenstadt oder Uni-Campus. »Noch dazu wurde unser Vorschlag abgelehnt, die Naturschutzverbände und Umweltinitiativen mit einzubeziehen. Das wäre dringend erforderlich gewesen, um den bestmöglichen Schutz der Elbwiesen zu erreichen, die durch die Anlegestellen am Ufersaum und die nötige barrierefreie Zuwegung stark beeinträchtigt werden«, ärgert sie sich.
Zusätzlich 500.000 Euro Betriebskosten jährlich halten die Grünen für Irrsinn. Dabei sei ja nicht einmal mit einem Zugewinn an Fahrgästen für die DVB zu rechnen. Die Investitition sei zudem mit 7 Millionen veranschlagt. Doch selbst Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) hat eine Fähre stets für die besser Lösung gehalten.Denn eine Brücke, egal ob mit oder ohne Straßenbahn, überbrücke eine Bundeswasserstraße. Das wird kompliziert.
Bislang geht die Stadt von drei Stellen aus, an denen die Brücke in Pieschen einmünden könnte: eine in Kaditz-Mickten, unverbaut, aber nicht im Kern von Pieschen; die zweite zur Leipziger Straße, da müsste eine ganzes Quartier neu geordnet werden; die dritte deutlich westlicher davon ins Zentrum von Pieschen. Neben der Anbindung der Straßenbahn und Naturschutz gibt es ein Höhen-Problem. Die Brücke müsste 10 Meter hoch sein – das ergibt riesige Rampen als Anlaufhöhe für den Rad- und Fußverkehr. Die Verkehrsbetriebe winken ab.
Wenn, dann müsste man die Straßenbahn auf die Brücke bekommen - und das ist angesichts vieler anderer Projekte finanziell gar nicht darstellbar - und eine Genehmigung läge in weiter Ferne. Baubürgermeister Stephan Kühn will daher vor allem eines: Konsens. Denn die Eskapaden um die Waldschlösschenbrücke sitzen tief.