Birgit Branczeisz

Carl-Maria-von-Weber zu Hause besuchen

Dresden. Das Weber-Museum in Hosterwitz ist das älteste erhaltene Wohnhaus in Dresden und wird jetzt grundlegend saniert. 

Während sich Dresden auf 2024 und damit das "Jahr der Romantik" vorbereitet - und damit vor allem Caspar David Friedrichs 250. Geburtstag im Blick hat, rückt gerade ein Komponist und Pianist der Romantik in den Fokus - Carl Maria von Weber. Der Kulturausschuss des Bundestages hat 1,9 Millionen Euro bewilligt, um das Weber-Museum in Dresden von Grund auf zu sanieren. Daran gebunden sind entsprechende Mittel des Freistaates und der Stadt Dresden.

Der Bund würdigt damit die nationale Bedeutung des Hauses als weltweit einziges Weber-Museum, sowie einziges Museum für einen Musiker in Dresden, obwohl sich Dresden als Musikerstadt versteht, so Museumsleiterin Dr. Romy Donath. Der Zeitplan ist ehrgeizig. Schon 2026 ist Webers 200. Todestag. Bis dahin soll das Haus kernsaniert sein und eine neue Dauerausstellung zeigen. Die letzte Sanierung fand anlässlich des 150. Geburtstag des Musikers statt, 1975. Die Bausubstanz ist mehr als bedürftig, die Ausstellung ist sogar noch älter, sie stammt aus dem Jahr 1957.

Gerade läuft ein zur Wettbewerb zur Innengestaltung. Das Carl-Maria-von-Weber-Museum ist das älteste, komplett erhaltene Wohnhaus auf Dresdens Stadtgebiet, es wurde 1664 als Fachwerkhaus erbaut - und es ist ein Winzerhaus, mehrfach umgebaut, aber im Kern erhalten, selbst der Dachstuhl ist original. "Das ist etwas ganz, ganz Besonderes, das Haus selbst ist ein Museumsstück", schwärmt Romy Donath.

Entsprechend ist das Museumskonzept aufgestellt. "Bitte nicht anfassen" wird hier kein Besucher lesen. Vielmehr sollen die Gäste "zu Weber nach Hause kommen in sein Winzerhaus", eine Zeit ohne fließend Wasser und Elektrizität, eintauchen in die Welt um 1820. Von 1818 bis 1825 verbrachte Carl-Maria-von-Weber hier immer wieder die Sommermonate. Anlass war der König selbst, der jedes Jahr in seine Sommerresidenz nach Schloss Pillnitz zog. Für den erlesenen Hofstaat hieß das: von Mai bis September mitziehen.

Auch das Orchester musste mit und natürlich der gesamte Operntross, und somit auch Carl-Maria-von Weber als Komponist und Dirigent. Anfangs ist er wohl tatsächlich täglich zu seiner sommerlichen Arbeitsstätte gelaufen - vom Altmarkt, wo er seine Wohnung hatte etwa 3 bis 4 Stunden jeden Tag. Auch Fahren war zu dieser Zeit recht beschwerlich und holprig.

So entschied sich Weber, selbst eine kleine Sommerresidenz zu beziehen. Zwar nur eingemietet, aber der Ort gefiel ihm so gut, dass er fast jedes Jahr wiedergekommen ist. Viele seiner Kompositionen sind hier entstanden: "Euriante" und "Oberon" hat er in seinem Winzerhaus geschrieben, ganz viel Kammermusik, Lieder und Symphonien. Aber Weber ist eben heute hauptsächlich für den "Freischütz" bekannt.

Bislang gibt es keinen schriftlichen Nachweis, dass auch nur eine Note des "Freischütz" tatsächlich in der Sommerfrische der Elbhänge geschrieben wurde - aber die Inspiration hat sich Carl-Maria-von-Weber ganz gewiss auf den Wanderungen durch die Elbhänge, vor allem durch den Keppgrund bis hin in die Sächsische Schweiz, geholt - davon ist Dr. Romy Donath überzeugt und dafür gibt es viele Belege.

So hat sich der berühmte Musiker hier u.a. mit dem Dichter Friedrich Kind getroffen, der das Libretto zum Freischütz schrieb. "Der Freischütz" ist kompositorisch über einen Zeitraum von 3 Jahren entstanden - das Thema "die Deutschen und ihr Wald" hat hier sicher viele Anregungen erfahren.

In vielen Broschüren steht daher "in Hosterwitz ist der Freischütz entstanden", lacht Dr. Romy Donath. Ein schöner Mythos, an dem tatsächlich etwas dran ist. Heute liegt das berühmte Winzerhaus natürlich nicht mehr einsam in der Landschaft. Einfamilienhäuser, eine Schule sind in der Nachbarschaft. Aber der Garten ist noch wunderschön, er hat noch diese Idee eines romantischen Winzerhauses mitten in der Natur. Mit der Sanierung des Weber-Museums kann Dresden einen fast vergessenen Schatz wiederentdecken.

www.museen-dresden.de


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