Frischer Wind für Olympia: So sind die neuen olympischen Disziplinen in Sachsen vertreten
Die letzten Olympischen Spiele begeisterten durch sportliche Höchstleistung und nicht zuletzt auch durch fünf neue Disziplinen, die zum ersten Mal in diesem Rahmen ausgetragen wurden. Welche Sportarten haben die Aufnahme in die Olympischen Spiele geschafft und wie sind sie aktuell im regionalen Leistungssport vertreten?
Olympische Spiele zeigen mehr Vielfalt
Die Olympischen Spiele, die in diesem Sommer in Tokio stattfangen, liegen erst wenige Monate zurück. Vom 23. Juli bis zum 08. August beherbergte die japanische Hauptstadt Athleten aus der ganzen Welt. Auch wenn die Olympischen Spiele mit einem Jahr Verspätung stattfinden mussten und deshalb ihren Vier-Jahres-Rhythmus vorübergehend verlassen haben, hatte das Event sportlich viel zu bieten. In diesem Jahr gingen fünf neue Olympische Disziplinen an den Start. Mit Karate, Sportklettern, Skateboarding, Surfen sowie Soft- und Baseball ist erneut eine große Vielfalt in die Wettkämpfe eingezogen.
So manche Neuaufnahme mag Olympiafans zunächst überraschen, denn nicht alle neuen Disziplinen empfehlen sich auf den ersten Blick für die Olympischen Spiele. Die große Verbreitung im Breiten- und Leistungssport kann sich allerdings in allen fünf Disziplinen sehen lassen, sodass eine Aufnahme in die Olympischen Spiele ein sinnvolles Plädoyer für mehr Vielfalt im Leistungssport darstellt. In der Sportwelt und bei Fans des Breiten- und Leistungssports trifft die Aufnahme neuer sportlicher Disziplinen in den Katalog der Olympischen Spiele auf breite Zustimmung. Besonders Skateboarding sorgte dieses Jahr für großartige Momente und Emotionen, als der Wettbewerb der Frauen von Momiji Nishiya (Gold) und Rayssa Leal (Silber) dominiert wurde, die beide erst 13 Jahre jung waren. Das starke Interesse zeigt auch an der medialen Präsenz. Neben Liveübertragungen haben auch neue Sportwettenanbieter bereits einige der Disziplinen in ihr Portfolio aufgenommen.
Nun blickt die Sportwelt auf Frankreich, wo 2024 die nächsten Olympischen Spiele ausgetragen werden sollen. Dann wird auch Breakdance zur Olympischen Disziplin werden.
Wir möchten an dieser Stelle die neuen Olympischen Disziplinen stärker in den Fokus nehmen und beleuchten, wie es um den Breiten- und Leistungssport in der Region bestellt ist.
Breakdance für Olympia
Breakdance soll 2024 zur Olympischen Disziplin werden. Sachsen verfügt über eine aktive und leistungsstarke Tanzszene im Allgemeinen und Breakdance-Szene im Speziellen. Gelehrt und trainiert werden Tanz- und Breakdance-Varianten nicht im Verein, sondern klassischerweise in Tanzsportzentren, privaten Tanzschulen und Jugendzentren.
2019 entstand ein Zusammenschluss aus den leistungsorientiertesten Breakdancern Sachsens. Unter dem Namen „The Saxonz“ gründeten sie einen Breakdance-Verein und Ende 2020 eine Tanzschule. Die Motivation besteht darin, in Sachsen langfristig eine leistungsstarke und breit aufgestellte Breakdance-Szene zu etablieren. Bei den inoffiziellen deutschen Meisterschaften konnten sich The Saxonz schon mehr als einmal den Titel sichern. Dann kam die Anfrage der Olympia-Bewegung, die Breakdance als neue Olympische Disziplin aufnehmen wollte. Auch wenn die Interessen des Vereins ursprünglich nicht in diese Richtung gingen, sind die talentierten Tänzerinnen und Tänzer stolz, ihre Sportart 2024 in Frankreich vertreten zu sehen. Die Chancen auf eine Teilnahme stehen für die sächsischen Breakdancer nicht schlecht.
Karate: Neustart in Tokio
Auch Karate gehört zu den neuen Olympischen Disziplinen. 2021 gingen die besten Leistungssportler der Welt in Tokio an den Start. In Sachsen liegt der Schwerpunkt bei Karate allerdings auf dem Breitensport und nicht auf dem Leistungssport:
„Wir haben zwar einige Bundeskaderathletinnen und -athleten im Verband, machen aber viel Kinder- und Jugendarbeit und setzen auf eine breite Basis. Der Großteil betreibt bei uns Karate, um sich zu bewegen oder zu verteidigen“, erläutert Thomas Hagemann, Präsident des Sächsischen Karatebundes (SKB) im Gespräch mit Sportbuzzer.
