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Die Dresdner werden immer mehr

Im Jahr 2030 werden in Dresden voraussichtlich rund 33.000 Menschen mehr als heute leben. Das entspricht etwa der Größenordnung Radebeuls. Die Entwicklung in den Stadtteilen ist dabei sehr unterschiedlich. Während die Pieschener bald anbauen müssen, rollen in Prohlis und Reick dann die Strohballen über die Straße.
Blick auf Löbtau (links Clara-Zetkin-Straße). Der Stadtteil wird die kommenden Jahre mehr Einwohner zählen. Foto: Jürgen-Michael Schulter

Blick auf Löbtau (links Clara-Zetkin-Straße). Der Stadtteil wird die kommenden Jahre mehr Einwohner zählen. Foto: Jürgen-Michael Schulter

Prognosen sind so eine Sache. Tendenziell stimmen sie, im Detail gibt es häufig Unsicherheiten. Geburten- und Sterberate sowie die Lebenserwartung sind Dinge, die noch relativ gut absehbar sind. Beim Thema Zuwanderung wird es da schon schwieriger. Doch der Reihe nach. Fruchtbarkeitsrate Ende Juni 2016 lebten in der Landeshauptstadt 549.600 Menschen, macht Platz 2 im Freistaat und Platz 12 in der Bundesrepublik. Statistisch gesehen bekommt jede Dresdnerin 1,54 Kinder. „Zu wenig, um die Einwohnerzahl stabil zu halten. Dafür wäre eine Fruchtbarkeitsrate von 2,1 nötig. Ein Wert, den keine deutsche Stadt erreicht“, sagte Dr. Lioba Buscher, Leiterin der Kommunalen Statistikstelle, bei der Vorstellung der aktuellen Bevölkerungsprognose. Dieser Expertise liegen zahlreiche Daten und Erfahrungswerte zugrunde, darunter Zahlen aus dem Melderegister, die Entwicklung seit 2011, Reserven von Wohnbauflächen u.v.m.. Zu den wohl wichtigsten Indikatoren gehören Geburten, Sterbefälle, Zu- und Wegzüge sowie die Alterung der Jahrgänge. Mehr Geburten als Sterbefälle Momentan hat Dresden noch einen „Geburtenüberschuss“ von rund 1.000 Personen pro Jahr. Heißt: Es gibt mehr Geburten als Sterbefälle. Bis 2018 sagt die Prognose rund 6.400 Neugeborene jedes Jahr voraus, ab 2023 sind es nur noch 6.000. „Grund für den Rückgang ist der Geburtenknick Anfang der 90er Jahre“, erklärte Holger Oertel, Leiter Einwohner- und Regionalstatistiken. Die damals geborenen Frauen erreichen das für die Statistiker relevante Alter (25 bis 34).  Weniger Frauen bedeuten weniger Kinder. Die leicht steigenden Fruchtbarkeitsrate (1,6) wird daran nicht viel ändern. Die Zahl der Gestorbenen steigt bis 2026 hingegen auf 6.000. Damit wäre der Saldo dann ausgeglichen, jedoch nicht überall. Engagement in Sachen Nachwuchs Pieschen wird die kommenden Jahre weiter wachsen. Grund ist hier das große Engagement in Sachen Nachwuchs. Altstadt und Friedrichstadt können sich Dank der enormen Bautätigkeit bis 2021 auf knapp 20 Prozent mehr Einwohner einstellen. Die Menschen in Kaditz, Mickten, Trachau (+9,1 Prozent), Klotzsche und den nördlichen Ortschaften (+6), Cotta, Löbtau, Naußlitz, Dölzschen (+3) sowie Neustadt (+2,8) bekommen ebenfalls mehr Nachbarn. In Prohlis und Reick (-3,3) zeigt die Bevölkerungskurve hingegen nach unten, ebenso in Tolkewitz, Seidnitz und Gruna (-1,6). In Mockritz, Plauen und Coschütz ändert sich nichts. Lebenserwartung steigt Unabhängig des Wohnortes steigt die Lebenserwartung der Dresdner bis 2030 auf 86 Jahre bei den Frauen und 82 Jahre bei den Männern. Im Gegensatz zu heute werden damit reichlich 12.000 Menschen über 65 Jahre zusätzlich vorausgesagt. Von Bedeutung sind bei Bevölkerungsprognosen auch die Wanderungsbewegungen. „Hier wird Dresden in den kommenden Jahren noch mehr Familien an sein Umland verlieren“, sagte Oertel. Leipzig ist nicht zu überholen Im Gegenzug profitiert die Landeshauptstadt aber von jungen Erwachsenen aus dem Speckgürtel und dem Osten der Republik. Den Wegzug in den Westen gibt es noch, aber nicht mehr so ausprägt, wie in den 90er Jahren. Damals hatte die Stadt mit rund 470.000 Einwohnern den vorläufigen Tiefpunkt in seiner Bevölkerungskurve erreicht. Unsicher sind die Voraussagen beim Thema Asyl. Ohne die Zuwanderung hat Dresdens  Bevölkerungsplus von der Jahresmitte 2015 bis Jahresmitte 2016 bei reichlich 2.000 gelegen (mit bei rund 6.500). Die kommenden Jahre sagen die Statistiker hier mittlere dreistellige Werte voraus.
Die 582.300 Einwohner im Jahr 2030 werden allerdings nicht reichen, um Leipzig zu überholen.  (A. Schramm)


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