Die St. Petersburger Straße im Blick
Im Rahmen des interdisziplinären Moduls „Stadt und Landschaft im urbanen Kontext“ entwarfen die Studenten der TU Dresden städtebaulich-freiraumplanerische Konzepte zur Neugestaltung dieses Straßenraums.
Basierend auf vier zukunftsorientierten Thesen „St. Peter Park – maximal blaugrün“, „St. Peter Stadt – maximal urban“, „St. Peter Connector – maximal vernetzt“ und „St. Peter Inkubator – maximal flexibel“ entwickelten die Studenten erste Ansätze dazu. Die Ausstellung, eine Kooperation zwischen TU Dresden und Landeshauptstadt Dresden, war zuletzt im Juni 2024 im Zentrum für Baukultur zu sehen.
Prof. Melanie Humann, Inhaberin der Professur für Urbanismus und Entwerfen an der TU Dresden: „Die Studierenden zeigen mit ihren Entwürfen die Möglichkeiten und Grenzen für die Entwicklung dieses Raums. Die Entwürfe zeigen jeweils eine Entwicklungsrichtung und damit sind sie als Gesamtbild zu verstehen. Sie setzen der Entwicklung der St. Petersburger Straße einen ersten Rahmen. Ich freue mich, dass in dieser Kooperation die Arbeiten der Studierenden aufgegriffen und wirksam werden können.“
Die Studenten der Architektur und Landschaftsarchitektur arbeiteten dazu in gemischten Teams an sechs Terminen von April bis Mai 2024 in intensiven Workshops zusammen. Unterstützt wurden sie dabei auch von den Mitarbeitern des Amtes für Stadtplanung und Mobilität. Die Landeshauptstadt Dresden hatte bereits im Herbst 2023 gemeinsam mit dem Entwicklungsforum Dresden eine Auftaktveranstaltung zur Umgestaltung des Stadtraums um die St. Petersburger Straße durchgeführt. Für die Neugestaltung des Stadtraumes um die St. Petersburger Straße plant sie Workshops in Verbindung mit einem städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerbsverfahren. Die studentischen Arbeiten bilden dafür eine erste Basis.
Dr. Matthias Lerm, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Mobilität: „Hier soll ein eigenständiger stadträumlicher Charakter entwickelt werden – inspiriert von vorbildlichen Ring- und Wallanlagen, wie wir sie in Wien, Leipzig oder Bremen bewundern. Verkehrliche Funktionen können viel kompakter geordnet und in das Stadtgrün integriert werden. Eine innige Verbindung von Innenstadt und Vorstädten schafft Platz für urbanes Leben.“
Aufbauend auf den jetzt präsentierten studentischen Arbeiten wird es im Wintersemester 2024/25 ein Fortsetzungsprojekt geben: Dabei werden etwa 80 Studenten der TU Dresden, der Technischen Hochschule Nürnberg und der Hochschule Anhalt in Semesterarbeiten die Perspektiven für die Zukunft des Stadtraumes St. Petersburger Straße weiter vertiefen.
Hintergrund St. Petersburger Straße:
Auf 1,6 Kilometer zieht sich die St. Petersburger Straße als stark befahrene Hauptverkehrsstraße aus den 1960er Jahren durch die Dresdner Innenstadt. Sie hat kaum Aufenthaltsqualität und bildet eine erhebliche Barriere für Fußgänger. Vor 1945 existierte auf dem Gebiet der jetzigen St.-Petersburger Straße keine durchgehende Verbindung. Der Hauptverkehr lief vom Bahnhof aus über die Prager Straße und von dort auf dem Ring um die Innenstadt weiter zum Georgplatz. Mit den Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Planungen aus den 1930er Jahren für den Verkehrszug der heutigen St. Petersburger Straße in den 1950er wieder aufgegriffen und es wurde ein Wettbewerb zur Gestaltung der Straße durchgeführt. Der Siegerentwurf Wolfgang Raudas sah eine breite Prachtstraße mit bepflanzten Mittelstreifen und großem Demonstrationsplatz am Pirnaischen Platz vor.
Dieser Entwurf wurde zwar nicht umgesetzt, war jedoch Grundlage für die spätere Gestaltung ab Mitte der 1960er Jahre mit der weiträumigen, heute als überdimensioniert eingeschätzten, und autogerechten Umgestaltung von Georgplatz, Pirnaischem Platz und Rathenauplatz, einschließlich der dazwischenliegenden Teile des alten Rings, die der neuen Verbindung als Sekundärerschließungen zugeschlagen wurden. Die erneute Umplanung ab 1993 wurde wegen des geringen Entwicklungsdrucks der Innenstadt und fehlender Mittel nicht weiterverfolgt. Teil der damaligen Planungen war allerdings auch der heute als Promenadenring bekannte Grünring um die Altstadt, der zuletzt an der St. Petersburger Straße zwischen Wilsdruffer Straße und Rathausplatz weitergeführt wurde.