Birgit Branczeisz

Die „Operette“ soll leben

Leuben. Eine Initiative macht sich dafür stark die alte Operette in Leuben als Stadteilzentrum nutzbar zu machen.
Annett Müller (Mitte) und die Initiative „Operette beleben. Mach mit und komm vorbei“ bei Bürgertreffen im Mai.

Annett Müller (Mitte) und die Initiative „Operette beleben. Mach mit und komm vorbei“ bei Bürgertreffen im Mai.

Bild: Privat

Annett Müller ist „ein Kind der Operette“, hier in Leuben hat sie ihren ersten Ballettunterricht bekommen, hier hat sie sich immer wohlgefühlt. Zuletzt ist die freie Künstlerin hier ins Kostüm geschlüpft, um für die frühere Spielstätte zu werben. „Dornröschen wecken! Operette beleben. Mach mit und komm vorbei“  hieß die Aktion der Bürgerinitiative „Operette beleben. Mach mit und komm vorbei“ und die Leubener kamen. Sie kamen ins Gespräch, unterschrieben für ein Stadtteilhaus „Alte Operette“ und lunchten schon mal durch die Fenster des geschlossenen Hauses. Seit 2016 ist die einstige Staatsoperette ausgezogen. Seit 2019 gibt es einen Stadtratsbeschluss, aus dem Haus ein Zentrum für die Kreativwirtschaft, soziale und sportliche Begegnung zu machen.

Es gibt Konzepte mit und ohne Saal, unterschiedlichste Interessenten haben sich gemeldet.  Tanzgruppen, Chöre, Puppenspieler, Bands, sie alle haben auch an der Bühne Interesse. Für 2023 waren dann sogar  800.000 Euro für das Vorhaben im Haushalt eingestellt, um das frühere Garderobengebäude wieder betriebsfähig zu machen. Doch passiert ist trotzdem nichts. Bisher ist die Umsetzung immer wieder verschoben worden, trotz offenem Brief und Unterschriftensammlung. Annett Müller könnte sich gut vorstellen, schon mal mit einer Ausstellung, einem Tag des offenen Ateliers oder einem Tag der offenen Tür anzufangen. Denn so ein Haus lebt nur durch Belebung. Sonst wird es vergessen.

„Die Stadt könnte auch einen Teil des Opernfundus hier einlagern, für die sie sich anderweitig einmietet. Hier hätte sie eigene Räume.“ Doch bislang herrscht tiefes Schweigen.  Auch Stadtbezirksamtsleiter Jörg Lämmerhirt tut sich schwer und das hat Gründe. Als das Haus vor 8 Jahren dichtmachte, wurden alle Medien gekappt. Die jetzt wieder anzubringen, ist nicht ohne weiteres möglich, es müsste alles erneuert werden. In so einem großen Haus mit dem großen Saal der Operette eine kostenaufwändige Sache, zumal auch die Statik Probleme mache, so Lämmerhirt. So gut er die Bürgerinitiative findet und die Notwendigkeit eines Stadteilzentrums – einfach wird das nicht, das ist allen Beteiligten klar.  

Das resultiert  auch aus der Geschichte des Hauses: Vorläufer des Hauses war das nach dem 2. Weltkrieg von Fritz Randow privat gegründet „Apollo-Theater“ im ehemaligen Leubener Gasthof Feenpalast. Das „Apollo“ war 1947 der erste  Theaterumbau in Sachsen. Doch bereits im 1. Jahr wurde das Theater zwangsverstaatlicht. Was der „Staat“, in dem Fall die Stadt, schon damals versäumte war, das Haus entsprechend baulich zu erhalten. Schon in den 1960er Jahre galt das Haus  wieder als baufällig,  1970 bis 1977 wurde das Nötigste gemacht. Seit 1999 hielt nur noch eine Ausnahmegenehmigung das Haus am Leben. Erst im Jahr 2016 zog das Ensemble ins Kraftwerk Mitte um. Die Bürgerinitiative kämpft beharrlich weiter, erwartet, dass vom Stadtrat baldmöglichst Entscheidungen getroffen und entsprechende Mittel freigegeben werden.

Interessenten können sich gern bei der Bürgerinitiative melden:  leuben.beleben@gmail.com

Weitere Infos auf https://alte-operette-dresden.de

 

 


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