Insgesamt sei die Teilnahme an Meisterschaften auf Seiten sächsischer Karatevereine eher gering, so Hagemann weiter. Zu den wenigen Leistungsträgern im Profisport gehöre der Karateverein Bushido in Leipzig, der regelmäßig Teilnehmer bei den Deutschen Meisterschaften platziere.
Mit Karate ist die dritte asiatische Kampfsportart in die Olympischen Spiele eingezogen. 2024 in Paris soll die Disziplin allerdings nicht aufgerufen werden.
Sportklettern: Hoch hinaus für Olympia?
Sportklettern hat in Sachsen eine lange Tradition. Durch die regionale Nähe zur sächsischen Schweiz ist das Interesse am Felsen- und Hallenklettern gleichermaßen ausgeprägt. Eine Vielzahl an Klettersportvereinen hat sich etabliert und engagiert sich im Breiten- und Leistungssport und in der Nachwuchsförderung.
Besonders groß ist die Community rund um das Sportklettern in Dresden. Das DAV Kletterzentrum in Dresden ist Landesstützpunkt des Bundeslandes und auch der sächsische Bergsteigerbund (SBB) ist im Breiten- und Leistungssport engagiert. Trotz des großen sportlichen Interesses fand 2021 keine sächsische Teilnahme an den Olympischen Spielen statt. Lucia Dörffel, die in Chemnitz geboren wurde und aktuell in München trainiert, konnte sich knapp nicht für Olympia qualifizieren. 2024 in Paris möchte sie ihr Bundesland aber gerne vertreten.
Skateboarding: In Sachsen noch eher Freizeitsport
Skateboarding gehört zu den eher ungewöhnlichen Neuaufnahmen im Kreise der Olympischen Disziplinen. 2016 beschloss das Internationale Olympische Komitee (IOC), die Sportart aufzunehmen und 2021 in Tokio traten erstmal Profisportler im Skateboarding an.
Auch in Sachsen ist die Skateboarding im Breitensport stark vertreten. Das Heizhaus in Leipzig Grünaus ist seit 2018 Regionalstützpunkt für Skateboarding in ganz Mitteldeutschland. Aktuell gibt es etwa 15 Vereine für Skateboard-Interessierte. Hier fehlt allerdings die übergeordnete Struktur. Nur drei der 15 Vereine sind dem sächsischen Rollsport- und Inlineverband (RIVS) angeschlossen, der als Dachverband fungiert. „Wir stecken noch in den Kinderschuhen, sind mitten im Aufbau, und müssen organisierte Strukturen erst entwickeln“, erklärt Sven Bielig, Geschäftsführer des Heizhauses.
Das Interesse am Skateboarding als Olympische Disziplin ging von der Olympia-Bewegung aus. Aus Sachsen traten 2021 zunächst aber keine Athleten bei den Olympischen Spielen an. Die Bereitschaft, sich stärker in Richtung Leistungssport zu orientieren, ist bei den regionalen Akteuren groß und die Chancen sind 2024 in Paris möglicherweise besser. Seinen Charakter als Freizeitsport soll das Skateboarding aber trotzdem nicht verlieren.
Surfen: Schlechte Voraussetzungen in Sachsen
Auch Surfen ist in Sachsen bislang eher ein Freizeitsport geblieben. Die Möglichkeit zum Windsurfen bietet die große Auswahl an Seen im Bundesland zwar, klassisches Wellensurfen, wie es bei den Olympischen Spielen praktiziert wird, ist aufgrund der ungünstigen Trainingsvoraussetzungen allerdings weniger stark vertreten.
Auch Strukturen im Bereich Vereins- und Leistungssport haben sich in Sachsen nicht entwickelt. In einem Olympischen Kader werden Sachsens Sportler zumindest im Surfen deshalb auch 2024 kaum anzutreffen sein.
Baseball und Softball: Es mangelt am Nachwuchs
Baseball und Softball sind 2021 nicht zum ersten Mal auf dem Olympischen Radar aufgetaucht. Bereits 2008 wurden beide Disziplinen in das Olympische Programm aufgenommen, später aber wieder gestrichen.
Innerhalb Deutschlands sind beide Sportarten kaum auf Leistungsniveau angesiedelt. In Tokio ist deshalb auch kein deutsches Team im Soft- oder Baseball angetreten. In Sachsen ist der Mitteldeutschen Baseball- und Softballverbands (MBSV) für entsprechende Strukturen verantwortlich. Es fehle aber am nötigen Interesse bei Kindern und Jugendlichen, um eine Nachwuchsförderung aufzubauen. Aufgrund der geringen Teilnahmebereitschaft können Jugendmannschaften keinen adäquaten Trainingsbetrieb aufnehmen, aber ein Start in jungen Jahren ist erforderlich, um im Baseball und Softball ein ausreichendes Leistungsniveau zu erreichen.
Die Verantwortlichen erhoffen sich nun durch die stärkere Präsenz bei den Olympischen Spielen ein wachsendes Interesse, um die Sportarten mittelfristig breiter aufstellen zu können.
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