

„Schüsse im Branitzer Park“ oder „Überfall auf Pressekonferenz in Pücklers Grün“. So hätten Schlagzeilen von diesem Nachmittag lauten können; denn all das geschah, aber ohne in diesen bewegten Zeiten neues Leid zu säen. Es waren die Räuber aus der musikalischen Räuberpistole „Das Wirtshaus im Spessart“ (Premiere 14. Januar, TS) mit ihrem „Hauptmann“, dem Sänger Christian Henneberg. Der stimmte an, und ihre Geiseln auf Zeit, erst Journalisten und dann Besucher, stimmten ein: „Ach, das könnte schön sein, als friedlicher Bürger...“ Eine der Miniaturen, die neugierig auf künftige Inszenierungen machen. Was in den nächsten Monaten über die Bretter des Großen Hauses (GH), der Kammerbühne (KB) und der Theaterscheune (TS) geht, das könnte nicht nur, das wird schön sein. So das musikalische Familienfest, das dem Schauspieljahr das Motto gibt „Glauben Lieben Hoffen“. Thomas Harms singt schon mal traurig „Keiner liebt mich so wie ich“, aber Heidrun Bartholomäus tröstet ihn mit ihrem „Happy birthday“. Es wird ein Abend mit ganz vielen Liedern und letzten Endes froher Laune (ab 7. Oktober,GH). Zwischen malerischen antiken Säulen sind Heiko Walter, Hardy Brachmann und Dirk Kleinke in vielfarbige Ministerroben geschlüpft, die ihre ganze Einfalt entlarven. Stumm auf dem Thron Prinzessin Turandot aus der gleichnamigen Oper (ab 30. April, GH). Vor der pücklerfrohen Naturkulisse läuft „Ein seltsamer Fall“ ab, Ausschnitt eines Krimi-Balletts. Der in Cottbus bekannte und beliebte italienische Choreograf Giorgio Madia hat es ersonnen und wird es nach der Musik des Amerikaners Morton Gould in Szene setzen und choreografieren (ab 11. Februar, GH). Vorm Schloss tanzen Ballettcompagnie und Kinder der Tanzschule Werhun Weihnachtsatmosphäre bei 35 Grad: „Peter Pan“, das Weihnachtsmärchen 2016 (ab 27.11., GH). Prominenten Leuten konnte man im Park begegnen, die wir auf der Bühne wiedersehen: Emilia Galotti, Wozzeck, Ritter Blaubart, Michael Kohlhaas u.a. Auch von zwielichtigen und unangenehmen Situationen war zu erfahren: wenn „Die spanische Fliege“ sticht, von „Verbrennungen“, einer „Hexenjagd“. Im abschließenden Konzert luden das Orchester unter Leitung von Evan Christ (hervorragend und vielseitig wieder sein Konzertplan!), Opern- und Extrachor noch mal, dazu Verdis „Don Carlos“ bemühend, ein: „Spuntato ecco il di d‘esultanza“ (Kommt alle, die Feier zu schauen). Das alles wird schön sein. Es gibt aber auch noch was zu melden, was schön sein könnte. Intendant Martin Schüler weckte Hoffnungen für die Ballettcompagnie: Es gebe Bestrebungen und es werde daran gearbeitet, sie wieder zu einer eigenen Sparte zu formieren. Wer das Ballett mit seinem Chef Dirk Neumann und seinen acht herausragenden Tänzerinnen und Tänzern kennt, kann nur sagen: Das wäre ja so was von verdient, ja, es könnte schön sein! • Staatstheater Cottbus (Klaus Wilke)