

Seit der Investor angekündigt hat, noch mehr Fläche am Sachsenbad in Pieschen zu kaufen, sieht die Bürgerinitiative sprichwörtlich ihre Felle davonschwimmen. Die Initiative »Endlich Wasser ins Sachsenbad« erinnert daran, dass der Verkauf des Sachsenbades für eine Million Euro 2021 mit dem Beschluss des Stadtrates verknüpft wurde, im direkten Umfeld mittelfristig eine Schwimmhalle für den Dresdner Nordwesten zu errichten. Dass Stadtratsbeschlüsse im Zweifel nicht bindend sind, hat sich inzwischen mehrfach gezeigt – man erinnere sich nur an die alte Operette Leuben.
Seit 1994 bemühen sich die Pieschener immer wieder darum, dass am Sachsenbad ein neues Schwimmbad gebaut wird. Als neue Untersuchungen zeigten, dass der hintere Anbau komplett abgerissen werden muss, weil er statisch nicht mehr zu halten ist, plante auch der Investor um. Weil die Tragwerksschäden inzwischen derart immens sind, dass nicht alle Räume wie geplant zu nutzen sind, möchte er nördlich eine Fläche dazukaufen.
Was zunächst harmlos klingt, ist für die Pieschener das endgülige Aus vom Schwimmbad-Traum. Denn andere geeignete kommunale Flächen gibt es nicht. Die immer wieder vorgebrachten Standorte wie Alter Leipziger Bahnhof, Hufewiesen und Harkortstraße wurden bereits geprüft, sie stehen nicht zur Verfügung.
Heidi Geiler von der Bürgerinitiative »Endlich Wasser ins Sachsenbad« findet klare Worte: »Wir Pieschener sind geduldig, aber wenn die Stadt jetzt die letzte mögliche Fläche verkauft, bekommen wir auch in zehn oder 15 Jahren kein Bad, das muss jedem Stadtrat klar sein, der einem Verkauf zustimmt.« Die jetzige finanzielle Lage der Stadt Dresden ist das Eine – sich die Zukunft verbauen etwas anderes.
Nur wenige Kilometer entfernt in Klotzsche sind die Stadtbezirksbeiräte gerade auch verunsichert. Sie haben läuten hören, dass die für ein neues Schwimmbad in Klotzsche vorgesehene Fläche auch verkauft werden könnte. Der Ortschaftrat will jetzt eine entsprechende Anfrage an die Stadt stellen und hofft auf ein klares Bekenntnis für eine Schwimmhalle im Dresdner Norden. Denn im schlechtesten Fall heißt es nicht Klotzsche oder Pieschen, sondern keiner von beiden. Dann stünde der Dresdner Norden komplett ohne Schwimmhalle da.
Silvana Wendt, Ortschaftsrätin in Langebrück, hat sich 20 Jahre lang für eine neue Schwimmhalle eingesetzt. Wenn die jetzt nicht komme, frage sie sich, wie die Stadt Dresden den regulären Schwimmunterricht für die Grundschüler absichern wolle. Auch für die Älteren sei eine Abteilung Therapiebad unverzichtbar. »Versuchen Sie mal, ein Rezept für eine Wasserbehandlung einzulösen«, sagt sie. André Powilleit vom Projektentwickler Montis (München) will der Bürgerinitiative ein stückweit entgegenkommen. Der Investor wolle die Verkehrsflächen, vor allem die Zufahrt von der Wurzener Straße aus, vorerst nicht in Anspruch nehmen, um die Option auf ein »Neues Sachsenbad« zu erhalten.
Ob das jedoch ausreicht, wird sich zeigen. Für Linke-Stadträtin Jacqueline Muth zeigt sich ein generelles Muster der Stadtpolitik. Sie warnt davor, dass »die Stadtverwaltung wegen klammer Kassen wieder in alte Muster verfällt und kurzsichtig durch einmalige Grundstücksverkäufe die gesamtstädtische Entwicklung unterwandert.« Für Muth ist klar, »dass es dringend eines neuen Schwimmbades im Dresdner Nordwesten bedarf, für Schulsport und Nahversorgung.« Im Herbst soll der Stadtrat über den Flächenverkauf am Sachsenbad entscheiden.