

Wenn der Chef von »Little John Bikes« erzählt, dass er in der Handwerkskammer als Reparaturbetrieb ein wenig Außenseiter ist und ankündigt, er wolle heute Abend erzählen, warum er eigentlich auch kein Fahrradhändler ist, da stutzen auch Marketing-Experten. Genau der richtige Widerhaken, um den Marketingclub Dresden in der Little-John-Filiale Pfotenhauer Straße in Dresden zu fesseln. 210 Menschen sind im Club vereint - Agenturen, Firmen und Privatpersonen, die Marketing spannend finden.
Vizepräsident Ronny Ullrich und »Little-John-Bikes«-Geschäftsführer Dr. Robert Peschke plaudern, präsentieren und klären natürlich die Frage, wie sich der Fahrrad-Filialist selbst sieht. »Wir sind mit 56 Läden das größte Filialsystem Deutschlands«, erklärt Peschke. Klingt erst mal banal, hat aber Konsequenzen, wenn man es durchdenkt. Geschäft endet nicht mit Fahrradverkauf Denn Little-John-Bike sieht sich als knallhartes Business, die Zeiten, in denen es ein paar Enthusiasten nur darum ging, nur »Spaß« als Unternehmensziel zu leben, liegen lange zurück – heute will das Haus zwar durchaus erfolgreich Fahrräder verkaufen, aber vor allem mit seinem Netzwerk ein großer Player für Arbeitgeber und Kommunen sein. Denn, so Dr. Peschke, »wir sind dort wo die Mitarbeiter sind«.
Die Unternehmung endet längst nicht mehr mit dem Fahrradverkauf, da fängt sie faktisch an. Denn die Kunden wollen mit immer hochwertigeren Rädern Inspektionen – und natürlich wird der eigene Kunde da besser gestellt. »Positiv diskriminieren« nennt sich das im Marketing. Das E-Bike ist dabei der große Gamechanger der letzten Jahre, der das Geschäft gerade mächtig umkrempelt.
Warum? Weil viel höhere Werte im Umlauf sind – das Fahrrad ist das neue Auto. Auf den »schönsten Palast« komme es da nicht an, sondern auf das Netzwerk der Unternehmung. Darauf, die Inspektions-Nummer-1 zu sein und digitale Angebote – überall und jederzeit. Little-John-Bike hat sich auf den Weg gemacht, einen komplett »atomisierten Markt«, in dem es Einzel-Inhaber ebenso gibt, wie Ketten und Discounter, profitabel zu ordnen.
Der typische Marktteilnehmer ist noch immer der Familienladen: der Junge steht im Laden, der Schwager macht die Werkstatt, die Oma die Buchführung. Doch Little-John will mehr: Der Filialist hat jetzt sogar eine eigene Leasingfirma und will demnächst einen weiteren Fahrradhändler ins Firmennetzwerk übernehmen. Wen, das verrät Dr. Peschke zwar noch nicht, aber das Ziel steht auf Erweiterung verschiedener Unternehmungen.
Ob er sich vorstellen könnte, zum Beispiel ein Fahrradparkhaus in Dresden zu betreiben, fragen wir. »Warum nicht«, lässt Dr. Peschke offen. Alles was zum Thema passt, kommt erst einmal in Betracht. Und vielleicht geht ja irgendwann wieder ein Marketing-Preis an »Little-John-Bikes« wie im Jahr 2023 für das Kinderprojekt Pedalinos Kids-Bike-Academy. Noch können Firmen nominiert werden, die mit frischen Auftritten von sich Reden gemacht haben, ermutigt Ronny Ullrich vom Dresdner Marketingclub. Vorschläge können eingereicht werden.
Wohin da die Reise geht, verraten ein wenig die Titel seiner nächsten Veranstaltungen: Bilder, die (sich) bewegen sind das große Thema 2024. Im Zentralkino werden am 21. März, 17.30 Uhr, die besten Werbefilme aus 2023 gezeigt. Der Marketingpreis wird schließlich im August nach den Sommerferien verliehen – wir dürfen gespannt sein, welches Rad sich da dreht.